Auf ein Wort

Offene Ohren und offenes Herz

"Höre Israel", heißt es eindringlich in der Lesung, die das Glaubensbekenntnis des Gottesvolkes beinhaltet. Worte, die unseren Autor auch an die eigene Kindheit erinnern.

„Wem gehörst Du?“ Diese Frage wurde mir manchmal als Kind gestellt, wenn jemand wissen wollte, wer meine Eltern sind. „Ich gehöre dorthin, wo ich höre und gehört werde“, sagte ein Exerzitienmeister. Schon im Mutterleib wird das Kind durch das Hören vertraut mit den Stimmen der Personen, die näher zu ihm gehören. Zugehörigkeit kann wachsen. Auch zum Glauben gehört wesentlich das Hören, sodass eine lebendige Beziehung zwischen Mensch und Gott entstehen kann.

„Höre Israel!“, heißt es eindringlich in der Lesung, die das Glaubensbekenntnis des Gottesvolkes beinhaltet. Diese markante Aufforderung hat ihre Vorgeschichte. Gott selbst hat auf das Klagegeschrei seines Volkes gehört und dieses aus der Knechtschaft Ägyptens befreit. Damit hat er gezeigt, wie sehr er es liebt. Als Antwort soll nun wiederum das Volk ganz und gar Gott sein Vertrauen und seine Liebe schenken. Diese zeigt sich, so die Überzeugung des frommen Juden Jesus von Nazareth, ebenso in der konkreten Zuwendung zum Nächsten.

Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe gehören zusammen: Auf sich selbst, seinen Nächsten und Gott sollte man hören, sodass Zugehörigkeit entsteht. Dazu braucht es sensible Ohren und ein offenes Herz. Daran erinnert Benedikt, wenn er unsere Regel mit dem Signalwort beginnt: „Höre!“ Im Lateinischen steht: „Obsculta!“, was manchmal auch mit „Spitze Dein Ohr!“ übersetzt wird. Wen höre ich? Wer hört mich? Wem gehöre ich? Wer gehört (zu) mir? Gespitzte Ohren helfen uns, unserer Verantwortung gerecht zu werden.

Johannes Eckert