Regenwasser von den Dächern des Mainzer Doms

Kooperation mit dem Himmel

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Regenwasser soll künftig von den Dächern des Mainzers Doms aufgefangen werden. In Zeiten der Erderwärmung ein schlaues Projekt. Kürzlich wurden dafür die Zisternen angeliefert. Von Anja Weiffen



Am Tag der Anlieferung der Zisternen klafft ein Krater in der Mitte des Kreuzgangs: Inzwischen sind die Wassertanks dort eingelassen.


An jenem Morgen geht in der Mainzer Domstraße nichts mehr. Ein Lastwagen steht quer. Eine Art riesiger Plastikschlauch verdeckt die tiefstehende Wintersonne, deren Strahlen in die Straßenschlucht fallen. Ein Kran hebt das Gebilde von der Ladefläche des LKW. Die neuen Wasserzisternen für den Mainzer Dom sind da! Mitarbeitende der anliefernden Firma und der Dombauhütte warten gespannt auf den Moment, in dem sie mit anpacken müssen. So gewaltig die Zisternen, so klein schaut die Tür zum Kreuzgang aus. Passt das?

30 000 Liter Wasser passen in die Tanks

Langsam schwebt der Tank auf einen Hubwagen zu, der ihn zum Ziel bringen soll: in den Garten des Kreuzgangs. Nach sanfter Landung schieben die Mitarbeitenden ihn mit ebensolchem Feingefühl durch den Torbogen mit Glastür. Ja, das passt.
Gregor Christgen, Hüttenmeister in der Mainzer Dombauhütte, erklärt, was es mit dieser Szene auf sich hat. „Wir haben die größtmöglichen Tanks, die wir bekommen konnten, angeschafft. In einen dieser Tanks passen 10 000 Liter. Wir haben drei davon. Damit können wir 30 000 Liter Regenwasser auffangen und somit dieselbe Menge Trinkwasser sparen“, sagt Christgen.
Aus fünf Regenrinnen werden demnächst die ungezählten Tropfen von den geschätzt mehrere tausend Quadratmeter großen Dachflächen des Doms in die Tanks fließen. Das Projekt
„Zisterne“ ist neu am Mainzer Dom. Sommertags sei bisher die Beregnungsanlage für den Garten mehrere Stunden mit Trinkwasser gelaufen. „Aber“, betont Christgen, „die Idee einer Regenzisterne entspricht eher dem ökologischen Gedankengut des Christentums und auch der umweltbewussten Einstellung des Bischofs und des Domdekans.“ Auch Christgen ist dieses Projekt ein Anliegen. Auf die Frage, ob eine Kathedrale mit Zisterne ein Vorbild für andere Bistümer sein kann, antwortet er: „Wenn es dazu dient, kann uns das nur recht sein.“ Angedacht sei darüber hinaus, das Regenwasser irgendwann für die Dom-Toiletten zu nutzen.

Wermutstropfen: Die große Zeder musste weichen

Die Zisternen werden dort eingesetzt, wo bisher Öltanks im Untergrund des Kreuzgangs lagerten und schon lange nicht mehr gebraucht wurden. „Vor 25 Jahren wurde die Heizung des Doms auf Gas, vor zehn bis 15 Jahren schließlich auf Fernwärme umgestellt“, erläutert Christgen, der seit 28 Jahren am Mainzer Dom tätig ist. „Die alten Öltanks werden umweltgerecht entsorgt.“
Ein Wermutstropfen bei dem Umweltprojekt, das in Zeiten von Erderwärmung und zunehmender Grundwasserknappheit nur gut sein kann: Die große Zeder im Kreuzgang musste weichen. Über eine Neugestaltung der Fläche macht sich Katrin Sauer, Gärtnerin für die Liegenschaften des Bistums, Gedanken. Auch sie hilft an jenem Morgen mit, die Tanks ans Ziel zu bringen. „Ein Kreuzgang ist ein besonderer, ein meditativer Ort“, betont sie. „Es ist eine herausfordernde Aufgabe, einen Garten, der auch Friedhof ist, neu anzulegen. Darauf freue ich mich.“

Von Anja Weiffen