Ministrantin aus Leidenschaft

Ohne würde mir was fehlen

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Sarah Freier
Nachweis

Foto: Edmund Deppe

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Sarah Freier ist zwanzig Jahre alt, studiert Geographie und Englisch fürs gymnasiale Lehramt und ist Ministrantin aus Leidenschaft

Sarah Freier aus Garbsen ist zwanzig Jahre alt und Ministrantin aus Leidenschaft. Sie engagiert sich in der Jugendarbeit und versucht, ihren positiven Glauben an Kinder und Jugendliche weiterzugeben.

Ihr Lächeln, Audruck ihrer positiven Lebenseinstellung, ist Sarah Freiers Markenzeichen. Die zwanzig Jährige ist Oberministrantin im Kirchort St. Maria Regina in Berenbostel, einem Stadtteil von Garbsen bei Hannover. „Ich bin hier in der Kirche zuhause. Schon als Kind haben unsere Eltern meine Schwester und mich mit zu den Gottesdiensten genommen. Für mich stand früh fest, nach der Erstkommunion werde ich Ministrantin. Das war dann 2012. Ich bin von klein auf sozusagen kirchlich sozialisiert“, sagt sie lachend. 
„Für meinen Glauben war mein Elternhaus ganz wichtig, er wurde hier nicht nur grundgelegt, sondern entscheidend geprägt“, erzählt die junge Frau. Glaube und Kirche ist in ihrer Familie ganz wichtig. „Meine Eltern stammen aus Polen, wo auf Kirche und Glauben noch mehr Wert gelegt wird, als hier bei uns in Deutschland. Wir haben in der Familie regelmäßig gebetet. Das Abendgebet oder auch das Tischgebet durften nicht fehlen“, erinnert sich Sarah. „Zum Kirchgang gezwungen wurden wir Kinder nie“, betont sie. Aber er gehörte für die ganze Familie zum Sonntag einfach dazu.


„Als es während Corona keine Gottesdienste gab, hat mir was gefehlt.“


„Im Laufe der Jahre hat sich das ein bisschen geändert. Ich gehe zwar oft in den Sonntagsgottesdienst, aber nicht immer. Doch wenn ich als Ministrantin Dienst habe, dann bin ich oft die, die meine Eltern nervt und fragt, los, wollt ihr nicht zur Kirche mitkommen?“ Unwillkürlich muss Sarah lachen: „So ändern sich die Zeiten! Früher wurden wir Mädchen gefragt.“ 


Sarah Freier ist Ministrantin aus Leidenschaft. „Die schlimmste Zeit war für mich während der Corona-Pandemie, als es erst gar keine Gottesdienste gab und danach für lange Zeit Ministranten nicht erlaubt waren. Da hat mir etwas Wesent.liches in meinem Leben gefehlt“,  sagt Sarah und schaut für einen kurzen Augenblick nachdenklich in die Ferne. Doch das Lächeln kommt sofort wieder. 
Fragt man sie, warum sie Ministrantin ist und sogar als Leiterin Verantwortung übernimmt, fällt ihr die Antwort nicht schwer: „Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens: Ich arbeite gern mit Kindern und Jugendlichen. Zweitens: Der Ministrantendienst am Altar, in der Kirche ist wichtig und schön. Er ist eine Bereicherung für jeden Gottesdienst. Und drittens: Ich habe den Glauben als sehr positiv erfahren und möchte dies an jüngere Menschen weitergeben. Ich versuche, ihnen auch schöne Glaubenserlebnisse, Glaubensmomente zu ermöglichen. Vielleicht bin ich so etwas wie eine Glaubensmultiplikatorin“, sagt sie mit einem strahlenden Gesicht. Ihr nimmt man sofort ab, dass sie für die Sache brennt, dass ihr dieses Ehrenamt Spaß macht.


Highlights schaffen, von denen die Jugendlichen lange erzählen


Immer wieder überlegt sie sich neue Events, plant Unternehmungen. „Das ist wichtig für das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe. Die Kinder und Jugendlichen erleben, dass sie nicht allein in der Kirche sind.“ Sarah opfert gern ihre freie Zeit, um mit ihren Ministrantinnen und Ministranten  besondere Dinge zu unternehmen. „So waren wir jetzt beim Diözesanministrantentag mit einer kleinen Gruppe oder sind vor den Sommerferien mit ein paar Minis nach Bremerhaven gefahren und mit unserem Bischof gepilgert. Das sind Highlights, die man nicht so schnell vergisst, von denen die Jugendlichen sicherlich noch in ein paar Jahren erzählen werden“, ist sich Sarah sicher.


Oberministrantin ist sie im Ehrenamt, arbeitet auch als Teamerin des BDKJ beim POK, dem Persönlichkeitsorientierten Kurs mit. „Das ist ein Kurs, der Voraussetzung ist für die Juleica, den Jugendleiterausweis. Da reflektiert man über sich und sein Leben, natürlich auch über seinen Glauben. Und ich freue mich jedesmal riesig, wenn von unseren Minis wieder in paar bei diesem Kurs mitmachen. Das ist für mich das Zeichen, dass ich wohl nicht so viel falsch gemacht habe“, sagt Sarah. 


Zeit für andere Hobbys hat die Lehramtsstudentein nicht. „Mein Hobby ist die Ministrantenarbeit. Die restliche Zeit benötige ich für mein Studium und einen Minijob im Einzelhandel.“


Geographie und Englisch studiert Sarah inzwischen im dritteen Semester. Auch im Kreis der Komilitoninnen und Komilitonen macht sie keinen Hehl daraus, dass ihr der Glaube und die Ministrantenarbeit wichtig ist. „Früher, vor dem Studium, gab es öfter abfällige Bemerkungen wie, du machst was mit Kindern. Heute brauche ich mich dafür nicht mehr zu rechtfertigen, schließlich wollen wir ja alle später mit Kindern und Jugendlichen in der Schule arbeiten. Meine Freundinnen und Freunde an der Uni finden mein Hobby eher cool“, erzählt die zukünftige Gymnasiallehrein.


Während des Gesprächs greift Sarah immer mal wieder zu ihrer Kette. Daran hängt ein kleines goldenes Kreuz. „Das bedeutet mir sehr viel. Das habe ich zur Erstkommunion geschenkt bekommen. Ich trage diese Kette eigentlich immer. Sie ist für mich mehr als ein Schmuckstück. Sie ist für mich ein kleines Glaubensbekenntnis“, betont sie, nimmt das Kreuz in die Hand, betrachtet es kurz, lässt es wieder zurück gleiten und sagt nachdenklich: „Ohne meinen Glauben würde mir was fehlen!“  

 

Kein Weg und keine Mühe ist Sarah Freier (m.) zuviel, wenn es um die Ministrantenarbeit geht. So ist sie mit einer kleinen Gruppe ihrer Ministrantinnen und Ministranten nach Bremerhaven gefahren, um mit dem Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer (r.) zu pilgern.

Edmund Deppe