Ikonen – heilige Bilder der Ostkirche
Kunst und Gebet zugleich
Wenn es um Ikonen geht, führt an Barbara Teubner kein Weg vorbei. Seit 35 Jahren beschäftigt sich die Künstlerin mit den heiligen Bildern der Ostkirche, malt Kirchen aus und gibt ihr Wissen weiter.
Die Geschichte ist einfach zu gut, um an dieser Stelle nicht erzählt zu werden: Barbara Teubners Liebe zu Ikonen wurde durch die Sesamstraße geweckt. Wie bitte? „Ich hatte damals den Videorekorder nicht richtig programmiert – und nach der Kindersendung kam eine Reportage über die heiligen Bilder der Ostkirche. Schon damals war mein Interesse groß. Aber ich war wie elektrisiert, weil ich zum ersten mal sah, dass Ikonen nicht nur von alten Mönchen gemalt wurden, sondern auch von Frauen. Das war mir völlig neu.“
Gut 35 Jahre ist das jetzt her – und heute ist Barbara Teubner eine Spezialistin für das Metier. Längst hat sich herumgesprochen, dass sie Erfahrung, Wissen, eine hervorragende künstlerische Ader und vor allem das besondere Einfühlungsvermögen hat, wenn es um diese Art von Kultbildern geht: zahlreiche Ausstellungen, mehrere ausgemalte Kirchen und eine inzwischen kaum noch überschaubare Zahl an Ikonen – „es dürften so um die 800 sein“ – begründen ihren Ruf als spirituelle Künstlerin, der gern auch die Restauration wertvoller Motive anvertraut werden. Mehr als zehn Jahre hatte sie in Neustadt bei Hannover ihr eigenes Museum, seit zwei Jahren sind ihre Werke im Glockenpalast in Gifhorn zu sehen. In diesem Zentrum für Kunsthandwerk aus Ost und West gibt sie auch Seminare, leitet Interessierte in Vergoldungs- und Restaurationskursen an.
Wie würde sie die Faszination der Ikonen beschreiben? „Wenn ich an einem heiligen Bild arbeite, Schicht für Schicht den Goldglanz auftrage, nach alten Vorlagen die Heiligen male, dann ist das für mich mehr als schöpferische Arbeit. Das ist Meditation, Gebet, Hinwendung“, sagt Barbara Teubner. Ikonen sind ihr Leben. Sie ist von ihnen umgeben – auch in ihrer Wohnung im kleinen Dorf Otternhagen zwischen Nienburg und Hannover.
Hier steht auch die Kopie ihres Altar-Triptychons, das sie für die serbisch-orthodoxe Savakirche in Hannover geschaffen hat, eines ihrer wichtigen Werke. Vor der Weihe vor 20 Jahren („erst dadurch wird die Ikone zu einem heiligen Bild“) nahmen ihn drei Popen genauestens unter die Lupe, konnten aber nicht den kleinsten Fehler finden. Bewährungsprobe bestanden!
Die Spiritualität der orthodoxen Kirche – „eine tiefe und ehrliche Ehrfurcht vor dem Heiligen, der einfache Glauben, die feierliche Liturgie“ – hat Barbara Teubner schon lange berührt. Vor ein paar Jahren zog sie die Konsequenz und konvertierte. Gleichwohl sieht sie ihr Schaffen als Brücke zwischen den Konfessionen. Und ist dankbar, wenn katholische oder evangelische Gemeinden eine Ikone bei ihr in Auftrag geben. Auch, weil sie das an ihre ersten Jahre als Künstlerin erinnert, als sie zum Beispiel die byzantinische Krypta im Kloster Plankstetten ausgemalt hat.
Auch auf Reisen hat sich Barbara Teubner die Welt der Orthodoxie erschlossen, pflegt Kontakte nach Russland, zu den Mönchen auf dem Berg Athos (einem brachte sie das Vergolden bei) und nach Serbien, von wo sie über einen Kontakt Farben und Holz bezieht. „Ich habe so viele gute fromme Menschen kennengelernt, das ist ein Schatz“, sagt sie.
All das wurde möglich, weil vor vielen Jahren der Videorekorder falsch programmiert war.
Stefan Branahl