Vergelt's Gott und Auf Wiedersehen!

Requiem für Kardinal Lehmann

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Zehn Tage nach seinem Tod ist Kardinal Karl Lehmann in der Bischofsgruft des Mainzer Doms bestattet worden. Beim Requiem waren Dankbarkeit und Osterhoffnung spürbar. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sehen als Lehmanns Vermächtnis eine Kirche der Offenheit, geistigen Weite und Menschenfreundlichkeit. Von Ruth Lehnen.

Requiem für Kardinal Lehmann Foto: kna-bild
Requiem für Kardinal Karl Lehmann Foto: kna-bild

Der einfache Sarg steht vorn vor dem Altarraum. Die Zeichen seines Amts, die Mitra, der Bischofsstab und das aufgeschlagene Evangelium, stehen für eine der prägendsten Gestalten der deutschen Kirche der Nachkriegszeit. Hunderte Priester, zahlreiche Politiker, an ihrer Spitze Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, sind gekommen, um den Kardinal zu verabschieden. Ein letztes Mal ergreift Lehmann quasi selbst das Wort, als sein Nachfolger als Mainzer Bischof, Peter Kohlgraf, Teile aus Bischof Lehmanns geistlichem Testament zitiert. Es war dem Kardinal wichtig, die Menschen nochmals zu ermutigen, fest im Glauben stehen. "State in fide!", "Steht fest im Glauben", war sein Wahlspruch als Bischof. Der Kardinal sagt in seinem Testament: "Es ging mir immer um die Einheit im Glauben in der Vielfalt unseres Lebens, ohne Scheuklappen und Uniformismus." Und auch Bischof Kohlgraf wirbt in seiner Predigt für eine Kirche der Offenheit und geistigen Weite: "Ein eigenes festes Glaubensfundament braucht die Offenheit, die geistige Weite. Die Offenheit braucht den Glauben, damit sie nicht beliebig wird." Kardinal Lehmann hatte sein Testament mit den Worten "Auf Wiedersehen!" beendet. Deshalb spricht Bischof Kohlgraf zum Schluss seiner Predigt Kardinal Lehmann direkt an: "Ja, Karl, das möchte ich auch Dir sagen: Auf Wiedersehen!"

Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, würdigt Lehmann als großen Menschenfreund. Seinen Glauben habe Lehmann nicht verstanden "als eine Zitadelle, die man mit Waffen verteidigt", sondern als eine Beziehung, die lebendig ist. Marx erinnert daran, dass Lehmann mehr als 20 Jahre der Deutschen Bischofskonferenz vorgestanden hat, er selbst hingegen erst vier Jahre: So langsam beginne er zu ahnen, was sein Vorgänger geleistet habe. Am Schluss seiner Ansprache wählt der Vorsitzende der Bischofskonferenz eine Formulierung, die auch Kardinal Lehmann immer als Dankeschön gebraucht hatte. "Vergelt's Gott!"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sagt, Lehmann habe viele Seelen berührt und in der Ökumene "wegweisende Denkarbeit" geleistet, deswegen habe er 2016 als erster Katholik die Luthermedaille des Rats der Evangelischen Kirche Deutschlands erhalten.

Die Texte des Requiems verdeutlichen die Auferstehungshoffnung der Christen. Dr. Claudia Sticher, die als Referentin für Lehmann gearbeitet hatte, trägt Worte aus dem Brief des Apostels Paulus an die Korinther vor: "Die Posaune wird erschallen, die Toten werden zur Unvergänglichkeit auferweckt... Verschlungen ist der Tod vom Sieg." Bei den Bischöfen, die die Totenmesse halten, etliche von ihnen Freunde oder Schüler Lehmanns, ist bei diesen Worten die innere Bewegung zu spüren.

Sarg von Kardinal Lehmann in der Bischofsgruft Foto: Ruth Lehnen
Der Sarg von Kardinal Lehmann in der Bischofsgruft Foto: Ruth Lehnen

Als der Sarg mit dem Leichnam des Kardinals in die Bischofsgruft unter dem Altarraum gebracht wird, stimmen die Gläubigen den uralten Wunsch für die Toten an: "Zum Paradies mögen Engel dich geleiten, die heiligen Märtyrer dich begrüßen und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem." Unmittelbar nach dem Schlusssegen bildet sich eine Schlange von Menschen, die sich in der Gruft ein letztes Mal vor Lehmann verneigen wollen. Sie stehen geduldig an, um die 16 Stufen in die Tiefe zu steigen. Über der Grabkammer von Kardinal Volk steht Lehmanns Sarg in einer Nische, die noch am Abend mit einer Platte verschlossen wird.

Die musikalische Gestaltung

Für die einfühlsame musikalische Gestaltung des Requiems sorgten rund 120 Mitglieder des Mainzer Domchors, des Mädchenchors am Dom und St. Quintin, des Mainzer Domorchesters und der Mainzer Dombläser. Die Leitung lag bei Domkapellmeister Karsten Storck und Domorganist Professor Daniel Beckmann. Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Sebastian Bach, diese Komponisten schätzte der Kardinal besonders. So erklang das "Requiem in d-Moll" von Wolfgang Amadeus Mozart; es musizierten auch zwei enge Freunde des Kardinals, die Cellisten Professor Julius Berger und seine Frau Hyun-Jung Berger.