Dürfen Christen rechts denken?

Keine einfachen Antworten

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Dürfen Christen rechts denken? Dieser Frage war das erste Foyergespräch in der Kathedralpfarrei St. Sebastian in Magdeburg gewidmet. Referent war Gerhard Miesterfeldt, Vizepräsident a. D. des Landtages von Sachsen-Anhalt.

Vize-Landtagspräsident a. D. Gerhard Miesterfeldt (rechts im Bild) und Moderator Guido Erbrich beim ersten Foyergespräch in der Kathedralpfarrei St. Sebastian in Magdeburg. | Foto: Titus Tekaath
 
Es gibt Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Darin waren sich die Teilnehmer des ersten Foyergesprächs in der Kathedralpfarrei St. Sebastian in Magdeburg am Ende wohl weitgehend einig. Zu dem thematischen Frühschoppen hatte der Pfarrgemeinderat (PGR) nach dem Sonntagsgottesdienst eingeladen ein. PGR-Vorsitzende Ulrike Hachenberg freute sich über die zahlreichen Gäste und begrüßte als Redner und Impulsgeber Gerhard Miesterfeldt, Vizepräsident a. D. des Landtages von Sachsen-Anhalt.
In seinem einleitenden Impuls wurde schnell deutlich, dass eine kurze, einfache Antwort auf die Frage „Dürfen Christen rechts denken?“ gar nicht so leicht zu finden ist. Stattdessen formulierte Miesterfeldt die Frage um: „Dürfen Christen überhaupt denken, dürfen  sie links oder extrem denken?“ Hierbei zitiert er das Johannesevangelium, in dem Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“. Ein Satz, der fast schon Tendenzen zum Fundamentalismus aufweist und zeigt, wie komplex eine Diskussion zu diesem Thema ist.
 
Christen dürfen keine „Angstmacher“ sein
Ein Wort, das im Zusammenhang mit Fundamentalismus oder Extremismus oft zur Sprache kommt, ist die Angst. „Dürfen Christen Angst haben?“ Selbstverständlich dürften sie, so Miesterfeldt: „Wer kann sagen, er hat keine Angst?“ Sei es Höhenangst, die „German Angst“ (Zögerlichkeit) oder die Angst vor Unfällen, „die Angst der Menschen ist ein Menschenrecht“. Jedoch gelte es, immer den entsprechenden Umgang mit ihr zu finden. Auch wenn es dafür keine Gesetze gebe, begingen „Angstmacher eine politische Straftat“.
Zu oft werde versucht, schwierige Fragen einfach zu beantworten. Und dabei werden dann auch gleich die Schuldigen benannt.  Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Angst und der Versuch, diese zu minimieren, finde hingegen kein Gehör. Einer müsse ja verantwortlich sein, aber „ich kann es doch eigentlich nicht sein“. Es werden künstliche Gegensätze und die Klassifizierung von Menschen in „Wir“ und „Die“ aufgebaut. „So wird, wie auch in der Geschichte, die Grundlage für ein klassisches Feindbilddenken gelegt. Früher waren die Juden oder der Westen die Feinde, heute sind es die Ausländer.“
Nach dem Impuls leitete Guido Erbrich, Moderator der Veranstaltung, in das Foyergespräch über. Nun hatten die Zuhörer die Gelegenheit, eigene Gedanken auszudrücken und Fragen zu formulieren. Hierbei drängte sich besonders die Frage in den Mittelpunkt, was gegen die Angstmacher unternommen werden könne. Miesterfeldt geht davon aus, dass es immer Menschen geben wird, die Ängste befeuern und komplexe Fragen scheinbar einfach beantworten können. Eine Lösung, dies zu verändern, gäbe es nicht. Wichtig sei, dass sich der restliche Gesellschaftsteil über die Existenz der Angstmacher im Klaren ist und auch über das Drittel, das immer ängstlich sein wird. Dabei gilt es, alles daran zu setzen, sie nicht an die Macht kommen zu lassen.
 
Ängste ernst nehmen und überlegt damit umgehen
Zum Ende der Diskussion standen einer vermeintlichen einfachen Ja-oder-Nein-Frage mehrere genauso schwer zu beantwortende Fragen gegenüber. Dies mache deutlich, dass es kaum möglich ist, diese Fragen generell und allgemeingültig zu beantworten, hieß es. Vielmehr sollten alle Menschen versuchen, Ängste ernst zu nehmen und überlegt mit ihnen umzugehen.
 
Von Titus Tekaath