300 Jahre St. Cosmas und Damian

Mehr als das Gebäude

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Am 25. Mai 1719 wurde in Wöhle die Kirche St. Cosmas und Damian geweiht. War die Kirche damals schon der Mittelpunkt des Dorfes, hat sich in diesem Punkt kaum etwas geändert. Und so feiern am Sonntag, 26. Mai, die Wöhler den 300. Weihetag ihrer Kirche.


Die Namenspatrone der Wöhler Kirche sind rechts und links
am barocken Hochaltar zu finden. | Fotos: Deppe

Im Jahre 1719, so heißt es in der Ortschronik, lebten in Wöhle etwa 330 Einwohner und es gab 44 Hofstellen. Seit neun Jahren bauten die Wöhler ihr altes Gotteshaus um und erweiterten es. „Wahrscheinlich stand an der gleichen Stelle schon Jahrhunderte vorher eine Kapelle“, sagt Rudolf-Heinrich Borgas, Vorsitzender des TgV, Team gemeinsamer Verantwortung, wie sich das Gremium nennt, welches sich vor Ort um die Filialkirche St. Cosmas und Damian kümmert. „Wir gehören hier seit der Fusion zu St. Nikolaus in Ottbergen, sind aber ein recht lebendiger Kirch­ort“, versichert Borgas. „Früher war die Kirche der Mittelpunkt des Dorfes und das Leben wurde durch die kirchlichen Feste geprägt.“

Doch für Borgas ist nicht das steinerne Gotteshaus ausschlaggebend. „Kirche ist die lebendige Gemeinde“, findet der engagierte Wöhler. Viele engagieren sich ehrenamtlich in oder für ihre Kirche. So spielt eine evangelische Kirchenmusikerin beim Werktagsgottesdienst die Orgel und organisiert mit einem Werkchor jeweils einen konzertanten Event in der Advents- und Weihnachtszeit. Zehn Frauen reinigen Kirche und Pfarrheim, und auch das Rasenmähen und die Straßenreinigung wird ehrenamtlich erledigt. Das TgV ist für Bauangelegenheiten zuständig und verwaltet den Friedhof an der Kirche.
 


Rudolf-Heinrich Borgas zeigt auf St. Damian,
den Zwillingsbruder von St. Cos­mas.

Regelmäßig gibt es eine Kinderkirche, die Senioren treffen sich, es gibt den Frauenbund am Ort und eine aktive Ministrantengruppe. Und in Wöhle lebt man praktische Ökumene. „Viele evangelische Christen feiern mit uns an den Festtagen wie Weihnachten oder Ostern die Gottesdienste ganz selbstverständlich mit und wir arbeiten gemeinsam rund um die Kirche zusammen“, freut sich Borgas. Er selbst ist auch noch im Pastoralrat der Pfarrgemeinde aktiv, hat den Küsterdienst übernommen und bei der Chronik zur 300 Jahrfeier mitgearbeitet.

Franziskaner betreuen den Kirchort

Schon lange vor der Fusion wurde Wöhle von den Franziskanern aus Ottbergen betreut. Letzter eigener Pfarrer war der allseits beliebte Pater Kreszens Bulla, der 1995 verstarb. Er liegt nicht auf dem Wöhler Friedhof. „Aber wir haben ihm einen Grabstein in der Reihe unserer Pfarrer gewidmet und unser Pfarrheim ist nach ihm benannt. Heute ist Pater Jaroslaw Kaczmarek  für uns da“, berichtet Borgas und lobt die gute Zusammenarbeit mit dem polnischen Ordensmann, der mit seinen franziskanischen Mitbrüdern die Nachfolge der deutschen Franziskaner in Ottbergen angetreten hat.
 


1383, mehr als 300 Jahre vor der Weihe der heutigen Kirche,
wird bereits eine erste Kapelle mit Namen St. Cosmas und Damian erwähnt.

Vieles hat die Wöhler Kirche im Laufe der Jahrunderte erlebt. So stürzte die Decke des Kirchen­schiffes ins Innere und riss die Kanzel mit hinunter, Sturm drückte die Fenster nicht nur einmal ein und ein Unwetter setzte das Kircheninnere sogar unter Wasser. „Aber durch Zusammenhalt und festen Willen wurde die Kirche immer wieder hergerichtet. Auch unsere Orgel aus dem Jahr 1746 wurde mehrfach überholt, zuletzt 2016/17. Und immer war die Gemeinde mit einem hohen Eigen­anteil dabei“, sagt Borgas und weist auf das jüngste Projekt hin. Die kleinste der vier Bronze­glocken im Turm hat einen Riss und schweigt seit geraumer Zeit. „Sie muss repariert werden. Über die Hälfte der notwendigen 10 000 Euro haben wir bereits zusammen. Auch beim Festgottesdienst werden wir dafür sammeln.“ Borgas ist optimistisch, dass die Glocke bald wieder erklingen wird.

Die Einwohnerzahl ist fast gleich geblieben

Auch heute noch gibt es in Wöhle Bauernhöfe, zwar nur noch knapp ein Viertel von denen um 1719. Aber ungefähr gleich geblieben ist die Einwohnerzahl. Nur kurz nach dem Krieg hatte sie sich vor allem durch die Flüchtlinge aus Schlesien kurzfristig verdoppelt. Sehen lassen kann sich auch die Zahl der Gottesdienstbesucher. So gehen sonntags rund 30 Prozent der Einwohner zur Kirche. „Auch heute noch ist unsere Kirche der Mittelpunkt im Ort“, da ist sich Borgas ganz sicher.  

Den Festgottesdienst am 26. Mai um 10.30 Uhr feiert Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger in der Wöhler Kirche.

Edmund Deppe