Im Gespräch mit Professor Bernhard Emunds
Rechenschaft ablegen
Mir ist es wichtig, dass wir beim Synodalen Weg nicht aus den Augen verlieren, wie es zu ihm gekommen ist: der Umgang der Bistumsleitungen mit Fällen sexualisierter Gewalt. Klerikale Solidarität und Schutz der Institution vor Opferschutz! Eine derart weitreichende strukturelle Krise erfordert grundlegende strukturelle Reformen.
Die an den Absolutismus erinnernde Verfassung der Kirche macht jedoch einen Neuanfang (beinahe) unmöglich. Da der Apostolische Stuhl für viele grundlegenden Strukturfragen (derzeit noch) keinen Spielraum lässt, wird der Synodale Weg bei der Zölibatsvorschrift für Priester, bei den Weiheämtern für Frauen und beim Umgang der Kirche mit diversen Lebensformen und sexuellen Orientierungen bestenfalls zu eindeutigen Voten der deutschen Kirche kommen, die bestenfalls die weltkirchliche Debatte nachhaltig beleben.
Die Verwaltung und Leitung der Bistümer zu reformieren, liegt dagegen weitgehend in der Kompetenz der deutschen Bischöfe selbst. Auf dem Synodalen Weg möchte ich mich deshalb vor allem für grundlegende Reformen in den Machtstrukturen der Bistümer einsetzen: dass wichtige Pastoral-, Personal- und Finanzentscheidungen in heterogen besetzen Gremien (Stichwort „Diversity“) beraten und getroffen werden und dass die Verantwortlichen wie in jeder zeitgemäßen Organisation regelmäßig über ihre Amtsführung Rechenschaft ablegen und Verantwortung für diese übernehmen, also nach massiven Fehlentscheidungen mit der Möglichkeit rechnen müssen, ihr Amt oder einen Teil ihrer Kompetenzen zu verlieren.
Bernhard Emunds, Professor für Christliche Gesellschaftsethik und Sozialphilosophie, Leiter des Frankfurter Nell-Breuning-Instituts, entsandt vom ZdK.