Ausstellung bis Ostern in Osnabrück

Schätze mit Geschichten

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In der Osnabrücker St.-Barbara-Kirche sind bis Ostern Ausstellungsstücke zu sehen, die keinen finanziellen Wert haben. Aber für ihre Besitzer sind sie doch unsagbar wertvoll – denn es stecken Erinnerungen dahinter.


Im Sessel der Schwiegermutter: Diakon Carsten Lehmann hatte die Idee zu der Ausstellung. Auch seine Frau hat ein Exponat beigesteuert. Foto: Matthias Petersen

Die Plastikflasche mit Wasser aus dem Jordan – Materialwert 25 Cent, ideeller Wert unbezahlbar. Die Flasche, in der früher Kirschwasser war – Materialwert gleich null, ideeller Wert unbezahlbar. Ebenso der Bescheid des Kreiswehrersatzamtes mit der Erlaubnis, den Dienst an der Waffe verweigern zu dürfen. Ausgestellt 1973, als dafür eine mündliche Verhandlung noch zwingend erforderlich war.

Im Eingangsbereich der Osnabrücker St.-Barbara-Kirche (Natruper Straße 145 B) sind mehrere Exponate zu sehen, die Diakon Carsten Lehmann zusammengestellt hat. Hinter jedem Stück steckt eine Geschichte, die ein Gemeindemitglied erzählt. Zum Beispiel die von der Reise an den Jordan, um Wasser für eine Taufe mitzubringen. Oder die von den Großeltern, bei denen die Flasche mit dem Kirschwasser stand. 

Die Ausstellung dient dazu, einmal zu zeigen, welche Bedeutung scheinbar wertlose Gegenstände für das eigene Leben haben können. Flankiert werden die kleinen Dinge von großen Worten: Der Apostel Paulus wird zitiert (Wir tragen den Schatz in kostbaren Gefäßen“), ebenso Friedrich Schiller („Das Spiel des Lebens sieht sich heiter an, wenn man den sichern Schatz im Herzen trägt“) oder Don Quijote, der die Freiheit mit einem Schatz vergleicht. Nicht zuletzt ein Satz von Jesus Christus, der vom Himmelreich erzählt und vom Schatz im Acker. „Wahre Schätze“ heißt die Ausstellung.

Die Geschichten machen die Stücke wertvoll

Carsten Lehmann hat die leere Flasche beigesteuert, in der sich früher Kirschwasser befand. Sie gehörte seinen Großeltern und hat an ihrem Fuß eine Spieluhr: „Man müsste noch mal 20 sein“ kann sie dudeln, wenn man sie aufzieht. Flasche und Musik erinnern den Diakon an die Zeit, als die Großeltern noch lebten und er bei ihnen oft zu Besuch war. „Ich habe damals immer deutlich gespürt, dass ich von ihnen bedingungslos geliebt bin“, sagt er. Wenn die Musik erklingt, „dann bekomme ich immer noch Gänsehaut“.

Wer die Geschichten liest, kann den Wert der Dinge erkennen. Zum Beispiel die vom Poesiealbum aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, das liebevoll aufgearbeitet wurde, denn es ist die Erinnerung an die Mutter. Oder die vom Teddy, der an den im Zweiten Weltkrieg gefallen Vater erinnert, den man nie kennengelernt hat. Niemals durfte damit früher gespielt werden. Oder die vom Füllfederhalter, den es einst zur Firmung geschenkt gab und mit dem eine Frau aus der Gemeinde seitdem alle wichtigen Schriftstücke verfasst hat – von der Abiturklausur bis zum persönlichen Brief.

Die alte Musikkassette, die einem heute erwachsenen Mann als Kind beim Einschlafen half. Das Totenbildchen der Großmutter, das ein Mann seit 20 Jahren immer bei sich trägt – entsprechend benutzt sieht es aus. Die Reliquie des seligen Niels Stensen, die der Bischof zur Verfügung gestellt hat (seine Geschichte dazu lesen Sie auf Seite 9). Die Medaille einer ehemaligen Leistungssportlerin, die als Ruderin zu Meisterehren kam. Doch noch wichtiger ist ihr das Trainingstagebuch, das neben der Medaille liegt. Auch zwei Kinder haben mitgemacht und ihr wertvollstes Spielzeug zur Verfügung gestellt.

Und dann ist da noch die aufgerollte Luftschlange, verpackt in einem kleinen Döschen, schwer als Partyutensil zu erkennen. Eine Frau rollte sie vor über 40 Jahren beim Karnevalsvergnügen nervös mit ihren Fingern immer wieder auf, als sie darauf wartete, dass ihr Freund ihr endlich einen Heiratsantrag macht. Er tat ihr den Gefallen, die Ehe hat bis heute Bestand.

Matthias Petersen

Die Kirche ist bis Ostern täglich zwischen 9 und 17 Uhr geöffnet.

 

Zur Sache

„Wahre Schätze“ heißt die Ausstellung in St. Barbara, zuerst war der Titel „Das ist mir heilig“ vorgesehen. Damit hätten die Organisatoren die Idee einer Rubrik des Kirchenboten aufgegriffen, die in jeder Ausgabe auf der Rückseite steht und die von Leserinnen und Lesern bestückt wird. Wenn auch Sie sich an der Aktion beteiligen möchten, schreiben Sie uns: E-Mail: heilig@bistumspresse.de