„Neuzeller Studien: 750 Jahre Kloster Neuzelle“.

Madonna mit alter Farbfassung

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Mit dem sechsten Teil seiner „Neuzeller Studien“ krönt der promovierte Historiker, das Neuzeller Urgestein Winfried Töpler das Jubiläumsjahr 2018 zu „750 Jahre Kloster Neuzelle“.

Dr. Winfried Töpler mit seinem neuen Buch im Bistums-Archiv | Foto: Raphael Schmidt
 
Am Ende des 750. Jubiläumsjahres Kloster Neuzelle legte Winfried Töpler den sechsten Band seiner Neuzeller Studien vor. Darin stehen die Gründungsgeschichte und mittelalterliche Kunstwerke im Blickfeld. Aufgrund des Jubiläums hat der Autor mittelalterliche Themen herausgegriffen. Die Gründungsgeschichte beginnt in diesem Buch im Jahr 1268, als auf der Fläche, wo heute das Zisterzienserkloster Neuzelle steht, nichts war, außer morastiges Land.
 
Markgraf Heinrich der Erlauchte stiftete Kloster
Überliefert ist, dass Markgraf Heinrich der Erlauchte eine Eingebung hatte, an diesem Ort ein Kloster zu errichten, nachdem am 10. Oktober 1268 seine Frau gestorben war. Zwei Tage später hat der Markgraf das Kloster gestiftet. „Das ist nur die halbe Wahrheit. Es gehört ein Umfeld dazu, denn der Markgraf hatte bereits Jahre vorher überlegt, ein Kloster zu gründen. Mit dem Tod seiner Frau hatte er den religiösen Anlass, diese Pläne auch umzusetzen“, sagt der Autor.
Willensstarke Zisterziensermönche brachten daraufhin neben Hacken und Schaufeln den Glauben mit, dass sie dort einen Ort schaffen, an dem das Gotteslob an erster Stelle steht. Dabei brachten sie Arbeit und Bildung in die Region.
Winfried Töpler hat sich in Band sechs mit der Gründungsgeschichte befasst, nicht mit der Gesamtgeschichte des Klosters. Er hat die Überlieferungen der Stiftungsurkunde zusammengetragen und geschaut, wo es welche Exemplare gibt. Da die eigentliche Urkunde nicht mehr vorhanden ist und auch keine Abschrift mehr davon, sondern nur eine Abschrift einer Abschrift, hat er alle Texte, die davon überliefert sind, zusammengetragen aus der Gründungszeit des Klosters – bis ins 19. Jahrhundert hinein. „Es war erstaunlich, wie viele Nachrichten es darüber noch gibt. Diese reichen von einfachen Abschriften – bis zu gesiegelten Dokumenten“, sagt er.
Zur mittelalterlichen Geschichte gehören Kunstwerke, die es im Umkreis des Klosters gibt. Damit beschäftigt sich ein großer Teil des Buches, jeweils mit farbigen Abbildungen. „Zisterzienser hatten zwar nicht viel Kunst, sie waren sehr spartanisch auf diesem Gebiet, aber die Kunst, die es gab, war sehr gediegen. In Neuzelle ist dies nicht sehr bekannt, weil es durch die Barock-Zeit überdeckt ist. Aber ich kenne das Inventar, habe lange Zeit geforscht und so habe ich doch noch viele Gegenstände zusammentragen können, die aus dem Mittelalter und aus der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg stammen“, sagt Töpler. „Das bekannteste ist die große Madonna von Neuzelle, wo ich nicht nur das heutige Aussehen ohne barocke Gewänder zeige, sondern zum ersten Mal die Muttergottes-Statue in einer Farbfassung, die heute nicht mehr vorhanden ist. Der Steinsdorfer Altar ist erstmals wieder zu sehen, nachdem er jahrelang in Einzelteilen zerlegt in Werkstätten der Denkmalpflege stand. „Der Altar ist noch nicht restauriert, aber wir hoffen, dass durch das Bekanntwerden jetzt Mittel zusammenkommen, um ihn wieder in voller Schönheit erstrahlen zu lassen“, sagt der Autor. Ein weiterer Teil dieses Beitrages befasst sich mit Kunstwerken aus Metall. Völlig unbekannt bis jetzt ist das alte Hochaltarkreuz von Neuzelle. Bis in die 1930er Jahre war es dort, jetzt steht es in Breslau im Museum. Es ist mit Edelsteinen und Emaille-Bildchen der vier Evangelisten besetzt. Unten stehen Maria und Johannes – dies zeigt das Foto auf der Titelseite.
„Unter dem Heiligen Kreuz“, lautet die erste Zeile in diesem Buch. Der Autor stellt damit einen Bezug der alten Geschichte zur Gegenwartsgeschichte her, „denn im Jubiläumsjahr beginnt mit der Errichtung des neuen Klosters durch das Kloster Heiligenkreuz bei Wien ein neuer Abschnitt in der 750-jährigen Geschichte von Neuzelle“, sagt er.

Gunter Oettel-Verlag, Görlitz-Zittau, ISBN 978-3-944560-51-9, 188 Seiten, farbige Abbildungen, 15 Euro
 
von Raphael Schmidt