Ausblick für das Bistum Limburg
„Nehmt Neuland unter den Pflug“
Neue Formate erwarten uns in diesem Jahr – zum Beispiel beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt. Auch in der Kirchenentwicklung und der Familienpastoral wird Neuland betreten. Ein Ausblick. Von Heike Kaiser.
Eine Großveranstaltung im Mai – wird das in Zeiten von Corona möglich sein? Der Ökumenische Kirchentag (ÖKT) in Frankfurt stand auf der Kippe, lange wurde von den Veranstaltern, dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken und dem Deutschen Evangelischen Kirchentag, an einer Präsenzveranstaltung festgehalten. Jetzt ist entschieden: Das Format wird geändert. Es wird verstärkt auf digitale Beteiligung und Mitwirkungsmöglichkeiten auch jenseits der Frankfurter Stadtgrenzen gesetzt: Die Menschen können nicht nach Frankfurt kommen, also kommt der 3. ÖKT zu ihnen nach Hause.
Das Bistum Limburg ist gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Gastgeber des Kirchentags. Bereits vor sechs Wochen hatte sich der Diözesansynodalrat (DSR) des Bistums für eine Durchführung des ÖKT ausgesprochen. „Angesichts der unvorhersehbaren weiteren Entwicklungen in unserem Land und weltweit soll mit dem ÖKT ein gemeinsames Zeichen der Hoffnung von den Kirchen in Deutschland gesetzt werden“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bistums.
„Der 3. Ökumenische Kirchentag in Frankfurt findet statt. Denn er kann nicht verschoben werden“, erklärte Anfang November Weihbischof Thomas Löhr in der Diözesanversammlung. „Wir wollen den ÖKT“, so Löhr. „Wir werden als christliche Kirchen zeigen, dass wir bei den Menschen und mitten in der Gesellschaft sind.“
Bedenken der Stadt Frankfurt, den ÖKT trotz Corona stattfinden zu lassen, zwangen zu völlig neuen Planungen. Die vorliegenden Konzepte seien „nicht genehmigungsfähig“, so der Frankfurter Gesundheitsdezernent Stefan Majer. Mit Hochdruck wurde ein neues Veranstaltungskonzept entworfen, berichtet Diakon Werner Thomas, Bistumsbeauftragter für den 3. ÖKT. Denn: „In dieser außergewöhnlichen Zeit müssen wir es wagen, einen außergewöhnlichen Kirchentag zu planen.“ In einem Interview auf die Zeit nach dem ÖKT angesprochen, antwortet er: „Ich wünsche mir, dass der ÖKT stattgefunden hat und ein Zeichen gesetzt hat. Er war hoffnungsvoll und hat neue Möglichkeiten gezeigt und zu einem Aufbruch für alle Menschen in unserem Land beigetragen.“
Keine Neugründung von Pfarreien
„Im Jahr 2021 werden im Bistum Limburg keine Pfarreien neuen Typs gegründet“, sagt Bistumssprecher Stephan Schnelle. „Wir sind ein Jahr nach der Wahl der neuen synodalen Gremien. Das ist für eine Pfarreigründung einfach ein ungünstiger Termin.“ Herz-Jesu Dillenburg und St. Petrus Herborn sowie St. Martin Bad Ems und St. Martin Lahnstein peilen nach seinen Angaben zum 1. Januar 2022 jeweils einen weiteren Schritt der Pfarreiwerdung an. Zum 1. Januar 2023 stehen folgende Pfarreiwerdungen an: Pastoraler Raum Main Taunus-Mitte (Hofheim/Kriftel und Eppstein), Pastoraler Raum Limburg und Pastoraler Raum Frankfurt Nied-Gallus-Griesheim. „Zudem könnten auch die beiden Pastoralen Räume Main Taunus-Ost und Main-Taunus-Süd dazu kommen. Dazu gibt es noch keine formale Beschlussfassung, aber ers-te Kontakte und Schritte mit der Programmleitung. Dann werden wir bei insgesamt 47 Pfarreien neuen Typs sein“, so Schnelle.
Im März 2021 werden drei Männer zu Ständigen Diakonen geweiht. Vier Männer empfangen an Pfingsten die Priesterweihe im Limburger Dom, ein weiterer Priesterkandidat im Oktober in Rom. „Zwei weitere Männer werden im November zu Diakonen und im Jahr 2022 dann zu Pries-tern geweiht“, kündigt Schnelle an.
Das Spektrum der Themen in der Abteilung Weltkirche bleibt auch im Neuen Jahr weit: „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden 2021 unsere Arbeit begleiten, in vielen Ländern verlässlicher Partner zu bleiben in solidarischer Verbundenheit“, sagt Winfried Montz. „Partnerschaftsbegegnungen werden digital stattfinden“, erläutert der Leiter der Abteilung Weltkirche. Die ungebremste Klimakrise werde mit den Philippinen in den Blick genommen, Aktionen wie das Plastikfasten fortgeführt. Im Kriegsgebiet in Kamerun unterstütze das Bistum Limburg weiter die Bemühungen um Konfliktlösung und humanitäre Hilfen. Die Frage des Miteinanders von deutschen und muttersprachlichen Gläubigen stehe bei den Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache im Bistum Limburg im Mittelpunkt.
Planungen in der Familienpastoral
Das Bistumsprojekt „Amoris Laetitia“ geht weiter. „Es wurde unter anderem das Gespräch mit Bezirken und Muttersprachlichen Gemeinden gesucht, um ein gemeinsames Konzept der Ehevorbereitung auf den Weg zu bringen. Im Bereich der Ehebegleitung werden die guten Erfahrungen der Zusammenarbeit zwischen den Beratungsdiensten der Caritas und der Pastoral fortgesetzt“, berichtet Beate Gilles, Dezernentin Kinder, Jugend und Familie. „In allen Themen, ausgenommen der Frage des Umgangs mit Beziehungen, die zerbrochen sind, gibt es schon viele sehr gute Aktivitäten. Für uns ist es wichtig, dass wir 2021 den Austausch darüber noch deutlich intensivieren. Eine Publikation wie die Broschüre ,Familie im Fokus. Perspektiven und Anregungen für den Schwerpunkt Familienpastoral in der Pfarrei neuen Typs’, die im Frühjahr veröffentlicht wird, ist ein Anstoß, um miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Mit der Fortbildung zum seelsorglichen Umgang mit Paaren, Personen, deren Beziehung zerbrochen ist, werde Neuland beschritten. „Denn hier geht es nicht darum, eine Botschaft zu vermitteln, sondern Menschen auf dem Weg ihrer Gewissensbildung zu begleiten“, so die Dezernentin weiter.
„Mit Spannung erwarten wir die Entwicklung auf dem Synodalen Weg, insbesondere natürlich des Synodalforums ,Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft’“, sagt Gilles. Auf diese Ergebnisse könnten weitere Konkretisierungen im Bistum aufbauen. „Es ist wichtig, dass wir hier nicht alleine an Vorschlägen, wie zum Beispiel ein Segen gestaltet werden kann, arbeiten. Hier werden 2021 auch über den Synodalen Weg hinaus die Gespräche mit anderen Bistümern fortgeführt“, kündigt sie an.
„Nehmt Neuland unter den Pflug!“ (Hosea 10,12) Dazu fordert auch das Ressort Kirchenentwicklung im Jahr 2021 auf. Unter diesem Leitwort jedenfalls steht eine Qualifizierung für „Pionierinnen und Pioniere“, denen die (Erz-) Diözesen Freiburg, Limburg und Trier gemeinsam mit dem Theologisch-Pastoralen Institut Mainz in Experimenten und Suchprozessen Unterstützung anbieten wollen. Los geht es im Juni in Rastatt, der letzte von vier Kursterminen ist im Oktober 2022. Bewerbungsschluss ist am 31. März. (Infos: info@tpi-mainz.de)
„Wenn wir von Kirchenentwicklung reden, stellen wir nicht die Frage: ,Was wird aus uns?‘ Vielmehr geht es um den Auftrag, als Kirche Jesus Christus sichtbar zu machen“, sagt Juliane Schlaud-Wolf, Bischöfliche Beauftragte für Kirchenentwicklung. „Damit ,landen‘ wir zurzeit nicht wirklich. Somit braucht es Entwicklung.“ 2021 gehe es um zwei Schwerpunkte: Innovation und darum, exzentrisch zu sein. Dazu gehörten außer dem „Pionierkurs“ unter anderem Werkstatt-Tage zu Grundhaltungen der Kirchenentwicklung, „nicht mehr so churchy reden“, eine Sprachschule mit Erik Flügge, in jedem Quartal ein Kamingespräch und das Thema Wohnraumoffensive. „Für den Bereich ,Kirche in digitalen Kulturräumen‘ haben wir eine Stelle ausgeschrieben, um den hohen Bedarf, der in Corona-Zeiten deutlich wurde, aufzugreifen“, berichtet Schlaud-Wolf.
„Kirchenentwicklung“, sagt sie, „lebt aus der Grundhaltung ,Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?‘ (Jesaja 43,19) Wir sind davon überzeugt, dass Gott im Heute da und unterwegs zu finden ist. Neues liegt nicht von Anfang fest, sondern findet sich im Gehen.“