Die Fastenzeit ist auch Vorbereitungszeit

Mit der Bibel gen Ostern

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Die Fastenzeit ist für Thomas Fehst eine besondere Zeit, eben die Zeit der Vorbereitung auf Ostern. In dieser Zeit verzichtet er auf Alkohol und Süßigkeiten. Doch neben dem körperlichen Verzicht ist ihm die geistliche Vorbereitung wichtig. Deshalb greift er in diesem Jahr ganz bewusst zur Bibel.


Thomas Fehst bereitet sich mit biblischen Texten
auf Ostern vor. | Foto: Deppe

Thiede. Der Griff zur Bibel ist für Thomas Fehst eigentlich nichts besonderes. Er lebt mit der Bibel. „Sie ist für mich ein Lebensbegleiter, ein geistlicher Begleiter durchs Jahr“, erzählt der 54-jährige Familienvater. Die Bibel bietet ihm einen zentralen, geistlichen Zugang zum Glauben.

Für die Fastenzeit hat sich Fehst diesmal ganz besondere Bibelstellen ausgewählt, die ihn durch die Zeit bis Ostern begleiten sollen. Es sind die Lesungstexte der Osternacht – sieben alt- und eine neutestamentliche. „Ich finde es schade, dass von diesen Lesungen, die ich für die elementarsten unseres Glaubens halte, fast immer nur eine kleine Auswahl gelesen wird“, sagt er. Deshalb hat er sie für sich als geistlichen Schwerpunkt der Fastenzeit gewählt. Doch Fehst denkt dabei nicht nur an sich, sondern möchte auch andere teilhaben lassen. So lädt er Bibelinteressierte sowie Menschen mit und ohne biblisches Vorwissen ein, sich mit ihm über die Lesungen der Osternacht auszutauschen.

Von der Schöpfungsgeschichte, über die Prüfung Abrahams, den Durchzug Israels durch das Rote Meer sowie die Texte aus den Büchern Jesaja, Baruch, Ezechiel und schließlich dem Römerbrief des Apostels Paulus arbeitet er für sich durch, um die Lesungstexte dann gemeinsam mit anderen zu lesen und sich darüber auszutauschen. „Ich biete jeden Sonntagabend in der Fastenzeit bei uns in der Gemeinde in der St.-Bernward-Kirche einen Bibelabend an – in der Weise der Lectio Divina, einer sehr alten Form der Schriftlesung, die aus betrachtendem Lesen und Hören auf das Wort lebt und so Impulse für das eigene Leben gibt.“

Ich nehme viel mit für mich und mein Leben

Es kommen keine großen Massen zu diesen Abenden, immer um die vier bis zehn Teilnehmer im Alter zwischen Mitte Fünfzig und Mitte Achtzig. „Wir sind zwar nur ein kleiner Kreis, aber die Gespräche sind fruchtbar und zum Teil sehr dicht“, sagt Fehst.  

Zwei-, dreimal nimmt er sich während der Vorbereitung jeden der Bibeltexte vor, liest ihn, lässt ihn auf sich wirken, setzt sich mit ihm auseinander, meditiert. „Dafür ziehe ich mich jedes Mal fünfzehn bis zwanzig Minuten in eine stille Ecke zurück. Die Ruhe tut gut. Sich ohne Ablenkung mit einem Bibeltext zu beschäftigen ist für mich Spiritualität pur.“

Die Sonntagabende vorzubereiten ist für Fehst keine Arbeit, keine Belastung. „Die Beschäftigung mit der Bibel ist eine große Freude. Ich kann soviel daraus für mich mitnehmen in mein Leben, in meinen Alltag.“ Die rund einstündigen Treffen an den Fastensonntagen in St. Bernward sind für Thomas Fehst wertvoll. „Jeder Abend ist für mich faszinierend und spannend zugleich, selbst wenn nur wenige kommen“, versichert er.

Es ist nicht das erste Mal, dass Fehst besondere kirchliche Zeiten wie den Advent oder die Fastenzeit mit der Bibel durchlebt. „Das kann sehr intensiv sein. Ich versuche mich auf diese Zeit einzustellen und so wie jetzt Ostern ganz bewusst auf mich zukommen zu lassen“, betont er.

Jana Lippel und Edmund Deppe