Anstoss 34/19
Mutbürger
Die „Mutbürger“ sind eigentlich eine Initiative aus Österreich. Heute benutzt den Begriff jeder. Klimaschützer verwenden ihn genauso wie die AfD oder ihre Kritiker.
Ich will ihn auch einmal benutzen. Die Kirche feiert an diesem Wochenende einen echten Mutbürger, den heiligen Bartholomäus. Warum? Bartholomäus war einer der zwölf Jünger Jesu. Der Überlieferung nach verkündete er das Evangelium in Persien und möglicherweise auch in Indien. Ganz bewusst hat er Verantwortung für die Sache Jesu übernommen. Im wahrsten Sinn des Wortes hat er dafür seine Haut zu Markte getragen. Denn darin bestand sein Martyrium: Man hat ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen.
Im Sommer waren wir mit Jugendlichen in Riga. Dort ist uns aufgefallen, wie stolz die Menschen auf ihr Land sind. Kein Wunder, die Letten haben um ihr Land kämpfen müssen. Lettland wurde erst von der Sowjetunion, dann von der deutschen Wehrmacht und erneut von der Sowjetunion besetzt. Zu jeder Zeit gab es Menschen, die sich bewusst dafür entschieden haben, Verantwortung für die Freiheit ihres Landes zu übernehmen, echte Mutbürger.
In ein paar Tagen wird in Brandenburg und Sachsen gewählt. Manche behaupten, man wäre bereits ein Mutbürger, wenn man die eine oder andere Partei wählt. Ich glaube das nicht. Zur Wahl zu gehen, kann man von jedem Bürger erwarten. Mutig ist, Verantwortung zu übernehmen und sich bewusst hinter die getroffene Entscheidung zu stellen.
Was gibt einem Menschen die Kraft und den Mut, so zu handeln? Viktor E. Frankl, Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, stellt in einem seiner Aufsätze fest: „Ich-Sein heißt Bewusst-Sein und Verantwortlich-Sein.“ Für mich ist Jesus Christus der Schlüssel zu echtem Bewusst-Sein. Er zeigt mir, wer ich in Wahrheit bin: Von Gott geschaffen und geliebt, wie Eltern ihre Kinder lieben. Jedes Vaterunser, das ich bete, erinnert mich daran.