MOBALNI – Das mobile Badezimmer der Malteser

Nur nicht aufgeben!

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In Hannover leben 500 Menschen auf der Straße. Vernünftige Körperpflege ist für sie kaum möglich. Die Malteser wollen das ändern. Ihre Idee: MOBALNI, ein mobiles Badezimmer. Die KiZ unterstützt die Aktion, gemeinsam schaffen wir es, das Leben der Obdachlosen leichter zu machen. Mit 50 Euro sind Sie dabei!


Meist unbeachtet: ein Obdachloser in der Innenstadt.

Die warme Dusche nach einem anstrengenden Tag – für die meisten Menschen selbstverständlich, für Obdachlose oft unerreichbarer Luxus. Zwar versorgen immer mehr Hilfsprojekte die Menschen auf der Straße mit Essen und Trinken, Duschmöglichkeiten bleiben jedoch selten. Abhilfe schaffen in Hannover nun die Malteser. Dort geht voraussichtlich im Frühsommer kommenden Jahres ein mobiler Duschanhänger an den Start, der Obdachlosen unter dem Namen „MOBALNI – das mobile Badezimmer für Menschen auf der Straße“ ein Stück persönlicher Würde zurückgeben soll. Menschen wie Sabine:

Als die Malteser in Hannover an jenem Donnerstagabend mit ihrem Kältebus auf den Platz an der Nikolaikirche vorfahren, da warten sie schon: Obdachlose und andere Gestrandete dieser Gesellschaft in der Vorfreude auf eine warme Suppe. Ein Imbissstand in der Nähe spendet Licht und auch etwas Wärme an diesem dunklen Abend. Doch keiner der Wartenden wird zum Kunden, keiner kann sich die Currywurst leisten. Unter den Männern und ganz wenigen Frauen ein neues Gesicht: Sabine (Name geändert) ist zum ersten Mal hier bei der kostenlosen Essensausgabe der Malteser und freut sich darauf, nach fünf Tagen etwas Warmes in den Magen zu bekommen.

Alle Habseligkeiten in Tüten verpackt

Ein Bekannter aus der Obdachlosenszene habe sie auf den Kältebus der Malteser aufmerksam gemacht, erzählt Sabine. Seit zwölf Wochen lebt Sabine auf der Straße, nachdem sie ihre Wohnung in Heidelberg verloren hat. Warum? Weil diese Wohnung eine Schrottimmobilie gewesen sei, antwortet die 52-Jährige nur kurz. Wie auch immer: Die plötzlich wohnungslos Gewordene setzte sich danach in den Zug nach Hannover – und nun ist sie hier. Nachdem ihr unterwegs der Koffer gestohlen wurde, blieben nur wenige Habseligkeiten, verpackt in Tüten. Darunter zwei Bücher: Charlotte Bühlers „Psychologie im Leben unserer Zeit“ und „Der Pferdeflüsterer“ von Nicolas Evans. Auch das kleine Schminktäschchen in einer der Plastiktüten zeugt davon, dass sich Sabine in einer schwierigen Situation ihre Würde bewahren möchte.

Seit zwölf Wochen habe sie nicht geduscht, erzählt die gelernte Fleische­reifachverkäuferin, die aus dem ländlichen Odenwald stammt. Wie sie ihren Körper pflegt? Da gebe es nur wenige Möglichkeiten: Schnelle Gesichtswäsche in öffentlichen Toiletten müsse reichen, danach etwas Schminke für die Optik. Und immer die misstrauischen Blicke der Menschen im Nacken. „Es ist nicht schön, in einem Kaufhaus angestarrt zu werden und genau zu wissen, was die Menschen denken“, sagt Sabine und man spürt: Hier steht ein intelligenter Mensch, der sich für das Leben und die Welt interessiert, der aus irgendwelchen Gründen auf die Straße geraten ist, aber gar nicht daran denkt, sich aufzugeben.
 


Körperpflege und Hygiene sind auch für die obdachlose Sabine eine ständige Herausforderung.

Die eigene Würde bewahren – bald werden dabei die Malteser helfen: mit MOBALNI, dem mobilen Badezimmer. Vier Mal pro Woche wird dann auf innenstadtnahen Plätzen in Hannover eine Zugmaschine mit einem Anhänger vorfahren, in den drei voll ausgestattete Badezimmer eingebaut sind. Dort können im 20-Minuten-Takt bis zu 25 Personen pro Tag duschen. Regelmäßig soll es einen speziellen Duschtag für Frauen geben.

Selbstbewusstsein stärken

Der Bedarf ist zweifellos da. Gerade obdachlose Frauen wie Sabine seien auf der Straße besonders gefährdet, erklärt Katrin Rütt, MOBALNI-Projektleiterin der Malteser in Hannover: „Sie haben andere hygienische Bedürfnisse als Männer und werden durch ihre körperliche Unterlegenheit nicht selten Opfer von Gewalt, leider auch in sexueller Hinsicht.“ Ihnen, aber natürlich auch allen bedürftigen Männern, soll MOBALNI nicht nur zu einer besseren Körperpflege, sondern auch zu mehr Wohlbefinden und damit Selbstbewusstsein verhelfen. Dies könne der erste Schritt zurück in ein Leben abseits der Straße sein, sagt Rütt, und verweist noch auf einen anderen Aspekt: „In ihren 20 Minuten Badezimmerzeit können die Obdachlosen die Türe schließen und haben damit private Zeit für sich, geschützt vor der Öffentlichkeit, oft die einzige private Zeit für Tage.“

Dieses Projekt für Obdachlose und Wohnungslose in Hannover hat seinen Preis. Aufgrund großer Preissteigerungen haben sich die Gesamtkosten für den Bau des MOBALNI-Duschanhängers auf rund 280 000 Euro verdoppelt. Die Stadt Hannover hat eine Förderung zugesagt und großzügige Unterstützung kommt auch vom Bistum Hildesheim. Dennoch bleibt eine finanzielle Lücke, die der katholische Hilfsdienst mit Spenden schließen muss. Die Malteser hoffen daher auf Spender, denen das Schicksal von Menschen wie Sabine nicht gleichgültig ist.

Michael Lukas
 

Helfen Sie helfen
Mit 25 Einsätzen täglich rechnen die Malteser für ihre Duschkabinen. Der Dauerbetrieb stellt hohe Anforderungen an Konstruktion und Bauteile. Darum kostet die komplette Ausstattung einer Hygienekabine rund 7200 Euro.

Spendenkonto:
Malteser Hilfsdienst e. V.
IBAN: DE49 3706 0120 1201 2090 10
Stichwort: Mobalni

Weitere Informationen:
malteser-hannover.de/mobalni
Ansprechpartnerin: Katrin Rütt,
Tel.: 05 11 / 959 86-58;
E-Mail: katrin.ruett@malteser.org