Post für Katharina Kasper

Image
20_Dernbach1.jpg

Einst hat er als Laienschauspieler mit dem Zwei-Personen-Stück „Loveletters“ auf der Bühne gestanden. Das brachte Pfarrer Andreas Fuchs auf die Idee, zum 200. Geburtstag der heiligen Katharina Kasper eine Briefaktion zu starten. Von Heike Kaiser.

An Katharinas Sarkophag in der Klosterkirche können Briefe und Geschenke abgelegt werden. „Ghostwriterin“ Schwester Theresia Winkelhöfer und Pfarrer Andreas Fuchs präsentieren die Briefe. Foto: Heike Kaiser
An Katharinas Sarkophag in der Klosterkirche können Briefe und Geschenke abgelegt werden. „Ghostwriterin“ Schwester Theresia Winkelhöfer und Pfarrer Andreas Fuchs präsentieren die Briefe. Foto: Heike Kaiser

Eine Idee, die bei der Provinzoberin der Armen Dienstmägde Jesu-Christi (ADJC), Schwester Theresia Winkelhöfer, sofort auf offene Ohren stieß: „Ich war und bin begeistert“, sagt sie mit einem strahlenden Lächeln. Denn die geplanten Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag ihrer Ordensgründerin am 26. Mai in Dernbach mussten wegen der Corona-Krise alle abgesagt werden.

„Aber mein Geburtstag findet ja trotzdem statt“, schreibt die heilige Katharina Kasper in zwei Briefen, die sie in einem sehr persönlichen Stil an Kinder und erwachsene Freundinnen und Freunde richtet. „Ich würde mich freuen, wenn ihr mir einen Brief zum Geburtstag schreiben würdet“, heißt es weiter.

„In Schwester Theresia hat Katharina Kasper ihre perfekte Ghostwriterin gefunden“, schwärmt Pfarrer Andreas Fuchs. „Selbst die Unterschrift Katharinas fehlt nicht als Faksimile.“ Der Limburger Bezirksdekan ist „bekennender Katharina-Fan“. Sie begleitet ihn seit seiner Kindheit: Er ist im benachbarten Baumbach aufgewachsen. Die Briefe Katharinas werden in den nächsten Tagen auf der Homepage des Bistums Limburg (www.bistumlimburg.de) nachzulesen sein, Pfarreien sind eingeladen, sie in ihre Pfarrbriefe zu übernehmen.

Geburtstagswunsch einer 200-Jährigen

Katharina wünscht sich möglichst viele persönliche, handgeschriebene Briefe zu ihrem Geburtstag, Kinder dürfen ihr auch gerne ein Bild malen. Handgeschrieben sollen die Briefe deshalb sein, weil sie zur Zeit Katharinas, im 19. Jahrhundert, in dieser Form das einzige Kommunikationsmittel waren: E-Mail, Internet und soziale Medien wie Facebook oder Youtube gab’s ja noch lange nicht. „Jeder Einsender, jede Einsenderin wird einen Antwortbrief erhalten“, verspricht Schwester Theresia.

Sie und Pfarrer Fuchs bedauern es, dass handgeschriebene Briefe fast gänzlich aus der Mode gekommen, ja, eine aussterbende Kunst sind. „In einem persönlichen Brief öffnet man sich doch ganz anders als in einem Gespräch“, findet Fuchs. „Für das Ausbalancieren von Nähe und Distanz ist das doch eine wunderbare Form.“ Briefe kann man aufheben, bei sich tragen und immer wieder nachlesen. Er räumt jedoch ein, viel weniger Briefe mit der Hand zu schreiben als früher. „Aber ich freue mich immer, wenn ich selbst einen bekomme“, fügt er schmunzelnd hinzu.

„Wenn Katharina nicht so viele Briefe geschrieben hätte und sie nicht aufgehoben worden wären, hätten wir diesen wertvollen Schatz nicht“, ergänzt Schwester Theresia. Sie ist überzeugt: „Wenn es zu ihren Lebzeiten schon ähnliche Kommunikationsmittel gegeben hätte wie heute, hätte Katharina sie genutzt. Auf jeden Fall hätte sie Zeitungsartikel verfasst.“ 

Briefe werden aufbewahrt 

Die Provinzoberin der Armen Dienstmägde Jesu Christi fasziniert an ihrer Ordensgründerin am meisten, wie fest sie in ihrem Leben und Glauben stand. Sie bewundert ihren Mut, ungewöhnliche Wege zu gehen, wenn sie sicher sein konnte, dass dies der Wille Gottes war. Mit ihren Aussagen habe sie vielen geholfen, den Alltag zu leben und zu bestehen, zum Beispiel: „Tun wir, was wir können, mehr verlangt Gott nicht von uns – aber auch nicht weniger.“ Ein Stück Lebenshilfe, findet Schwester Theresia.

Wie Andreas Fuchs lässt auch sie sich überraschen, wie viele Briefe und Bilder die heilige Katharina zu ihrem 200. Geburtstag erhalten wird. „Wäschekörbevoll“, wünscht sich Pfarrer Fuchs. „Zumindest für jedes Lebensjahr eine Einsendung“, meint er. 

Sämtliche Bilder und Briefe werden aufbewahrt, werden wertgeschätzt. Schwester Theresia kann sich vorstellen, sie im Begegnungszentrum „Katharinas Spuren“ auszulegen oder aufzuhängen – wenn die Einsender einverstanden sind.

Wer will, kann am 26. Mai in Dernbach seinen Brief, sein Geschenk für Katharina persönlich abgeben, an ihrem Sarkophag. Die Klosterkirche ist an diesem Tag von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Während dieser Zeit stehen Schwester Theresia und Pfarrer Fuchs als Ansprechpartner zur Verfügung – zum Gespräch, zu Fragen, zum Austausch über Katharina. Und sie passen natürlich auf, dass die Hygiene- und Abstandsregelungen angesichts des Coronavirus’ eingehalten werden.

Wer nicht nach Dernbach kommen kann, kann seine Post an folgende Adresse senden: Heilige Maria Katharina Kasper, Kloster Maria Hilf, Katharina-Kasper-Straße 10, 56428 Dernbach.

 

Zur Sache: Briefmarke

Briefmarke
Foto: BMF

„In allem und überall geschehe der heilige Wille Gottes.“ Dieses Zitat steht auf einer Sonderbriefmarke mit dem Wert 155 Cent, die das Bundesfinanzministerium zum 200. Geburtstag Katharina Kaspers ab 4. Juni herausgibt. Jens Müller (Düsseldorf) hat das Postwertzeichen gestaltet. Die Provinzoberin der Armen Dienstmägde Jesu Christi, Schwester Theresia Winkelhöfer, ist begeistert, dass das Ministerium ausgerechnet diese Worte aus mehreren Vorschlägen ausgewählt hat. „Das ist eine hochkarätige religiöse Botschaft“, unterstreicht sie. Eine Briefmarke der Ordensgründerin: „Das ist einfach toll“, freut sie sich. (kai)

 

Zitiert: Post von Kindern

„Wisst ihr eigentlich, wie alt ich bald werde? Am 26. Mai 200 Jahre! Ganz schön alt, nicht wahr? Das wollte ich eigentlich mit euch feiern, und ich bin sehr traurig, dass das geplante große Kinderfest wegen Corona ausfallen muss. Aber mein Geburtstag findet trotzdem statt. Und ich würde mich wirklich freuen, wenn viele von Euch daran denken würden.

Soll ich euch etwas verraten? Ich würde mich unglaublich freuen, wenn Ihr mir einen Brief zum Geburtstag schreiben würdet. Oder wenn Ihr mir ein Bild malen würdet. Habt Ihr Lust? Man wird doch nur einmal 200. Corona darf nicht alles kaputt machen.“

Aus dem Brief an Kinder