Nikolaus-Geschichte zum Vorlesen

Korn für Myra

Als Bischof von Myra sorgte sich Nikolaus um die Menschen seiner Stadt und ihrer Umgebung. Er verkündete ihnen nicht nur die frohe Botschaft von Jesus, sondern er half ihnen, wo er nur konnte.

Aber es kam eine Zeit, da schien alles umsonst. Es war eine große Hungersnot über das Land gekommen. Die Ernte war durch Unwetter zerstört, die Scheunen waren leer, die Menschen hatten nichts mehr zu essen. Sie starben. Zuerst die kleinen Kinder und die alten und schwachen Menschen.

Nikolaus tröstete, so gut er konnte, und teilte mit den Leuten, was er selbst hatte. Er betete zu Gott um Rettung. Eines Tages kamen die Menschen an sein Haus und riefen: „Es kommen große Schiffe! Sie sind voll beladen mit Korn. Sie gehören dem Kaiser!“ Alle liefen zum Hafen. Die Schiffe bedeuteten Hoffnung. Als die Seeleute die Anker warfen, ließ Nikolaus sich zum Schiff rudern. „Ihr könnt den Menschen hier helfen, wenn ihr uns von eurem Korn etwas abgebt“, sagte er. „Das geht nicht“, sagte der Kapitän, „das Korn gehört dem Kaiser, und wir müssen genauso viel abgeben, wie wir aufgeladen haben!“.

nikolaus
Die russische Ikone zeigt Nikolaus von Myra. Foto: wikipedia

Nikolaus antwortete: „Im Namen Gottes und seines Sohnes Jesus Christus, ich sage dir: Wenn du mit deinem Korn die Menschen dieser Gegend rettest, wird dir an deiner Ladung nicht ein Korn fehlen!“. Der Kapitän meinte: „Gut, das können wir probieren.“ Er zeichnete an die Außenwand seines Schiffes einen dicken weißen Strich, da, wo es das Wasser berührte. „Ihr könnt so viel Korn abladen, wie ihr wollt, solange das Schiff nicht leichter wird und sich aus dem Wasser hebt.“

Die Menschen von Myra kamen nun mit allen Säcken und Körben, die sie auftreiben konnten und luden Korn ab, um es in die Speicher zu bringen. Das Schiff aber wurde nicht leichter, dem Kapitän fehlte kein Korn, so wie Nikolaus es vorhergesagt hatte. Die Menschen von Myra aber waren gerettet und dankten ihrem Bischof, der mit ihnen gemeinsam Gott dankte. Das Korn wurde gerecht verteilt, sodass alle Menschen leben konnten und auch noch genug Saatgut für die kommenden Jahre hatten.

Copyright: Elsbeth Bihler – nach einer Legende Aus: Georg Austen u.a. (Hrsg.): Nikolaus, komm in unser Haus. Werkbuch für Familie, Kindergarten und Schule, Kevelaer 2008.