Das Bischöfliche Generalvikariat Fulda ist neu aufgestellt worden
„Riesenakt“ am guten Ende
„Neu, zeitgemäß, zukunftsorientiert“: Das Bischöfliche Generalvikariat Fulda ist neu aufgestellt worden. Generalvikar Christof Steinert betont im Interview die neu geschaffene Transparenz. Die Frage „Wer macht was?“ werde klar beantwortet.
Oft finden Veränderungen in der Zentrale gar nicht statt oder sie stehen am Ende eines Prozesses. Im Bistum stehen manche Veränderungen in der Fläche des Bistums noch aus, in der Zentrale – dem Generalvikariat – ist schon etwas passiert. Ein Zufall oder Absicht mit Signalwirkung?
Generalvikar Christof Steinert: Dass es nun eine neue Struktur im Bischöflichen Generalvikariat gibt, ist für uns alle ein Zeichen, dass es trotz Corona weitergeht. Das hat natürlich eine Signalwirkung. Dass zuerst ein Neustart in der „Zentrale“ geschieht, hat aber auch ganz praktische inhaltliche Gründe: Zum einen ist die Größe und Struktur dieser Verwaltungseinheit kompakter und übersichtlicher als die gesamte Fläche unseres Bistums mit ihren vielen unterschiedlichen pastoralen Einheiten. Zum anderen macht es aber auch Sinn, zuerst die zentrale Verwaltung als Schnittstelle neu aufzustellen und darauf aufbauend die weiteren Entwicklungsschritte zu gehen.
Die Kirchenentwicklung in der Fläche läuft selbstverständlich weiter, sie hat ja dadurch nicht einfach aufgehört, sondern befindet sich auf einem leicht versetzt verlaufenden Zeitstrahl. Gerade jetzt in den Sommerferien starten wir eine „Sommerakademie“ für den weiteren Austausch. Dabei geht es insbesondere um die „Pfarrei im Netzwerk von Erlebnisräumen des Glaubens“ (Fachgruppe 1) sowie ein gemeinsames Verständnis der Themen „Führen und Leiten“ (Fachgruppe 2). Anschließend sind in den Dekanaten Präsenzveranstaltungen zu den Empfehlungen der Fachgruppe 4 („Geographische Neuumschreibung der Pfarreien“) für Haupt- und Ehrenamtliche geplant.
Warum sind neue Fachbereiche, die in bisherige Abteilungen unterteilt sind, „transparenter“ als die bisherige Struktur?
Das ist schnell gesagt: Weil die Arbeitsbereiche und Aufgaben jetzt bis in die Ebene der Sachgebiete klar gegliedert sind. Wer jetzt von außen auf die Fachbereiche sieht, kann sehr viel besser die Strukturen erfassen und die zentrale Frage beantworten: Wer macht was?
Sie sprechen von „schlanken Strukturen“. Gibt es künftig weniger Mitarbeiter im Generalvikariat?
Schlanke Strukturen haben erstmal nichts mit der Anzahl an Mitarbeitenden zu tun: Es geht vor allem darum, die Aufgabenfelder und Schnittstellen klar zu definieren und so Doppelarbeiten oder Reibungsverluste zu vermeiden. Klar ist: Wir wollen niemanden entlassen und wir werden sogar, wo es strategisch sinnvoll ist, auch in neue Köpfe investieren. Gleichwohl müssen wir aber auch die zurückgehenden Einnahmen im Blick behalten und jede Neu- oder Wiederbesetzung von Stellen kritisch prüfen.
Veränderungsprozesse gibt es auch in anderen Diözesen. Was haben Sie sich aus Essen, Würzburg oder Berlin abgeschaut?
Wir konnten uns natürlich auf unterschiedlichen Ebenen austauschen und uns die Prozesse in den anderen Diözesen sehr genau ansehen. So haben wir Hinweise bekommen, was funktioniert und wo Stolpersteine sind und wir haben uns darüber beraten, was für uns hier im Bistum Fulda übertragbar wäre und was wir adaptieren können. Das betrifft vor allem grundsätzliche Haltungen und Richtungen. Am Ende des Tages ist jedes Bistum für sich in der Detailansicht anders. Das Wissen über die Prozesse der anderen hat uns zwar geholfen, die konkreten Schritte und Entscheidungen mussten wir aber immer auf unsere eigene Diözese beziehen und eigene Ergebnisse erarbeiten.
Die neue Dialogkultur bezieht Mitarbeiter in den Umgestaltungsprozess mit ein. Welchen Nutzen hat eine solche „neue Dialogkultur“ für die Mitarbeiter in den Gemeinden, aber auch für die Getauften in der Gemeinde konkret? Gibt es eine Hotline ins Generalvikariat? Sprechstunden?
Das ist nicht nur der Weg, den wir als Verwaltung gehen, sondern eine Perspektive für die Kirche insgesamt: Wir treten in den Dialog miteinander, begegnen uns auf Augenhöhe und tauschen uns aus. So nutzen wir die Pluralität unserer Kirche sowie die vielfältigen Charismen und Erfahrungen ihrer Mitglieder als Stärke.
Die neue Dialogkultur hat durch die Corona-Pandemie sogar nochmal eine neue Dynamik gewonnen: Plötzlich gab es überall Video-Konferenzen per Zoom oder Teams. Dadurch ist eine neue Kultur entstanden, die uns neue Wege des Austauschs und des Miteinanders zeigt. Das wird es nun – neben Präsenzveranstaltungen – in gewissem Rahmen auch weiterhin geben: Wir kommen damit schnell und effektiv in den Austausch mit den Ehrenamtlichen und Engagierten in unseren Pfarrgemeinden.
Und eine Hotline, die haben wir im Grunde schon immer: Wir sind gerne ansprechbar für jeden, der sich interessiert und der seinen eigenen Anteil für unser Bistum einbringen möchte: Per Telefon, per E-Mail und jetzt, da die Pandemie-Situation sich mehr und mehr entspannt, endlich auch wieder „live“ in der persönlichen Begegnung.
Interview: Hans Joachim Stoehr