Erstkommunion in der Pandemie
Mit Video und Wundertüte
Erstkommunion in der Pandemie: Schon 2020 mussten alle Planungen über den Haufen geworfen werden. Auch 2021 läuft längst nicht wieder alles „normal“. Wie sind Gemeinden im Bistum Mainz mit der Situation umgegangen? Zwei Beispiele beschreibt Maria Weißenberger.
„Unser übliches Kommunionkonzept setzt stark auf Gemeinschaftserfahrung“, sagt Isabell Bienias, Gemeindereferentin in Walldorf, Christkönig. Hier treffen sich die Kommunionkinder normalerweise einmal monatlich samstags. Dann ist viel Zeit für die inhaltliche Arbeit in Kleingruppen und einen Gottesdienst, aber auch zum Spielen und gemeinsamen Essen.
Setzte Corona im Frühjahr 2020 solchen Erlebnissen abrupt ein Ende, gab es im Herbst die Hoffnung, der neue Kurs könne „normal“ laufen. Doch nicht lange, und die Gemeindereferentin musste sich etwas anderes einfallen lassen. Video-Konferenzen am Computer waren für sie keine Lösung: „Da zähle ich mich zur Gattung Neandertaler“, gibt sie zu. So kam sie auf die Idee der „Wundertüten-Katechese“: Für jedes Kind packte sie monatlich einen Geschenkbeutel mit Arbeitsblättern und kleinen Überraschungen, passend zum Thema.
Im Januar gab es Hefe, Mehl und ein Brotrezept; im März waren Weizenkörner, Erde und ein Blumentopf in der Wundertüte. Die eingepflanzten Körner brachten die Kinder am Karfreitag zur Kirche, an Ostern wurden die Töpfe mit den Weizenhalmen zur Osterkerze gestellt.
Als „Umschlagplatz“ für die Wundertüten diente der Taufort in der Kirche
Passend zum Evangelium vom guten Hirten gab es ein Schokoladenlamm. Es diente als Modell, um aus der beigelegten Knete ein Lamm zu formen – erst dann durfte es gegessen werden. Als „Umschlagplatz“ für die Wundertüten diente der Taufort in der Kirche.
Einige Wochen vor der Erstkommunion, die – mit wenigen Angehörigen – in drei Gottesdiensten im Juni stattfand, feierten die Kommunionkinder und ihre Eltern jeden Sonntag vor den Gemeindegottesdiensten „eigene“ heilige Messen mit Pfarrer Paul Nieder. Dabei war es möglich, den Kindern manches zu erklären, ohne dass sich jemand daran störte. Dass der Pfarrer sich auf die zusätzlichen Gottesdienste eingelassen hat, sei ihm hoch anzurechnen, meint Isabell Bienias.
Auch ihr habe die „Wundertüten-Vorbereitung“ natürlich viel Arbeit abverlangt. Aber es habe sich gelohnt: Den Kindern habe es Spaß gemacht, und mit den Wundertüten sei die Kommunionvorbereitung in den Familien angekommen. „Durch die gestellten Aufgaben waren die Eltern – teils notgedrungen – stark einbezogen.“
16 Erstkommuniongottesdienste in der Pfarrgruppe Mainspitze
Auf 16 Erstkommuniongottesdienste bringt es die Pfarrgruppe Mainspitze mit den Gemeinden Ginsheim, Gustavsburg und Bischofsheim dieses Jahr. Hier feiern nicht nur die „21er“, sondern auch die Kinder, die sich für 2020 vorbereitet hatten. Nach Ausbruch der Pandemie hatten alle Beteiligten einvernehmlich beschlossen, die Erstkommunionen auf 2021 zu verschieben – in der Hoffnung, dass Corona dann überstanden wäre.
So starteten im September die üblichen Gruppenstunden. „Als wir sie nicht mehr verantworten konnten, haben wir auf Online-Meetings umgestellt“, erzählt Gemeindereferentin Hiltrud Knodt. Natürlich fiel der Verzicht
auf „leibhaftige“ Begegnungen schwer, aber: „Schließlich waren alle froh, wie gut es geklappt hat.“ Immerhin konnten einmal im Monat in den Kirchen gemeinsame Gottesdienste stattfinden, wenn auch jedes Kind nur mit einem Elternteil kommen durfte.
Als Glücksfall empfindet es Hiltrud Knodt, dass 21 Mütter und ein Vater die Kinder als Katecheten „mit viel Herzblut“ begleitet haben. Der Mann in der Runde wäre ohne Corona nicht dabei gewesen: „Er war in Kurzarbeit. Zu normalen Zeiten hätte er sich so nie engagieren können, so wichtig es ihm auch war.“
Vom Gedanken frei machen, dass alles perfekt sein muss
Für die Gemeindereferentin hat sich der Zeitaufwand erhöht. Weil häufig miteinander beraten werden musste, wurden immer neue Zoom-Elternabende notwendig. Dadurch sei die Kommunikation aber auch viel intensiver geworden, sie habe mehr von der Lebenswelt der Familien mitbekommen.
Bis kurz vor den Sommerferien finden in der Mainspitze noch Erstkommunionfeiern in Gruppen von vier bis fünf Familien statt. „Viele waren traurig, dass die ,großen‘ Gottesdienste ausfallen müssen“, weiß Hiltrud Knodt. Und doch erlebten sie die erzwungene andere Form als schön und intensiv. Einige Familien haben auch das Angebot angenommen, die Erstkommunion ihres Kindes im Gemeindegottesdienst zu feiern. „Für alle Beteiligten eine schöne Erfahrung“, sagt Hiltrud Knodt.
Am wichtigsten war es, sich von dem Gedanken freizumachen, dass alles perfekt sein muss, betont sie. „Entscheidend war, dass die Kinder erfahren konnten: Communio – Gemeinschaft – geschieht auf vielerlei Art. Und wir konnten alle erleben, dass wir nicht allein sind – auch wenn wir eine große Herausforderung zu bewältigen haben.“
Von Maria Weissenberger