Glänzende Kunst aus Staniolpapier

Recycling für den Glauben

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Darauf muss man erstmal kommen! Alwine Pompe fertigt mit viel Geduld aus Pralinenpapier „Hoffnungszeichen“ voll christlicher Symbolik. Ungewöhnliche Bilder, ungewöhnliches Material, glänzende Kunst.


Wimmelbild christlicher Symbolik – ein kleiner Ausschnitt aus „Engstens durchwoben“. Es gehört zum fünfteiligen Zyklus „Hoffnungszeichen“.

Der Himmel ist grau, die Bäume sind kahl, die Felder liegen im Nebel. Der Weg ins Atelier führt durch die tiefste Abgeschiedenheit der Lüneburger Heide über Feldwege zu einem Bauernhof.

Die Bilder sind voller Farben, nicht grell, sondern fein aufeinander abgestimmt. Aus der Distanz wirken sie wie bunte Klekse, die ineinander fließen. Wer sie aus der Nähe betrachtet, erkennt Fische und Brote, Kreuze und Kelche, Sterne und Sonnen, die griechischen Buchstaben Alpha und Omega.

Nah ran gehen, hinschauen, das Wesentliche erkennen. Alwine Pompe will mit ihren Bildern keine Kompromisse machen, die Sache ist ihr ernst. „Das Christentum ist bedroht“, sagt sie. Auch von Innen, weil die Menschen lau geworden sind und satt und sich in ihrer geistigen Bequemlichkeit eingerichtet haben.
Alwine Pompe hat sich entschieden, gegen den Strom zu schwimmen – so wie die Fische in ihren Bildern. Sie entdeckt ihren Glauben wieder. Lange sei er ihr fremd gewesen, erzählt sie. „Jetzt lerne ich ihn neu, wie eine fremde Sprache, Vokabel für Vokabel.“
 


Als Künstlerin hat sich die gebürtige Hamburgerin durch viele Ausstellungen auch international einen Namen gemacht. In Spanien waren sie unter anderem zu sehen und in der Schweiz (in beiden Ländern hat sie viele Jahre gelebt), auch in China. Dabei waren die Voraussetzungen für diesen Lebensweg alles andere als günstig: „Ich bin gelernte Grafikerin, aber nach meiner Ausbildung stellten die Ärzte eine Allergie fest gegen alles, was mit dem Beruf zu tun hat – Farbe, Papier, Lack.“

Also begann Alwine Pompe mit Staniol zu experimentieren, entdeckte die kreativen Möglichkeiten dieses hauchdünnen Metalls.  „Bei Licht betrachtet entwickelt es eine faszinierende Farbigkeit und Strahlkraft.“ Kaum zu glauben: Es ist gewöhnliches Verpackungsmaterial, früher waren Pralinen darin eingewickelt, Weihnachtsmänner und Osterhasen aus Schokolade. Nach Farben sortiert und sorgfältig geglättet lagert es in Kartons, immer wieder bringt der Briefträger Päckchen und Umschläge, „ich habe viele Freunde und Bekannte, die für mich sammeln“.
 


Aus Staniol, ursprünglich Verpackung von Schokolade, gestaltet Alwine Pompe in ihrem kleinen Atelier die Bilder.

Wenn Alwine Pompe an einem Bild arbeitet – das kann je nach Größe Wochen, sogar Monate dauern – dann vertieft sie sich so in ihre Arbeit, dass sie alles um sich  herum vergisst. „Es ist eine Art Meditation. Nur mein Mann dringt zu mir durch, er sitzt stundenlang neben mir und liest vor.“

Fast 30 Jahre sind so eher abstrakte Motive enstanden. Jetzt konzentriert sich die Künstlerin auf christliche Symbolik. Der Auslöser liegt in der Silves- ternacht 2015 und ist als Begründung durchaus auch irritierend: „Als damals in Köln junge Araber und Afrikaner Frauen bedrängten und sexuell nötigten, empfand ich das ist nicht nur als Bedrohung der mühsam erkämpften Gleichberechtigung, sondern auch als Angriff auf unsere Werte. All diese Werte haben sich letzlich aus der christlichen Tradition entwickelt. Wir müssen wieder lernen, diese Werte und Traditionen zu schützen, weil unsere Freiheit auf ihnen beruht.“

Für Alwine Pompe ist das Christentum trotz aller Rückschläge eine Erfolgsgeschichte über 2000 Jahre. Sie weiß, dass immer weniger Menschen damit etwas anfangen können. „Trotzdem will ich versuchen, sie mit meinen Bildern zum Kern zu führen,“ Als ihr Zyklus „Hoffnungszeichen“ kürzlich in einer Lüneburger Kirche ausgestellt war, habe sie an den Reaktionen gespürt, dass ihre Symbolsprache auch von vielen verstanden wird, deren Glaube – so wie ihrer lange Zeit – verschüttet ist, „Vielleicht helfen ihnen meine Bilder, dass sie sich ihm Stück für Stück nähern können. Ich bin ein Sturkopf und werde weiter dran arbeiten.“

Internet: alwinepompe.de

Stefan Branahl