Jugend der Pfarrei Senftenberg wollte nach Italien reisen
Reisekasse wurde zur Spende
Aleksandra Mydlowska hält das Sparschwein mit dem Geld für die geplante Italien-Reise. Foto: Ute Mittermaier |
„Eine natürliche Oase, reich an Geräuschen und Düften, ganz in der Nähe der Strände Follonicas, entdecke sie jetzt, spannend und anregend – inclusive Putz- und Reinigungsarbeiten!“ So hat der Senftenberger Pfarrer Roland Elsner die Jugendfahrt 2020 nach La Pesta, Italien, versprochen. „Nichts wie hin,“ dachten sich neun Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren, backten, kochten, kellnerten für die Pfarrei, sammelten so Spenden. Dann kam die Corona-Pandemie. Die Fahrt wurde abgesagt.
Unvergessliche Erlebnisse ermöglicht
„Dann erzählte uns der Pfarrer vom überforderten Gesundheitssystem in Italien, den vielen Toten, von unserem verzweifelten Gastgeber Don Gregorio, der nicht mehr wisse, wie er die Rechnungen zahlen soll“, erzählen Lisa und Aleksandra tief betroffen. Im letzten Jahr hatte die Pfarrei Parrocchia Sa Paolo della Croce in der Toskana am Tyrrhenischen Meer sie kostenfrei beherbergt, der Gruppe unvergessliche Gemeinschaftserlebnisse ermöglicht. Die in Italien erhobene obligatorische Kirchen- und Kultursteuer (otto per mille, also acht Promille, bezogen auf die Bruttoeinkommensteuer) reicht nicht aus, die laufenden Kosten der Pfarrei zu decken. Die großen Gemüse- und Tomatenfelder können nicht abgeerntet werden. Erntehelfer aus Albanien und Rumänien fehlen. Gemeindeglieder können das nicht ausgleichen. „Wir waren einstimmig dafür: das Sparschwein muss geschlachtet werden!“ 313,72 Euro kamen zutage. Mit Spenden der Eltern und der Pfarrei wurde die Summe auf 720 Euro aufgerundet, von Pfarrer Elsner dem überraschten Pfarrer Don Gregorio überwiesen. Der konnte sein Glück nicht fassen.
Die Pfarrjugend war im vorigen Jahr mit dem BONI-Bus in das 1400 Kilometer entfernte Follonica gereist. Der Name leitet sich von Folliculum, Blasebalg, ab und erinnert an die Eisenherstellung der Kleinstadt im 15. Jahrhundert, die später der Stahlindustrie, dann dem Badetourismus wich. Lisa und Aleksandra erzählen, dass man, zuhause in verschiedenen Schulen, hier als Gruppe zusammengewachsen sei, sich „abgeschottet von der Welt“ neu kennengelernt, jeweils „zwei Tage in einem“ erlebt habe, wenn man vormittags Kirchen und Städte besucht, mittags drei Stunden Siesta am einsamen See gemacht und bis nachts bei Pizza und Pasta Italien mit seinem Nachtleben auf den Straßen, fröhlichen, positiv denkenden Menschen, Tänzen und Gesängen schätzen gelernt habe. „Unser Pfarrer verdient großen Respekt und Dankbarkeit,“ ist sich Aleksandra sicher. „Wir wollen nächstes Jahr unbedingt wieder hin, haben jetzt mehr Zeit zum Geldsammeln,“ sind sich beide einig. Bei solchen Wohltätern löst Herr Pfarrer sicherlich gerne 2021 sein altes Versprechen ein.
Von Ute Mittermaier