Spirituelle Angebote im Kloster Helfta

Neu Atem holen für Leib und Seele

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Die Zisterzienserinnen im Kloster Helfta laden ganzjährig zu spirituellen, Angeboten, aber auch Kursen im niederschwelligen Bereich ein. Entsprechend kommen Menschen mit unterschiedlichen Anliegen.

Auch Ikonenschreiben gehört zum Kursangebot, hier mit Schwester Mirjam Chang OCist.    Foto: Sr. M Pauline Klimach OCist

 

„In einer lauten Welt voller ‚events‘ wird der Rückzug … zur Notwendigkeit.“ „Das Miterleben der Tagesgebete und der heiligen Messen mit den Gesängen der Schwestern haben unsere Seelen berührt und den Frieden ins Innere getragen.“ „Ich finde es wunderbar, dass das Kloster ‚wieder belebt‘ ist und in dieser völlig anderen Zeit und unter völlig anderen Verhältnissen ,einen Ort der Glaubensweitergabe schafft‘.“ Solche und ähnliche Zuschriften aus dem gesamten Bundesgebiet erhalten die Zisterzienserinnen in Helfta von Teilnehmern ihrer Kurse, Seminare und weiteren Angebote.

Auf der Suche nach geistlichen Erfahrungen
20 Jahre ist es her, dass Zisterzienserinnen aus dem Kloster Seligenthal in Landshut nach Helfta/ Lutherstadt Eisleben kamen. Sie besiedelten damit wieder einen Ort, an dem bis in die Reformationszeit ein Zisterzienserinnenkloster bestand, das im 13. Jahrhundert ein besonderer Ort deutscher Frauenmystik gewesen war. Heute leben elf Ordensfrauen in Helfta. Seit 1999/2000 bieten die Schwestern ganzjährig unterschiedliche Möglichkeiten an, zur Ruhe zu kommen, am zisterziensischen Leben teilzunehmen, Tage der Einkehr zu halten. Dazu laden sie in ihr Gästehaus ein.

„Zu uns kommen Katholiken, die Erfahrungen mit der Stille machen, aber auch mit der Mystik der heiligen Frauen von Helfta in Berührung kommen wollen“, sagt Schwester M. Klara Maria Hellmuth OCist, die für das Kursprogramm verantwortlich ist. „Unter den Kursteilnehmern sind aber auch evangelische Christen, die auf der Suche nach Spiritualität sind, Geistliches erfahren und dem Heiligen begegnen möchten. Und es kommen auch Nichtchristen aus den neuen Bundesländern.“ Die meisten spreche die Einfachheit der Unterbringung, dazu kein Fernsehen, kein Handy an. „Immer wieder kommen Menschen, die ein Atemholen für Leib und Seele reizt, die sich einfach zurückziehen wollen, etwa zwischen den Jahren.“
Die Zisterzienserinnen laden zu Einzel-Exerzitien, Meditationskursen und thematischen Einkehrtagen ein, aber auch zu Angeboten im vorreligiösen Bereich wie Bogenschießen, Yoga, Körperwahrnehmung und Entspannung. „Unsere Tür steht stets offen, das Herz noch mehr“, sagt Schwester M. Klara Maria. „Wir möchten Menschen Gelegenheit bieten, zu sich zu kommen und neu Kraft zu schöpfen.“ Nicht wenige hätten Hemmungen, sich anzumelden, da gelte es auch Angebote zu machen, die „nicht so furchtbar fromm“ klingen. Die Menschen wünschten sich allgemein menschliche, seelsorgliche, aber auch psychologische Begleitung. „Unsere Gruppen sind meist klein, da kann man gut auf die Einzelnen eingehen.“

Eine Übersicht zum Kursangebot 2020 findet sich im Internet.

Von Eckhard Pohl

IMPULS
„Werde, wer du bist“
Ein Wort des griechischen Dichters Pindar ist für mich eine Art Adventsruf: „Werde, die du bist!“ Immer wieder merke ich, wie ich die „Farbe“ unserer Zeit annehme und auch ihre  Schwachstellen. Da ist es gut, sich dem Zuruf zu stellen: „Werde, die du bist!“ Und Abschied zu nehmen von manchem, das sich an mich „gehängt“ hat oder an dem ich „hänge“, und neu anzufangen, Schritt für Schritt den mühsamen Weg der Menschwerdung zu gehen, den Gott uns in Jesus vorgelebt hat.
In unserem Innern lebt ein Bild von dem, was aus uns werden soll und will. Wer daran vorbei lebt, findet schwer inneren Frieden. Gott hat mit einem jeden etwas vor. Ich frage mich immer wieder, was gerade am Werden ist in mir, was wachsen will. Dabei kann „Einkehr“ und „Stille“ helfen – Rückzug aus der Welt der vielen Eindrücke.
Sr. M. Klara Maria

Stille Tage im Kloster Helfta – zum Beispiel unter dem Wort „Für das Vergangene Dank, für das Kommende Ja!“ zwischen den Jahren – laden dazu ein. Beides ist nicht mehr oder noch nicht verfügbar: Das Vergangene darf ich der Barmherzigkeit Gottes übergeben, das Zukünftige darf ich vertrauend erwarten. In der Gegenwart ist die Fülle und es genügt, dass ich ganz da bin. Ich darf ständig lieben – ich brauche nichts festhalten; „denn all meine Quellen sind in dir, mein Gott!“, wie der Psalmist singt. Die großen Heldentaten erübrigen sich in der Regel. Wenn ich das Kleine gut und ganz tue, kann Wesentliches geschehen. Gott lebt zwischen Karteiakten und Kochtöpfen nicht weniger als in der Meditation. Es macht nichts aus, wenn ich mich verschenke und verströme. Denn „all meine Quellen sind in dir, mein Gott“ und von dort fließt mir zu, was ich in dieser Welt wirken soll und kann.

Von Sr. M. Klara Maria