Presse-Material
Pastor Winfried Henze in Adlum wird 90 und feiert sein eisernes Priesterjubiläum
Übersicht
- Winfried Henze, geboren am 17.06.1929 in Fritzlar / Hessen
- 1939 bis 1948 Gymnasium Göttingen
- 1948/49 Universität Göttingen, Jurastudium
- 1949/1953 Hochschule St. Georgen, Frankfurt, Theologiestudium
- 18.07.1954 Priesterweihe in Hildesheim, St. Godehard
- 1954 bis 1960 Kaplan in Braunschweig, St. Ägidien
- 1960/61 Kaplan in Bremen-Blumenthal, St. Marien
- 1962/63 Kaplan in Hildesheim, St. Godehard
- 1962 bis 1997 Redakteur der Kirchenzeitung Hildesheim
- 1967 bis 1982 Pfarrer in Egenstedt bei Hildesheim, St. Nikolaus
- 1982 bis 2003 Pfarrer von St. Godehard, Hildesheim
- seit 2003 Pastor in Adlum bei Hildesheim
Die Feier in Adlum
Am Sonntag, dem 21. Juli 2019 werden die beiden Anlässe (90. Geburtstag und 65jähriges Priesterjubiläum) in Adlum gefeiert (an den Gedenktagen selber ist Pastor Henze nicht erreichbar). Kirchengemeinde und Arbeitsgemeinschaft der Adlumer Vereine (AAV) wirken dabei zusammen. Wegen Bauarbeiten in und an der Kirche finden Gottesdienste und Festakt in der Adlumer Sporthalle statt. Der Förderverein
St. Georg Adlum führt eine Sammelaktion zur Finanzierung der umfangreichen Sicherungs- und Erneuerungsarbeiten an der St. Georgskirche durch. Beim bunten Nachmittag auf der Pfarrwiese werden die Speisen und Getränke gratis ausgegeben.
9.00 Uhr Festhochamt in der Sporthalle. Die Festpredigt hält der Offizial des Bistums Hildesheim, Domkapitular Dr. Christian Wirz. Die musikalische Gestaltung hat der Musikverein Borsum übernommen.
11.00 Uhr Festakt mit Grußworten. Kurzreferat zum Thema „Priestertum und Gemeinde heute“ (Oberstudiendirektor Benno Haunhorst, Josephinum Hildesheim).
Mitwirkung: Männergesangverein Adlum.
Ab 13.00 Uhr Bunter Nachmittag für Jung und Alt auf der Pfarrwiese: Leberkäs, Bier, Getränke, Kaffee und Kuchen. Spontane Einlagen. Bläsergruppen.
17.00 Uhr Feierliche Schlussandacht in der Sporthalle mit TeDeum und sakramentalem Segen. Bläsergruppe der ev. luth. Gemeinde St. Michaelis Hildesheim.
Vita
Pastor Winfried Henze, der am 18. Juli 2019 auf fünfundsechzig Jahre im priesterlichen Dienst zurückblicken kann, stammt, wie er selbst gern sagt, „von Bauern und Zuckerkochern“ ab. Seine Mutter Magdalene geb. Bruns kam von einem Bauernhof in Farmsen bei Hildesheim, sein Vater war Sohn des Zuckerfabrikdirektors Josef Henze in Groß Munzel bei Hannover, der ebenfalls von einem Bauernhof stammte (Dingelbe bei Hildesheim). Pastor Henze kommt also aus einer Familie, die seit vielen Generationen im katholischen Stift Hildesheim beheimatet ist. Er hat es deshalb auch als gute Fügung betrachtet, dass er die meisten Jahre seines priesterlichen Dienstes im Hildesheimer Land wirken durfte, wo die guten Zuckerrüben wachsen und wo die Menschen, zumindest die Älteren, eher welfisch als preußisch fühlen, wo es, so „hoch im Norden“, Barockkirchen und Fronleichnamskreuze im Dorf gibt, wo man aber auch seit Generationen in Nachbarschaft mit evangelischen Christen lebt, früher, besonders zu Bismarcks Zeiten, zuweilen in Abwehrhaltung, heute in ökumenischer Brüderlichkeit. Eine niedersächsische Ökumene herrscht hier: ohne Umarmung, aber zuverlässig.
Winfried Henzes Vater, der Jurist Dr. Leonhard Henze, hatte seine erste Stelle als Amtsrichter in Fritzlar/Hessen. Dort wurde Winfried Henze am 17. Juni 1929, also vor 90 Jahren, geboren, und dort erlebte er seine ersten zehn Lebensjahre. Am Fritzlarer Dom war er damals der jüngste Messdiener. Gleichzeitig mit dem Kriegsbeginn zog die Familie nach Göttingen, wo der Vater weiter als Amtsgerichtsrat wirkte und nach dem Kriege zum Amtsgerichtsdirektor und Universitätsrat aufstieg. Vier Kinder wuchsen in der Familie auf. Die älteste war Winfrieds Schwester, die spätere hannoversche Studienrätin und Bundestagsabgeordnete Dr. Maria Henze (+ 1972); sein älterer Bruder Hans-Christel wurde Landwirt in Dingelbe (+ 2018), sein jüngerer Bruder Dr. Gerhard Henze (+ 2012) blieb als Richter in Hildesheim in den Spuren des Vaters.
Nach seinem Abitur am Göttinger Gymnasium bezog Winfried Henze zunächst die dortige Universität als Student der Rechte. Aber er hatte sich sofort nach dem Krieg beim Aufbau der katholischen Jugend engagiert, war ein eifriger St. Georgs-Pfadfinder geworden und fand über die Jugendarbeit zum Priesterberuf. Nach drei Göttinger Semestern, in denen er bei der katholischen Studentenkorporation „Winfridia“ (KV) aktiv war, brach er sein Jurastudium ab und ging als Theologe nach Frankfurt (Hochschule St. Georgen). Rechtswesen, Staat und Gesellschaft blieben jedoch weiter sein Interessengebiet, sein wichtigster akademischer Lehrer in Frankfurt war Prof. Oswald von Nell-Breuning, der Altmeister der katholischen Soziallehre. Hier hat Winfried Henze manches Rüstzeug für seine spätere Tätigkeit als Publizist erworben.
Am 18. Juli 1954 wurde er in der Hildesheimer St. Godehard-Kirche von Bischof Dr. Joseph-Godehard Machens zum Priester geweiht. Sechs Jahre war er danach Kaplan in Braunschweig an St. Aegidien, das war damals mit über 12 000 Seelen die größte Gemeinde des Bistums Hildesheim. „Es gab Arbeit bis zum Umfallen, aber es hat Spaß gemacht“, erzählt er heute über diese Zeit. Besonders gern erinnert er sich an die gute Gemeinschaft mit seinen vier Mit-Kaplänen, darunter der spätere Dechant Hubert Kaltenthaler und der spätere Generalvikar Heinrich Schenk, mit denen er sein Leben lang befreundet blieb. Henze hatte an zwei Gymnasien und in Volksschulklassen zu unterrichten, später auch an Berufsschulen. Er gab bis zu 25 Stunden Religionsunterricht in der Woche, dazu kam vielerlei Seelsorge, ein TBC-Krankenhaus zum Beispiel, und besonders Jugendarbeit: ein Pfadfinderstamm, ein DJK-Sportverein, eine Laienspielschar (Hugo v. Hofmannsthals „Jedermann“ vor der Fassade von St. Aegidien) und, vor allem, seine offenen Jugendabende im Kinosaal der „Brücke“, wo ihn die „Halbstarken“ ehrenhalber zum „Lederjacken-Kaplan“ ernannten (er hat nie eine Lederjacke besessen). Über diese Abende, wo sich Scharen von Jugendlichen versammelten, hat er im Pfeiffer-Verlag (München) unter dem Titel „Nepomuk“ (dem Brücken-Heiligen) einen Bericht veröffentlicht, ein unter Jugendseelsorgern gern gelesenes Büchlein.
1960 wurde Winfried Henze nach Bremen-Blumenthal versetzt. „Ich hatte plötzlich viel Zeit“ sagt er dazu, denn im Land Bremen gibt es an den öffentlichen Schulen keinen Religionsunterricht. „So las ich morgens die Zeitung, auch die Kirchenzeitung, die damals unter Erich Riebartsch und Fritz Knipping einen Modernisierungsschub erlebte“. Auf Wunsch dieser beiden begann er in Bremen Artikel für die Kirchenzeitung zu schreiben, die Verbindung wurde enger, und bald, nämlich zu Neujahr 1962, wurde er als Kaplan nach Hildesheim, St. Godehard, versetzt, mit dem Auftrag, bei der Kirchenzeitung mitzuarbeiten.
Aus Bremen in Erinnerung geblieben ist ihm auch sein Strafprozess, der damals viel Staub aufgewirbelt hat. In einer Versammlung hatten Katholiken von dem Bremer Bildungssenator Willy Dehnkamp (SPD) gefordert, die von den Nazis geschlossene katholische Schule wieder zuzulassen und den von den Nazis abgeschafften Religionsunterricht wieder einzurichten. Dehnkamp lehnte dies ab aufgrund der bremischen Rechtstradition (die es aber im früher hannöverschen Blumenthal gar nicht gab). Winfried Henze kritisierte dies in einem Leserbrief der örtlichen Zeitung mit dem Bemerken, hier spiele der Bildungssenator die Rolle eines Testamentsvollstreckers Adolf Hitlers. Er wurde wegen Beleidigung angeklagt, verurteilt, wieder freigesprochen, nochmals angeklagt, bis der Bildungssenator sich zu einem klärenden Gespräch bereit gefunden hatte und der Prozess in der vierten Instanz wegen Geringfügigkeit eingestellt wurde. Er hatte aber so viel Staub aufgewirbelt und dem Kaplan Henze so viele Sympathie-Spenden eingebracht, dass er für die Errichtung einer katholischen Privatschule in Bremerhaven-Lehe eine schöne Summe stiften konnte und so zum Ehrenmitglied des dortigen Schulvereins avancierte.
Über seine Arbeit bei der Kirchenzeitung, für die er im Sommer 1963 freigestellt wurde, spricht er heute noch mit Begeisterung: „Ich konnte experimentieren und war frei zu schreiben, was ich wollte“. Seine wöchentlichen Kurz-Kommentare lösten mancherlei Diskussionen aus. Mit Eifer bemühte er sich, die Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils ins Bistum zu tragen. Modernisierung der Pressearbeit lag ihm am Herzen. Bei der Hildesheimer Diözesansynode, bald nach dem Konzil, setzte er die Errichtung einer bischöflichen Pressestelle durch, aktiv bemühte er sich um redaktionelle Zusammenarbeit mit seinen Kollegen in Berlin, Osnabrück, Paderborn und Münster. Bei der Würzburger Synode bildete er zusammen mit den Chefredakteuren Willi Thomes (Trier) und Hermann Kreitmeir (Eichstätt) das Team, das für die deutsche Kirchenpresse berichtete. Mehrmals brach er zu großen Reportagereisen auf, um von kirchlicher Entwicklungsarbeit zu berichten: nach Bolivien, Peru, Ecuador, Kolumbien, nach Rhodesien (heute Zimbabwe), nach Burkina Faso. Auf Interesse stießen seine Eindrücke, die er von den Umwälzungen in Spanien gegen Ende der Ära Franco gesammelt hatte. Viel Beachtung fand auch eine ökumenische Initiative: Mit seinem Kollegen Pastor Gerhard Isermann von der Evangelischen Zeitung Hannover vereinbarte er den Austausch von Briefen über Glaubens- und Kirchenfragen, die zeitgleich in beiden Blättern erschienen und später in einem gemeinsamen Büchlein veröffentlicht wurden: „Gespräche über den Zaun“. Einige Jahre gehörte er dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Katholische Presse an, zweimal wurde er mit dem Journalistenpreis der Deutschen Bischofskonferenz ausgezeichnet. Selbst in die Technik der Zeitungsherstellung fuchste er sich hinein, bis ihn die Setzer der Firma Gerstenberg in Hildesheim zu einem der ihren erklärten und zur Gautsch-Zeremonie in eine Wanne mit kaltem Wasser warfen.
„Es war prima“, sagt er noch heute über diese 35 Jahre Pressearbeit. Als Priester und Kollege wollte er in der Redaktion wirken, nicht jedoch als Chefredakteur. Er setzte sich dafür ein, dass für dieses Amt Dr. Theo Lemmer (früher Rheinischer Merkur) gewonnen wurde. Auch wollte er nicht auf die Arbeit in der Pfarrseelsorge verzichten. So übernahm er 1967 die Dorfgemeinde St. Nikolaus zu Egenstedt im Stift Hildesheim. 15 Jahre wirkte er dort als Landpastor, baute Friedhofskapelle und Pfarrsaal, machte seine Pfarrhauswiese zum Bolzplatz und gestaltete mit seinem Freund und Mitschüler, dem bekannten Goldschmied Hubertus Förster (Aachen, Mit-Restaurator des Karlsschreins) die Dorfkirche gemäß der Liturgiereform völlig neu. Unvergessen sind die großen Erntedankfeste des Stiftes in der Hildesheimer Sporthalle, die er mit Blaskapellen, Chören und Tanzgruppen gestaltete. 1982 wurde er Pfarrer der Basilika St. Godehard in Hildesheim – für 21 Jahre.
Wichtig war ihm immer der gute Kontakt mit seinen geistlichen Mitbrüdern. Mittwochs wird gewandert, das hat er von seinem Pfarrer und Freund Johannes Bank in St. Godehard übernommen und hält es bis heute hoch. Viele Jahre gehörte er als gewählter Vertreter seiner Mitbrüder der Bischofsstadt dem Priesterrat der Diözese Hildesheim an und pflegte engagiert Stellung zu nehmen, wenn er Gefahr für einen glaubwürdigen Dienst der Priester sah. Zum „Kirchenvolksbegehren“ des Vereins „Wir sind Kirche“, das unter anderem das Frauenpriestertum und die Abschaffung des Priesterzölibats forderte, erklärte er von der Kanzel: „In der Basilika St. Godehard zu Hildesheim findet dieser Unfug nicht statt.“
In der Seelsorge ging es ihm besonders um die Jugend. Jahr um Jahr ging er mit Jugendlichen ins Zeltlager, auf Kleinbusfahrt ins Ausland oder zum Segeltörn an die Nordsee. In der Gemeinde St. Godehard war er Mitbegründer der Kolpingfamilie und eifriger Förderer des Basilika-Chores. Immer wieder gestaltete er mit Gastchören und Orchestern kirchenmusikalische Andachten in der Basilika, besonders gern zusammen mit dem Dirigenten Werner Seitzer, dem langjährigen Generalmusikdirektor des Theaters für Niedersachsen (TfN). Es war für ihn eine große Überraschung und Freude, als der GMD im Juni 2017 bei seiner Verabschiedung im Hildesheimer Theater einem Dutzend Weggefährten zum Dank je eine Edward-Elgar-Variation widmete und dabei, gleich nach seiner Frau, an erster Stelle seinen „geistlichen Freund“ Winfried Henze nannte.
Als bald nach der Jahrtausendwende bekannt wurde, dass Benediktinermönche der deutschen Abtei in Jerusalem eine Vertretung in der Heimat errichten wollten, setzte er sich aktiv dafür ein, dass sie nach St. Godehard kamen, und er empfand große Freude, als – fast auf den Tag genau 200 Jahre nach der Säkularisierung – wieder Benediktiner bei der alten Abteikirche heimisch wurden. Dafür räumte er seinen Platz als Pfarrer und ging wieder aufs Dorf, diesmal nach Adlum im Borsumer Kaspel. Dass die Mönche nach gerade mal zehn Jahren die Basilika wieder verlassen haben, war für ihn eine große Enttäuschung.
„Mir gefällt es in Adlum!“, sagt er zu seinem heutigen Wirkungsort. „Es gibt hier viel aktive Mitarbeit in der Gemeinde, auch viel gutes Zusammengehen mit, weltlichen‘ Gruppierungen wie Schützen, Sängern und Feuerwehr“. Ob er nicht zu alt sei für den aktiven Dienst? Diese Sorge zerstreute er bei der Begrüßung in Adlum auf Plattdeutsch: „Eck weit ja wohl, wat dei Luie sek turechtekürt: Jetze kröiget we saun Éolen. Aber noch hebb eck et nich im Kruize un nich uppe Bost. Noch hebb eck Luft im Baste un Verstand im Koppe. Noch geiht et!“ Und es geht jetzt schon über fünfzehn Jahre. Sorge machen ihm die vielen Gemeinde-Zusammenlegungen im Bistum: „Ich fürchte, dass dabei viel örtliche Aktivität verloren geht und die Kirche sich von den Menschen entfernt“. Auch die Art, wie diese Fusionen durchgesetzt wurden, gefällt ihm nicht. „Ich finde, man sollte mehr auf die Erfahrungen der aktiven Gemeindemitglieder hören“, sagt er dazu, lässt aber auch keinen Zweifel an seiner Bereitschaft zur Mitarbeit unter veränderten Verhältnissen aufkommen. – noch immer im aktiven Dienst, inzwischen wohl der älteste Priester des Bistums, der noch nicht pensioniert ist, und seit August 2018, wegen Krankheit des Borsumer Pfarrers, allein zuständig für fünf Kirchen.
Ein besonderes Erlebnis hatte Pastor Henze im Jahre 2004: Er konnte das 100 000. Exemplar seines Taschenbuch-Katechismus im Vatikan den Kardinälen Ratzinger (später Papst Benedikt XVI.) und Kasper überreichen und hohes Lob von den hohen Herren ernten. Das Buch ist eine Frucht der Arbeit bei der Kirchenzeitung, für die er in kleinen Artikeln den Erwachsenenkatechismus der Deutschen Bischofskonferenz in leicht verständliches Deutsch umgesetzt hatte. Das Buch hat die Gesamtauflage von einer Viertelmillion erreicht und ist ins Ungarische, Polnische, Kroatische, Spanische und Persische (!) übersetzt worden. Für das deutschsprachige Programm des amerikanischen Fernsehsenders EWTN sind über 50 halbstündige Sendungen in Birmingham / Alabama (USA) aufgezeichnet worden, bei denen sich Pastor Henze mit Jugendlichen über Glaubensfragen anhand dieses Buches unterhält. Sie stehen noch immer wöchentlich zweimal im Programm des Fernsehsenders. Auch für Sendungen von Radio Horeb bildet das Buch die Grundlage.
Das Schreiben ist seine Leidenschaft geblieben. In dem Roman „Bördejahre“ (bei Köhler in Harsum erschienen) hat er sich als Zeitzeuge betätigt und dem Witz und der Glaubenstreue seiner niedersächsischen Landsleute in der Kriegs- und Nazizeit ein Denkmal gesetzt. „Seit dem Erscheinen dieses Buches wurde ich regelrecht herumgereicht“, erzählt er, in über 35 Autorenlesungen hat er, nicht nur im Hildesheimer Land, daraus vorgelesen, der Hildesheimer Lokalsender „Tonkuhle“ hat das komplette Buch für seine Sendungen aufgenommen. In dem Büchlein „Das Prinzip Hingabe“, das in einem süddeutschen Verlag erschienen ist, hat Pastor Henze umstrittene kirchliche Themen aufgegriffen und ein theologisches Bekenntnis zu seinem Lebensberuf, dem Priestertum als Dienst für die Gemeinde, abgelegt – „in einer verständlichen Sprache, aber keineswegs in oberflächlicher Weise“, wie Kardinal Walter Kasper in einem Geleitwort schreibt. Und zum Weihnachtsfest 2017 hat er im Verlag Monika Fuchs, Hildesheim, ein Büchlein mit ernsten und heiteren Texten unter dem Titel „Freut euch“ vorgelegt, das inzwischen auch als Hörbuch (CD) zu haben ist.
Eine große Herausforderung bedeutete es für Winfried Henze, als im Jahre 2015 der SPIEGEL den verstorbenen Bischof Heinrich Maria Janssen des schweren Kindesmissbrauchs bezichtigte. Schon als Redakteur der Kirchenzeitung hatte Henze sich für einen offeneren und wahrhaftigen Umgang der Kirche mit diesem Thema eingesetzt, auch jetzt ging es ihm um die Wahrheit. Zusammen mit den beiden ehemaligen Bischofskaplänen Domkapitular Wolfgang Osthaus und Domkapitular Klaus Funke sowie dem Rechtsanwalt Dr. Hermann Siemer bildete er eine Arbeitsgruppe „Causa Bischof Janssen“ und erreichte im direkten Gespräch, dass die Spiegelredaktion zugab, für ihre Geschichte keinerlei Zeugen zu haben und keine Recherchen unternommen zu haben. Nach intensiver Befragungsarbeit konnte die Arbeitsgruppe im Oktober 2016 einen Abschlussbericht vorlegen. Pastor Henze sah seine grundsätzliche Stellungnahme voll bestätigt: Solange einer für eine Anschuldigung keine Beweise vorlegen kann, ist sie nichts als eine Behauptung.
Manchmal wird Pastor Henze nach seinen Hobbys gefragt. „Zu viele“, sagt er dann, „so habe ich es nirgendwo zu vorzeigbaren Leistungen gebracht“. Immerhin war er fast fünfzig Jahre begeisterter Segelflieger und hat seine Silber-C geflogen. Bei den DJK-Vereinen in Braunschweig, Blumenthal und Hildesheim war er nicht nur geistlicher Beirat, sondern auch aktives Mitglied der Fußballabteilung. Dass der Pastor mit seinen Messdienern aus Abfallmaterial Schiffsmodelle baut und einen Teil seiner Hauseinrichtung selbst gezimmert hat, erzählt er gern. Nur mit Computer und Internet kommt er nicht zurecht. „Glücklicherweise versteht sich meine Haushälterin darauf“, sagt er.
Und die Musik? „Mein Instrument ist die Geige, gern würde ich wieder mal als zweiter Geiger bei Haydns Lerchenquartett mitkratzen – aber so gutmütige Mitspieler wie in Braunschweig habe ich nie wieder gefunden“, sagt er dazu. In Egenstedt hat er die örtliche Blaskapelle mitbegründet und darin die Trompete geblasen, zum Singen schlägt er gern die Gitarre. Auch das Klavier, das ihm die Godehardianer zum Abschied geschenkt haben, bleibt nicht unbenutzt. Josef Haydn ist sein Lieblingskomponist. „Aber ich mag sie alle“, sagt er, „besonders Vivaldi, Schubert und Mendelssohn, aber auch Schostakowitsch, Gershwin, Count Basie, Glenn Miller... Nur, Entschuldigung, mit Wagner kann ich nichts anfangen“, gibt er zu. „Ich mag seine Germanenromantik nicht, und dann sehe ich im Geist den größten Führer aller Zeiten in der Bayreuther Ehrenloge sitzen“. Nun ja.
An seinem 90. Geburtstag und an seinem 65. Weihetag, so teilt Pastor Henze mit, wird er nicht erreichbar sein. Aber bald darauf soll in Adlum der Doppelanlass gefeiert werden, nicht in der Adlumer St. Georgskirche (wo große Sicherungs- und Renovierungsarbeiten stattfinden), sondern in der örtlichen Sporthalle. Dort soll am Sonntag, dem 21. Juli, um 9.00 Uhr, eine feierliche Messe stattfinden, anschließend ein Festakt mit Grußworten und danach ein Gemeindetreff auf der Pfarrwiese bei Leberkäs und Freibier, Kaffee, Kuchen und Blasmusik, zum Abschluss um 17 Uhr in der Sporthalle eine Dankandacht mit TeDeum und Segen. Dringend bittet Pastor Henze, ihm keine persönlichen Geschenke zu machen. Doch wirbt er für eine große Spendenaktion, die der von ihm vor zehn Jahren mitbegründete Förderverein St. Georg anlässlich des Jubiläums durchführt. Dabei wird Geld für die aufwendigen Arbeiten der Adlumer Kirche angenommen (IBAN: DE31 2595 0130 0075 0960 78, Sparkasse Hildesheim).
Bücher von Winfried Henz
NEPOMUK, München 1962. Erzählender Bericht über Experimente mit modernen Formen von Jugend-Veranstaltungen abseits der traditionellen Gruppenarbeit. Benannt nach dem „Brückenheiligen“ (Ort des Geschehens: Saal des Info-Zentrums „Brücke“ in Braunschweig).
Gespräche über den Zaun, Hannover/Hildesheim 1987. Ein Briefwechsel zwischen Pastor Henze (Kirchenzeitung Hildesheim) und Gerhard Isermann (Chefredakteur der evangelischen Zeitung Hannover) „über die Nähe der Konfessionen“, zuerst in den beiden Zeitungen, dann als Buch im Verlag Lutherhaus Hannover und Bernward Hildesheim erschienen.
Glauben ist schön, Hildesheim 1987, später München, dann Harsum (als Taschenbuch), Familienkatechismus im Anschluss an den Erwachsenenkatechismus der deutschen Bischofskonferenz. Deutsche Gesamtauflage 250 000. Übersetzungen: Ungarisch (Budapest), kroatisch (Slavonski Brod), polnisch (Krakau), spanisch (Buenos Aires), persisch (Hannover).
Bördejahre, Harsum 2011. Erzählung (Roman) aus dem Stift Hildesheim über die Pfiffigkeit und die Glaubenstreue „einfacher“ Menschen in der Nazi- und der Nachkriegszeit.
Das Prinzip Hingabe, Kißlegg 2013. Über Christus, Kirche und priesterliche Existenz.
Freut euch. Hildesheim 2017. Ein Büchlein zur Weihnachtszeit mit Geschichten, Kommentaren und „Lesetexten“. Seit 2018 auch als Hörbuch.
Publikationen in neuerer Zeit
Wiederverheiratete Geschiedene. Zeitschrift VATICAN-Magazin, März 2014. „Barmherzigkeit“ fordern und Chancen der Hilfe zerstören? Für eine Kultur der Diskretion in der Gemeinde.
Als die Römer frech geworden. Zeitschrift VATICAN-Magazin, Mai und Juni 2014, zuvor Vortrag beim Verein für Kunst und Geschichte im Bistum Hildesheim. „Die antirömischen Wallfahrtsorte in Norddeutschland sind auch nicht mehr, was sie mal waren“ – eine historisch-satirische Reise.
Trauersalut auf Deutschland. Zeitschrift VATICAN-Magazin, Juni 2016, zuvor Vortrag im Verein für Kunst und Geschichte im Bistum Hildesheim: Vor 150 Jahren: Die Schlacht von Langensalza. Vom Sieg und Untergang des Königreiches Hannover.
Das Prinzip Hingabe, Gastvorlesung in der Hochschule Benedikt XVI in Heiligenkreuz bei Wien am 3. April 2017. Über Christus, Kirche und priesterliche Existenz.
Droht die Wiederkehr des Rechtspositivismus Die Tagespost, 4. Juli 2017. Über die „Ehe für alle“ und die Grundlagen unserer Verfassung.
Fotos
Pastor Henze mit den Ausgaben seines Familien-Katechismus "Glauben ist schön" in spanischer, kroatischer, ungarischer, polnischer und persischer Sprache. (Foto: privat)
Pastor Henze, im Jahre 1975 auf einer Reportagereise für MISEREOR, mit einem Jugendlichen in Rhodesien (heute Zimbabwe). (Foto: privat)
Die Gautsch-Urkunde der Kollegen von der Druckerei Gerstenberg, Hildesheim (Foto: privat)