Auf ein Wort

Liebe ist stärker als der Tod

Etty Hillesum wurde von den Nazis in einem KZ ermordet - so wie auch ihre Eltern und Brüder. Sie hinterlässt eindrückliche Tagebücher, die zeigen, wie die lebensfrohe und einfühlsame Frau versucht, ein offenes Ohr und Herz für ihre Mitgefangenen zu haben. Zeilen, die unseren Autor schon seit Jahren begleiten.

Vor einem Monat konnte ich als Teilnehmer einer Gruppenreise, die vom Haus am Dom in Frankfurt am Main geplant wurde, auf den Spuren von Etty Hillesum (1914–1943) in die Niederlande fahren. Wir haben die Gedenkstätte des Durchgangslagers Westerbork besucht, wo die lebensfrohe und einfühlsame Etty Hillesum versucht hat, für viele Menschen ein offenes Ohr und Herz zu haben.

Diese hochbegabte Frau, die wie ihre Eltern und Brüder in den KZs umgebracht wurde, hinterlässt eindrückliche Tagebücher, die erst 1981 als „Das denkende Herz“ erschienen sind. Seit 25 Jahren lese ich immer wieder in diesen verdichteten Texten, weil sie Unrecht beim Namen nennen und eine unglaubliche Hoffnung ausstrahlen, dass die Liebe stärker sein wird als der Tod.

Genauso wie in der Lesung aus dem Buch Daniel klingt in ihren Worten eine Auferstehungshoffnung an, die uns interreligiös im Vertrauen bestärken kann, dass wir im Leben und Sterben in Gottes Geborgenheit hineingeboren werden. Etty schreibt 1942 angesichts von Auschwitz: „Es ist das einzige, auf das es ankommt: ein Stück von dir in uns selbst zu retten, Gott. Und vielleicht können wir mithelfen, dich in den gequälten Herzen der anderen Menschen auferstehen zu lassen.“

Kraftvolle Worte, in die ich ein Leben lang hineinwachsen möchte. Ich lade ein, einen Moment die Augen zu schließen, um im tiefen Ein- und Ausatmen auch eine tiefere Verbundenheit mit Verstorbenen zu erfahren, die uns bestärken, Mitmenschlichkeit zu fördern.

Pierre Stutz