Bistum Berlin wurde vor 90 Jahren errichtet

„Löscht den Geist nicht aus!“

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Das Bistum Berlin wurde vor 90 Jahren errichtet und ist damit vergleichsweise jung. Doch das katholische Leben in dieser Region kann auf eine viel längere Geschichte zurückblicken.

Die Bistumswallfahrt nach Rom war ein Höhepunkt der jüngeren Geschichte der Erzdiözese Berlin.    Foto: Walter Wetzler

 

Das Bistum Berlin, 1930 als „Tochter“ von Breslau errichtet, ist ein junges Bistum. Im Jahr 2005 hat es – mit den Gästen des Weltjugendtages – sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. Es liegt auf dem Gebiet der ehemaligen Bistümer Brandenburg, Havelberg, Kammin und Lebus. Heute umfasst das Bistum, das am 8. Juli 1994 zum Erzbistum erhoben wurde, Berlin, weite Teile Brandenburgs und Vorpommern.
Brandenburg und Pommern wurde erst relativ spät missioniert. Dies ist untrennbar verbunden mit den zwei Missionsreisen, die Bischof Otto von Bamberg (1124/28) unternommen hatte. Danach begann eine Zeit blühenden kirchlichen Lebens. Allein im 13. Jahrhundert gründeten Franziskaner, Zisterzienser und Dominikaner ein dichtes Netz klösterlicher Niederlassungen und waren maßgeblich am wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg sowie an der Gründung von Schulen und Universitäten beteiligt. Im Jahr 1540 wurde Brandenburg in der Folge der Reformation protestantisch. Katholische Einrichtungen, Klöster und Kirchengemeinden wurden aufgelöst.

Rückkehr unter Friedrich II.
Der erste katholische Gottesdienst nach der Reformation wurde 1680 in Berlin gefeiert. Mit der Weihe der Hedwigskirche 1773 unter Friedrich II. kehrte die katholische Kirche auch sichtbar nach Brandenburg/Preußen zurück. Seit 1820 gehörten Brandenburg, Berlin und Vorpommern als „Delegaturbezirk“ zum Bistum Breslau. Am 13. August 1930 wurde das Bistum Berlin errichtet – mit dem Bischofssitz in der rasch wachsenden deutschen Hauptstadt.
In der Zeit des Nationalsozialismus kam in Berlin der Konflikt zwischen christlichem Bekenntnis und nationalsozialistischer Ideologie besonders zum Tragen. Der selige Dompropst Bernhard Lichtenberg steht dafür beispielhaft: Sein Gebet „für die verfolgten Juden“ brachte ihn ins Gefängnis, auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau verstarb er am 5. November 1943.
Mit der Teilung Deutschlands war auch das Bistum Berlin geteilt. Mit dem Mauerbau 1961 wurden Gemeinden getrennt und gewachsene Strukturen willkürlich zerstört. Allen Schwierigkeiten und Widerständen zum Trotz hielt der damalige Bischof Kardinal Alfred Bengsch (1961–1979) an der Einheit des Bistums fest. Mit der Öffnung der Mauer 1989 begann der Prozess der Wiedervereinigung auch im geteilten Bistum. 1994 wurde Berlin zum Erzbistum erhoben, 1996 besuchte Papst Johannes Paul II. das wiedervereinigte Bistum. Sein Auftrag vor dem Brandenburger Tor „Löscht den Geist nicht aus! Haltet dieses Tor geöffnet für euch und alle Menschen!“ ist vielen Verpflichtung geblieben.

Finanzielle Sanierung und Pastoraler Prozess
Mit dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin sind auch die Anforderungen an die katholische Kirche in der neuen Hauptstadt gestiegen. Der erste Ökumenische Kirchentag 2003 brachte zahlreiche Impulse für das ökumenische Miteinander in Berlin. Im gleichen Jahr verabschiedete Erzbischof Georg Sterzinsky einen umfangreichen Sanierungsplan, um die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit des Erzbistums Berlin wiederherzustellen. Durch große eigene Anstrengungen und die großzügige Unterstützung der anderen deutschen Bistümer gelang die Sanierung. Mit dem Plan 2009 „Sanieren – Konzentrieren – Profilieren“ waren weitere Sparmaßnahmen sowie eine engere Abstimmung über die Pfarrgemeindegrenzen hinweg verbunden.
Das Jahr 2011 wurde im Erzbistum Berlin als ein geradezu „Heiliges Jahr“ erlebt: Mit großer Sorge und Anteilnahme wurde die Krankheit und das Sterben von Kardinal Sterzinsky verfolgt. Die Wahl und Ernennung des neuen Erzbischofs Rainer Maria Woelki war verbunden mit großer Freude und Hoffnung. Im September 2011 durfte der neue Erzbischof dann schon den Heiligen Vater Papst Benedikt XVI. im Erzbistum Berlin begrüßen. Das Jahr ging zu Ende mit dem Europäischen Jugendtreffen der Brüder von Taizé, die zum ersten Mal Berlin ausgewählt hatten.
Ende 2012 rief Kardinal Woelki den Pastoralen Prozess „Wo Glauben Raum gewinnt“ ins Leben, bei dem alle Gläubigen des Bistums gefordert sind, bestehende Strukturen zu überdenken und neue Wege zu gehen, um die Menschen mit Jesus in Berührung zu bringen.
Am 1. November 2013 fiel der Startschuss für einen Architektenwettbewerb zur Umgestaltung der St. Hedwigs-Kathedrale. Die Preisträger sind Sichau & Walter Architekten GmbH und Leo Zogmayer. Der Entwurf sieht eine Schließung der Öffnung zur Unterkirche vor. Die Kathedrale ist seit September 2018 anlässlich des Umbaus geschlossen. Die Gottesdienste finden in St. Joseph (Berlin-Wedding) statt.
Schon nach drei Jahren Amtszeit in Berlin wurde Kardinal   Woelki in seine Heimat nach Köln gerufen. Daher hatte das Jahr 2015 zwei Höhepunkte: Am 8. Juni wurde Familienbischof Heiner Koch, der vorher zwei Jahre Oberhirte des Nachbarbistums Dresden-Meißen war, zum Erzbischof von Berlin ernannt. Und im Oktober brachen 1500 Gläubige aus dem gesamten Bistum zu einer gemeinsamen Wallfahrt nach Rom auf, um Danke zu sagen für 25 Jahre Deutsche Einheit – ein eindrückliches Erlebnis für alle Beteiligten.

(pib)