Anfrage
Kennt die Bibel Gleichberechtigung?
Im ersten Kapitel der Bibel ist eigentlich alles schon gesagt: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bild … als Mann und Frau schuf er sie“ (Genesis 1,27). Kein Unterschied der Geschlechter! Aber die Bibel zeigt ja selten nur eine Perspektive auf und schon im nächsten Kapitel heißt es, dass der Mann zuerst da ist und aus seiner Rippe die Frau geformt wird: Offenbar ist sie zweitrangig.
Das zieht sich durch die ganze Bibel: die Unterordnung der Frau neben Passagen über ihre Gleichwertigkeit. Und so finden sich im Alten Testament neben männlichen Helden vereinzelt auch weibliche Heldinnen, ja sogar Anführerinnen. Debora (Richter 4) ist eine starke, weise, mutige Frau, die als geistliche, politische und militärische Anführerin eine zentrale Rolle in der Befreiung Israels spielt. Der von ihr berufene Heerführer Barak weigert sich, ohne sie in die Schlacht zu ziehen.
Da klingt das sogenannte „Lob der klugen Hausfrau“ aus dem letzten Kapitel des Buchs der Sprichwörter ganz schön traditionell. Wer es allerdings genauer liest, erkennt, dass diese Frau auch als Geschäftsfrau erfolgreich ist und darin ihrem Mann sogar überlegen zu sein scheint.
Dass die Frau in der Kirche schweigen solle, hat der Apostel Paulus im ersten Korintherbrief geschrieben. Allerdings sind bei solchen Stellen auch die Zusammenhänge wichtig. Grundsätzlich schreibt Paulus nämlich im Galaterbrief: „Es spielt keine Rolle mehr, ob ihr Juden seid oder Griechen, Sklaven oder freie Menschen, Männer oder Frauen.“ Und die junge christliche Gemeinde scheint sich das zu Herzen genommen zu haben. Zwar dominieren auch im Neuen Testament die Männer das Geschehen, aber Frauen sind die ersten Zeuginnen der Auferstehung Jesu, haben wie Phoebe das Amt der Diakonin einer Gemeinde inne (Römer 16) oder werden wie Junia einige Verse später als herausragende Apostelin bezeichnet.
So gibt es neben der Darstellung traditioneller und patriarchaler Rollenverteilung eben doch viele Passagen, die die Gleichwertigkeit und gegenseitige Achtung von Mann und Frau hervorheben.