Anstoss 32/19

Post vom lieben Gott

Nach dem Urlaub erwartet mich immer ein großer Poststapel. Werbung, Zeitschriften, leider auch die ein oder andere Rechnung und hier und da ein handgeschriebener Urlaubsgruß von lieben Menschen. Sogar eine druckfrische Postkarte, vom Absender selbst fotografiert, war diesmal dabei. Die Technik macht es neben elektronischer Post und Handynachrichten möglich. Obwohl ich mich über jeden Gruß freue, weil jemand an mich gedacht hat: diese Karte ist etwas Besonderes.
Auf jeden Fall bin ich immer wieder gespannt, ob der ein oder andere auch diesen Sommer von sich lesen lässt. Meistens werde ich nicht enttäuscht.
Einer schreibt leider nie eine Postkarte. Dabei stelle ich es mir sehr spannend und hilfreich vor, wenn als Absender einmal Gott unterschrieben hätte! Es wäre ein super deutliches Zeichen, dass ich ihm wichtig bin und er mich wirklich im Blick hat. Wem täte das nicht gut?
Aber vielleicht ist diese Postkarte ja geschrieben, wenn es mir gelingt, sie zwischen den Zeilen meiner eigenen Erlebnisse zu lesen? Sprudelnde Wasserfälle, glitzernd im Sonnenlicht, das durch einen sommerlich duftenden Wald strahlt. Waldboden, der sanft unter den Füßen federt. Blaubeeren und Pfifferlinge, die mir entgegen lachen, obwohl ich gar nicht danach gesucht habe. Wellen, die mich wiegen, Weite, die ich genießen darf. Während der Urlaubstage waren das für mich tatsächlich Grüße vom Himmel.
Natürlich gibt es noch diverse andere Post von Gott. Naheliegender Weise alles, was in der Bibel zu lesen ist. Aber Hand aufs Herz, da muss ich dann doch oft ganz schön mühsam buchstabieren, obwohl ich an sich eine gute Leserin bin.
Bei Paulus heißt es auch, dass wir Christen selbst ein Brief Gottes sein können und sollen. Solche Post von Gott liest sich leicht: wenn ich mich bei jemandem verstanden und angenommen fühle oder wenn einer ein ganz selbstverständliches Gottvertrauen ausstrahlt. „Sieh doch: Ich bin da!“ steht darauf. Menschen, an denen ich ablesen kann, dass Gott mit uns ist, tun gut. Vielleicht mehr als die vermisste himmlische Postkarte. Hoffentlich bin ich wenigstens ab und an auch ein gut zu lesender Gruß für andere.
Angela Degenhardt, Sangerhausen