Reaktionen auf die Entscheidung
Kirchenzeitungen nur noch bis 2023
In eigener Sache: Die Entscheidung der Bistümer Fulda, Limburg und Mainz, ihre Bistumszeitungen nur noch bis Ende 2023 herauszugeben, hat etliche Reaktionen hervorgerufen. Eine Übersicht. (nen)
Der Katholische Medienverband (KM.) kritisiert die Entscheidung. Der KM.-Vorsitzende Ulrich Peters sagte dem „Domradio“, es handle sich um eine „fast kurzschlüssige Handlung“, die nicht in die Zukunft weise. Bei einer Auflage von 21 000 Exemplaren und einer gut doppelt so großen Leserschaft gehe der Kirche „eine große Kontaktfläche“ verloren. Peters kritisierte, durch die „brandgefährliche Nachricht“ über die 2023 geplante Einstellung werde „ein Misstrauen in die eigenen Möglichkeiten“ kommuniziert.
Einstellung erfolgt erst in viereinhalb Jahren
Die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz hatten am Freitag ihre Entscheidung öffentlich (Pressemitteilung dazu) gemacht, die Bistumszeitungen „Bonifatiusbote“, „Der Sonntag“ und „Glaube und Leben“ Ende 2023 einzustellen. Hauptgrund für die „schwierige Entscheidung“ sei der kontinuierliche Rückgang der Auflage, der einen immer höheren Zuschuss der Bistümer nötig mache.
Medienbischof Gebhard Fürst sagte der Katholischen Nachrichtenagentur KNA, er halte Bistumszeitungen weiterhin für „eine wichtige Säule der Kommunikation zwischen Kirche und Gläubigen. Die Zukunft liege „im richtigen Mix und in der Vernetzung der einzelnen Medienkanäle“.
"Mehr denn je nach außen kommunizieren"
Die Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GkP) hat mit Bedauern auf die für Ende 2023 geplante Einstellung der drei Bistumszeitungen reagiert. GkP-Vorsitzender Joachim Frank sagte: „Die Kirche muss heute mehr denn je nach außen kommunizieren. Dazu braucht sie professionell aufgestellte und angemessen ausgestattete Medien.“ Die Herausforderungen durch den Wandel des Mediennutzungsverhaltens und die Mitgliederstruktur in den Kirchen seien unbestreitbar groß. Allerdings sei der „Rückzug aus der Printwelt weder eine Lösung noch eine Strategie“, heißt es in einer Erklärung der gkp. "Wir begrüßen es, dass die drei betroffenen Bistümer ankündigen, für ihre Kommunikation neue Wege und Formate zu suchen. ... Hier sind Investitionen in Kreativität und journalistische Kompetenz gefragt, damit die Stimme der Kirche über ihre schwindenden Kernmilieus hinaus wahrnehmbar bleibt.“
Der katholische Publizist Christian Klenk, der Kommunikationschef der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ist und ebenfalls im Vorstand der GkP, erwartet die Einstellung weiterer Titel der Bistumspresse. Er sagte KNA, ein guter Zukunftsansatz sei das Essener Bistumsmagazin "Bene“. Bene erscheint fünfmal im Jahr in Magazinform und wird allen katholischen Haushalten im Bistum Essen auf Kosten der Diözese zugestellt. Der Unterschied zu den Bistumszeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse, zu denen „Der Sonntag“, „Bonifatiusbote“ und „Glaube und Leben“ gehört, ist signifikant: Die Bistumszeitungen erscheinen rund 50 Mal im Jahr und werden überwiegend von Abonnenten bezahlt.
"Mehr Kooperation"
Der Geschäftsführer der Verlagsgruppe Bistumspresse, Ulrich Waschki, wandte sich gegen eine Entwicklung in vielen Bistümern, die sehr stark auf absenderorientierte PR-Angebote setze. Dabei drohten journalistische Produkte, die sich in erster Linie den Lesern verpflichtet sähen und ein Forum für Meinung böten, unter die Räder zu kommen. Dem wirtschaftlichen Druck sei mit mehr Kooperation zu begegnen. Waschki verwies gegenüber dem Domradio darauf, dass sich Bistumsblätter an Menschen richteten, die der Kirche hoch verbunden seien. Es stelle sich die Frage, wie diese künftig zu bedienen seien.
Auch die Abonnenten melden sich zu Wort
In der Redaktion gingen etliche bedauernde Zuschriften ein. Auf der Facebook-Seite der Kirchenzeitung äußerte René Granacher, er sei „nach mehreren Jahrzehnten der Kirchenferne“ dank der Kirchenzeitung, die er zum 50. Geburtstag zugeschickt bekam, wieder in seiner Gemeinde aktiv. Er sei angenehm überrascht gewesen durch die Offenheit, Lebendigkeit und Meinungsvielfalt, die in der Kirchenzeitung zum Ausdruck kam: „Das hat mein Bild von dem, was in der Kirche möglich ist, nachhaltig verändert.“ Er schätze vor allem „Denkanstöße, Analysen und Hintergrundberichte" und die „fundierten und manchmal provokanten Kolumnen“. Allerdings finde auch er die geringe Höhe der Auflage bestürzend.
Auch aus Österreich gab es Reaktionen. „Kirchenzeitungen haben diese Unverwechselbarkeit“ und leisteten ausgezeichnete Arbeit, betonte Gabriele Neuwirth, die Vorsitzende des Verbandes katholischer Publizistinnen und Publizisten Österreichs. Die frühere Mitarbeiterin der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“, sagte laut vatican news, bei den Kirchenzeitungen handle es sich um ein auf der Grundlage des Evangeliums gestaltetes „journalistisches Qualitätsmedium“.
Die Generalvikare hatten mit der Einstellung zu 2023 zugleich den Ausstieg der drei Kirchenzeitungen aus der Ausbildung bekanntgegeben. Jahrzehntelang hatten die Bistumszeitungen Volontäre ausgebildet, seit geraumer Zeit in Kooperation mit der Katholischen Journalistenschule ifp (Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses) in München. Auf Facebook reagierte die Journalistenschule so: "Wir in der katholischen Journalistenschule ifp sind sehr traurig über diese Entscheidung. Viele der betroffenen Kolleginnen und Kollegen haben ihre Ausbildung beim ifp gemacht." Bernhard Remmers, Leiter der Journalistenschule, dankte für "das besondere Engagement der Kollegen für die Journalistenausbildung" und äußerte: "Bislang ist noch keine Strategie zu erkennen, wie die Bistümer in Zukunft vor allem die in den Gemeinden engagierten Christen erreichen wollen. Journalistische Produkte dürfen hier nicht einfach durch PR-Aktivitäten der Kirche ersetzt werden."
Die Entscheidung für die in viereinhalb Jahren geplante Einstellung bringt mit sich, dass freiwerdende Stellen nicht mehr nachbesetzt werden. Für Mitarbeiter, die 2023 von der Schließung betroffen sein werden, haben die Gesellschafter faire, sozialverträgliche und kirchennahe Lösungen zugesichert.
Der „Bonifatiusbote“ für das Bistum Fulda erscheint derzeit im 135. Jahrgang, „Glaube und Leben“ erscheint im 75. Jahrgang, „Der Sonntag“ erscheint im 73. Jahrgang.