Eine WG in der Mainzer City

„Megafroh über die Kontakte“

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Eine WG in der Mainzer City. Doch das typische Stadtleben fällt für die TeilnehmerInnen des Christlichen Orientierungsjahrs im Priesterseminar weitgehend aus. Gemeinsam einsam in der Pandemie? Oder doch privilegiert?



Esssen gehen“ in Pandemiezeiten: Die Hausgemeinschaft des COJ bei Pizza „to go“ im Priesterseminar.

 

Von Anja Weiffen

Klamotten, Schuhe, Pizza, Eis gibt es im Herzen der Mainzer Innenstadt zu kaufen. In Cafés und Restaurants tummeln sich die Menschen. In „normalen“ Zeiten. Seit Monaten aber ist das Altstadtleben durch den Lockdown beschaulich, auch wenn aktuell Lockerungen drin sind. „Die meisten Geschäfte und Restaurants kenne ich nur von außen“, sagt Antonia Schulte. Sie nimmt am Christlichen Orientierungsjahr (COJ) im Priesterseminar teil und lebt seit Spätsommer in der Wohngemeinschaft. „Das COJ habe ich fast nur im Corona-Zustand abgespeichert.“ Von Bedauern ist bei der 18-Jährigen aber nichts zu spüren. Über ihr aktuelles WG-Leben freut sie sich: „Ich bin megafroh, dass wir in Corona-Zeiten so viele Kontakte haben dürfen.“

"Christliches Orientierungsjahr"

Die Bewohnerinnen und Bewohner des COJ gelten als eine Hausgemeinschaft. Kontakte zu den anderen Mitbewohnern und Studierenden im Priesterseminar sind allerdings eingeschränkt.
Antonia Schulte aus Groß-Zimmern ist eine von sieben jungen Frauen im COJ. Weitere fünf junge Männer nehmen am aktuellen COJ teil. Für ein Jahr lebt die jeweilige Wohngemeinschaft im Priesterseminar. Die jungen Leute absolvieren währenddessen einen Freiwilligendienst. Antonia Schulte beispielsweise ist „Bufdi“ und absolviert ihren Bundesfreiwilligendienst (BFD) im Bischöflichen Jugendamt: Entweder sie fährt ins Jugendhaus Don Bosco oder arbeitet im Homeoffice. Den Austausch, der vielen Menschen aktuell fehlt, genießt sie abends nach ihrer Tätigkeit in der COJ-WG „unter Freunden“. „Auch wenn es mal die eine oder andere Auseinandersetzung gibt.“ Aber das gehöre dazu. Durch die Corona-Beschränkungen sei man nicht so oft bei den Eltern oder bei anderen Freunden, das habe die Gemeinschaft stärker zusammenwachsen lassen, findet sie.

"Die Stimmung ist gut, das Klima entspannt"

Auch Damian Planz weiß die WG zu schätzen: „Die Stimmung ist sehr gut, das Klima entspannt. Es fühlt sich ein bisschen wie Familie an“, sagt der 17-Jährige aus Gau-Algesheim. „Wir harmonieren auf einer besonderen Ebene, weil wir alle dasselbe Ziel haben: unseren eigenen Weg im Leben und eine berufliche Orientierung zu finden.“ In seinem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) ist er in einem Seniorenheim tätig. Seinen Weg habe er zwar noch nicht ganz gefunden, sagt er, aber er sei überrascht, dass die soziale Richtung ihm mehr liege als gedacht. Daher plant er, nach dem COJ sein Engagement ehrenamtlich weiterzuverfolgen.
Nicht nur durch die gleiche Wellenlänge der Teilnehmer, auch durch die Abwechslung im WG-Leben fühlt sich Damian Planz in der Corona-Situation als privilegiert. „Wir machen zum Beispiel viel Musik. Auch in die Kirche gehe ich oft mit.“ Sowohl bei ihm als auch bei Antonia Schulte spielt der Glaube eine Rolle. Damian Planz: „Hier im COJ habe ich erstmals den Gottesdienst verstanden. Dass er  mehr ist als alte Bibelschriften.“ Antonia Schulte erläutert: „Meine Art zu glauben, ist gerade voll im Wandel.“ Der Austausch untereinander, auch mit den anderen Gruppen im Priesterseminar, und die Impulse seien inspirierend. „Mein Kindheitsglaube entwickelt sich hin zu einem reiferen, offeneren Glauben. Dafür passt das COJ als Rahmen gut.“

Nächstes COJ ab 1. September 2021, auch ab August ist die Teilnahme möglich. Es sind noch Plätze frei.
www.coj-mainz.de