Kinderschutzhaus in Halle

Schutzraum „Mattisburg“

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Auf einem Teil des Grundstücks des früheren St.-Barbara-Krankenhauses in Halle entsteht ein Kinderschutzhaus. Das diagnostisch-therapeutische Angebot ergänzt die auf dem Gelände untergebrachten Therapieeinrichtungen für Kinder.

Die Stiftung „Ein Platz für Kinder“ baut in Halle für gewaltgeschädigte, traumatisierte Kinder ein diagnostisches Kinderschutzhaus. Das Bild zeigt die Mattisburg in Hamburg. | Foto: Stiftung „Ein Platz für Kinder“
 
In der „Mattisburg“ wächst Ronja, die Tochter des Räuberhauptmanns Mattis und dessen Frau Lovis, auf. So erzählt es die schwedische Autorin Astrid Lindgren in ihrem Kinderbuch „Ronja Räubertochter“. Die „Mattisburg“ ist für das Mädchen Wohnort und Schutzraum zugleich.
„Viele Mädchen und Jungen wachsen, wenn auch nicht in einer Mattisburg, so doch geborgen in einer Familie auf. Andere jedoch erleben massive Vernachlässigung, Gewalt, sexuellen Missbrauch“, sagt die Initiatorin des in Halle entstehenden diagnostisch-therapeutischen Kinderschutzhauses „Mattisburg“, Johanna Ruoff (München). „,Mattisburg‘ erschien uns als der richtige Name. Welches Kind möchte schon sagen, dass es gerade in einem Kinderschutzhaus lebt?“, so die Gründerin und Vorsitzende der Stiftung „Ein Platz für Kinder“.
Neben Hamburg und Hannover bekommt nun auch Halle eine Mattisburg. Seit einem Jahr plant und entwickelt die Stiftung „Ein Platz für Kinder“ gemeinsam mit der D. und H. Urban-Stifung diese Einrichtung. Die Mattisburg entsteht auf dem Grundstück des Bereichs Barbara-Krankenhaus des Hallenser Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara der Schwestern von der heiligen Elisabeth. Erster Spatenstich war bereits am Nikolaustag. Auf rund 1000 Quadratmetern entstehen hier zwei Gebäude: ein neu zu errichtendes Wohnhaus für acht Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren und ein pädagogischer Bereich in einem zu renovierenden Altbau.
 
Für Kinder aus schwierigen Situationen
„Die von uns aufgenommenen Kinder fallen oft durch besonderes Verhalten wie Gewalt, Traurigkeit, Selbstzerstörungstendenzen oder Essstörungen auf“, erklärt Johanna Ruoff. „Die Gründe dafür liegen oft tief. Sie haben Vernachlässigung oder gewalterfüllte Strukturen im Elternhaus erlebt oder auch jahrelangen Missbrauch. Es sind Kinder, die aufgrund ihrer Geschichte von Jugendämtern aus ihrem Zuhause genommen wurden und denen in Heimen und Pflegefamilien nicht die notwendige traumatherapeutische Unterstützung gegeben werden kann. In der Mattisburg bekommen sie Schutz, Hilfe und viel Verständnis.“ Dabei sei das Konzept rein pädagogisch  und nicht psychotherapeutisch ausgerichtet. In der Regel leben die Kinder zwischen sechs und zwölf Monaten in der Mattisburg.
Johanna Ruoff ist dankbar, mit dem katholischen Krankenhaus und der Caritas in Halle christliche Partner gefunden zu haben: „Geist, Glaube und die Ruhe und Stärke der Schwestern übertragen sich auf die Kinder.“
Thomas Wüstner, Geschäftsführer des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara und im Aufsichtsrat des Caritas-Regionalverbandes Halle – die Caritas wird die Mattisburg betreiben – zeigt sich angetan von der geplanten Einrichtung. „Unser Konzept von Krankenhaus wird durch das Angebot vervollständigt und es ergeben sich viele Möglichkeiten des fachlichen Austauschs und der Kooperation.“ Im Bereich Barbara-Krankenhaus ist die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara untergebracht.
 
Mitarbeiter mit viel Herzenswärme gesucht
Auch Caritas-Fachbereichsleiterin Carola Niederstraßer betont die vielfältigen neuen Möglichkeiten. Wichtige Aufgabe für den Caritas-Regionalverband als Betreiber ist es nun, geeignetes Fachpersonal für das Kinderschutzhaus zu finden. Dabei komme es darauf an, dass die zukünftigen Mitarbeiter neben aller fachlichen Kompetenz den Kindern viel Herzenswärme und Geborgenheit vermitteln können.
Die Errichtung der Mattisburg in Halle kostet 800 000 Euro und wird aus Spenden finanziert. Die Eröffnung ist für Dezember dieses Jahres geplant.

Mehr Infos: www.epfk.org
 
Von Eckhard Pohl