Zweite Renovierungsphase der Jerusalemer Grabeskirche

Ökumenisches Zeichen in Kriegszeiten

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Die Renovierungsarbeiten an der Jerusalemer Grabeskirche gehen weiter. Der Fußboden soll nun erneuert werden. Die Kirche bleibt währenddessen geöffnet.

Foto: kna/Andra Krogman
Im März 2017 waren die Arbeiten an der Kapelle der Grabeskirche beendet worden. Nun muss der brüchige Fußboden erneuert werden. Foto: kna/Andrea Krogmann


Mit der feierlichen Entnahme des ersten Steins haben die Oberhäupter der griechisch-orthodoxen Kirche, der armenischen Kirche und der Franziskanerkustodie in Jerusalem am Montag die zweite Phase der Instandsetzungsarbeiten an der Grabeskirche eingeläutet. "Etwas Schlimmeres als die Pandemie trifft die Welt in diesen Tagen: ein Krieg zwischen christlichen Brüdern", sagte Franziskanerkustos Francesco Patton bei der Feier. In diesem Kontext erhalte die Zusammenarbeit der Konfessionen bei der Restaurierung der Grabeskirche eine noch größere Bedeutung.

Der Blick auf den Krieg in der Ukraine mache noch deutlicher, wie wichtig die Zusammenarbeit und Verständigung zwischen den Gemeinschaften in der Grabeskirche sei, jenem Ort, "an dem Jesus durch die Auferstehung der Eckstein der lebendigen Kirche wird", so Patton. Die Verantwortung für die zweite Renovierungsphase wurde den Franziskanern übertragen.

Auch der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., rief die Konfessionen auf, ihr Engagement für den Erhalt der Heiligen Stätte weiter zu vertiefen. In einer durch Krieg, wirtschaftliche und soziale Instabilität und die Pandemie verwirrten Welt sehe man die Hoffnungsbotschaft voraus, die "vom Heiligen Grab nicht nur für Christen, sondern für die ganze Welt" ausgehe. Die Fortsetzung der gemeinsamen Restaurierungsarbeiten an der Kirche bezeichnete er als "historische Gelegenheit".

 

Umfassende Vorarbeiten

Bei den jetzt beginnenden Arbeiten soll der brüchige und teils von eindringendem Wasser geschädigte Fußboden samt seiner Infrastruktur in der gesamten Grabeskirche wiederhergestellt und gesichert werden. Neben einer Prüfung der Statik sollen auch Elektro-, Wasser-, Mechanik-, und Feuerschutzsysteme eingebaut sowie archäologische Untersuchungen vorgenommen werden.

Eine entsprechende Vereinbarung hatten die drei Konfessionen als Eigner schon im Mai 2019 getroffen. Die Covid-19-Pandemie habe den Beginn der Restaurierungsarbeiten "fürchterlich verlangsamt", so Patton. Man geht davon aus, dass die Arbeiten mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen werden. Die verantwortlichen Experten betonten zum offiziellen Start, die Kirche solle während der Dauer der Restaurierungen für Besucher zugänglich bleiben. Die Arbeiten sollen daher abschnittsweise durchgeführt werden.

Vorausgegangen war eine rund einjährige historisch-archäologische Vorstudie durch Experten einer Turiner Stiftung sowie des Instituts für Altertumsforschung an der römischen Universität La Sapienza. Dabei wurde unter anderem der gesamte Boden mittels Lasertechnologie vermessen und der Erhaltungszustand bewertet. Gleichzeitig diente die Studie dazu, Art und Ursprung des verwandten Materials zu untersuchen, wie der beteiligte palästinensische Architekt Osama Hamdan von der Al-Quds-Universität in Jerusalem zu Beginn der Untersuchungen vor Medien erklärt hatte.

Im März 2017 waren nach jahrzehntelangem Streit der Konfessionen an der sogenannten Ädikula, der Kapelle über dem traditionell verehrten Grab Christi, umfassende Restaurierungsarbeiten abgeschlossen worden. Die Aufsicht über die erste Renovierungsphase lag bei der griechisch-orthodoxen Kirche.

kna