Thomas Draxler gehört zu den Jesus-Bikern

Mit Jesus im Rücken

Image
Thomas Draxler von den Jesus-Bikern sitzt auf seinem Motorrad und hält ein Vortragekreuz in der Hand
Nachweis

Thomas Draxler ist leidenschaftlicher Biker. Als Christ engagiert er sich in seinem Heimatort Schaafheim in der katholischen Pfarrei im Pfarrgemeinderat und als Leiter von Wort-Gottes-Feiern.

Caption

Foto: Reinhold Blaha

Lange Haare, Jeans, Motorrad: Thomas Draxler wirkt wie ein Held in einem Road Movie. Zugleich ist der Familienvater und Gesundheitswissenschaftler aus dem hessischen Schaafheim Christ. Für seinen Glauben zeigt er vollen Einsatz.

Ein kleiner roter Hubschrauber steht neben Kruzifixen, Rosenkränzen, Kerzen. „Er erinnert an meinen schweren Unfall vor zwei Jahren. So einer hat mich in die Klinik geflogen“, erzählt Thomas Draxler. Seine Hauskapelle hat er mit allerlei Fundstücken gestaltet, an vielen hängen Erinnerungen: etwa ein Kreuz von einer Reise nach Indien. Auf einer der Kirchenbänke liegt eine Bibel aus Japan, die er von einem Aufenthalt dort mitgebracht hat.  

Zu Hause ist Thomas Draxler im hessischen Schaafheim in der Nähe von Dieburg. Am Ortsrand steht sein Blockhaus. Felder, Wald und Himmel gleich um die Ecke. 1997 gründete er dort sein „Institut für Gesundheit“ mit angeschlossener Praxis für Wirbelsäulentherapie und Komplementärmedizin. Wegen des Unfalls vor zwei Jahren – bei Dacharbeiten stürzte er ab – ist er nun im Ruhestand.

Gelebte Ökumene unter den Jesus-Bikern

Thomas Draxler bei einem Waldgottesdienst. Ein neues Mitglied wird bei den Jesus-Bikern aufgenommen
Thomas Draxler (Mitte) bei einem Waldgottesdienst: Ein neues Mitglied wird in die Gruppe der Jesus-Biker aufgenommen. Bei der Aufnahme wird eine Kutte mit dem Christus-Monogramm übergeben. Foto: Reinhold Blaha

Aktuell bewegt den 60-Jährigen sein Engagement für die Jesus-Biker. Vor knapp zehn Jahren hat er diesen Zusammenschluss von Motorradfahrern angestoßen. Die Fahrer tragen eine besondere Kutte mit der Aufschrift „Jesus Christus – Weg, Wahrheit, Leben“. Eines Tages bekam Draxler das Angebot eines Motorradclub-Präsidenten – ein Patient in seiner Wirbelsäulentherapie –, in dessen Club mitzufahren. Draxler antwortete: Nur mit der Kutte, „auf der steht, an was ich glaube“. Er sagte dem Mann auch, an was: „Jesus Christus – Weg, Wahrheit, Leben“. Geschenkt bekam er von dem Motorradclub-Präsidenten eine handgefertigte Kutte mit diesen Worten. 

Eine Zeitlang fuhr Draxler allein damit herum, dann gesellte sich sein Sohn dazu, weitere Fahrer schlossen sich an. Auf ihrer Internetseite bekennen sich die Jesus-Biker zum christlichen Glauben, zur Ökumene, zur Toleranz anderen Religionen gegenüber. Unter ihnen finden sich Katholiken, Protestanten, orthodoxe und freie Christen, auch Getaufte ohne Kirchenbindung. Einen irdischen „Präsi“ haben sie nicht. Auf der Onlineseite heißt es: „Jesus ist unser President und der Heilige Geist unser Road Captain. Und für die Einhaltung der Ordnung ist lediglich der Ältestenrat, bestehend aus den ersten bekennenden Jesus-Bikern, zuständig. So, wie man ihn aus der Bibel kennt. Das war’s ...“ 

2019 fuhren die Jesus-Biker nach Rom zu Papst Franziskus und schenkten ihm eine Harley. Die Maschine wurde zugunsten eines Waisenhauses für Kinder in Uganda verkauft. Bei Draxler hängt im Vorraum der Hauskapelle ein gerahmtes Foto von der Begegnung zwischen ihm und Papst Franziskus bei einer Audienz auf dem Petersplatz.

"Mein Glaube ist Treibstoff und Tankstelle."

Anfang dieses Monats sind die aktuell rund 80 Jesus-Biker von der Bergmoser und Höller Stiftung für ihr Engagement mit dem zweiten Preis ausgezeichnet worden. Bei dem Stiftungspreis geht es um mutiges, kreatives Glaubenszeugnis aller christlichen Konfessionen an der Basis der Gesellschaft. Die Jury würdigt die Jesus-Biker für das „vielfältige und ideenreiche karitative Engagement, das selbst organisiert über konfessionelle Grenzen hinweg Gleichgesinnte zusammenführt“.

Außer Projekten spielt Frömmigkeit eine besondere Rolle in Draxlers Leben. In seiner Hauskapelle zeigt der Schaafheimer selbst gefertigte Rosenkränze. Seine Familie, die ursprünglich aus dem Böhmerwald stammt, habe ihn sehr geprägt. „Ich bin katholisch aufgewachsen. Bei uns zu Hause wurde oft gebetet, zum Beispiel bei den Mahlzeiten, auch wenn Gäste da waren.“ Schon im Mutterleib sei er in die Kirche getragen worden, betont er. Auf die Frage, welche Beziehung er zu Jesus hat, antwortet der Biker: „Durch den Rosenkranz bin ich mit dem Leben Jesu vertraut.“ 

Draxler möchte Dingen auf den Grund gehen. Nicht nur, als er bei seiner Arbeit auf den Spuren asiatischer Kampfkünste nach Japan reiste: Auch über seinen Glauben wollte er mehr wissen. „Mit 48 Jahren hatte ich für mich alles erreicht, ich hatte eine Familie gegründet, das Institut für Gesundheit aufgebaut. Aber es fehlte etwas, das Spirituelle“, sagt der Schaafheimer über seinen Werdegang. Er entschied, den Würzburger Fernkurs Theologie zu absolvieren. Für die Pfarrgemeinderatswahlen 2011 ließ er sich als Kandidat für den Gesamtpfarrgemeinderat der Pfarrgruppe Mosbach-Radheim-Schaafheim aufstellen. Seitdem arbeitet er dort mit. Auch als Leiter von Wort-Gottes-Feiern engagiert er sich.

Bewegungskonzept nach göttlichen Tugenden

Seinen christlichen Glauben hat Draxler in seine therapeutische Arbeit eingebracht. Sein Bewegungskonzept „14 Gesunderhalter“ übersetzt die göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe, die vier Kardinaltugenden sowie die sieben Gaben des Heiligen Geistes in Körperübungen. Bewegungsformen wie zum Beispiel Qigong, das er ebenfalls anbietet, haben ihre kulturellen und religiösen Hintergründe, so Draxler, man müsse diese Konzepte immer ganzheitlich begreifen. Daher möchte er auch für diejenigen etwas anbieten, die ihre Gesundheit basierend auf den Werten des christlichen Glaubens erhalten und verbessern wollen.
Draxler sieht sich als Öffentlichkeitsarbeiter für den Glauben. Ihm geht es auch darum, etwas zurückzugeben. „Ich bin dankbar, vieles im Leben erreicht zu haben. Mein Glaube ist dabei Treibstoff und Tankstelle.“

www.jesus-biker.de

Anja Weiffen