Metallrestaurator Bernhard Krönung

Seine Welt sind die Metalle

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Seit vier Jahrzehnten kümmert sich Bernhard Krönung am Fuldaer Dom um alles, was aus Metall gefertigt ist. Der Metallrestaurator versteht sich auf viele Handwerke. Ein Besuch in seiner Werkstatt im Fuldaer Stadtteil Lüdermünd. Von Hans-Joachim Stoehr



Von der Domdechanei in die Werkstatt: Ein Gartentor wird von Bernhard Krönung und seinem Mitarbeiter Jannis Kreutzer bearbeitet.


Auf mehreren Metallböcken liegt ein großes, kunstvoll verziertes Metalltor. Das schmiedeeiserne Tor stammt aus dem Garten der Domdechanei Fulda. Weil das Metall an einigen Stellen gebrochen ist, kümmert sich Bernhard Krönung um die Restaurierung. Aber nicht nur er: Sein Mitarbeiter Jannis Kreutzer, Metallbauer mit der Fachrichtung Gestaltung, bearbeitet auf einer Werkbank das etwa 30 Zentimeter große Schloss des Tors.
Seit 40 Jahren ist Krönung, der Metallbauer aus dem Fuldatal zwischen Fulda und Schlitz, immer wieder mit Metallarbeiten im und am Fuldaer Dom beschäftigt – sei an den Türen, an den Dachreitern oder an anderen Stellen des Dachs. Da erstaunt es nicht, dass der 67-Jährige viele Details des barocken Gotteshauses kennt. Zum Beispiel: Die Fundamente des Doms befinden sich sowohl auf Felsen wie auch auf sumpfigem Untergrund. Ohne Folgen für die Standfestigkeit, wohl aber für die Wände. So erinnert er sich, dass sich an einem Fenster der Schlussstein etwas abgesenkt und den aus Metall gefertigten Rahmen des Fensters eingedrückt hatte.

„Berufskrankheit“: Er schaut aufs Metall, auch in den Kirchen

An Sakralräumen wie dem Dom schätzt der Restaurator die Stille, die dort herrscht. Aber auch die gute handwerkliche Qualität, mit der in Kirchen die Arbeiten meist ausgeführt wurden. „Wenn ich in eine Kirche komme, geht der Blick natürlich gleich auf Arbeiten, mit denen ich mich auch täglich beschäftige“, nennt Krönung eine „Berufskrankheit“. Abstriche bei der Qualität macht er bei Kirchen, die in der Nachkriegszeit gebaut wurden. „Damals entstanden viele neue Kirchen, da musste es schnell gehen – bisweilen zu Lasten der Qualität.“

 


Schmiedeeisen, Kupfer, Messing, Bronze, Zink, Blei...

Seine Kenntnisse und Erfahrungen sind nicht nur in Fulda gefragt

Allerdings bedeute dies umgekehrt nicht, dass nur Dinge aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg erhaltenswert seien. Es gebe auch in den Jahrzehnten nach dem Krieg vieles, das für die Nachwelt erhalten werden sollte.
Die Kenntnisse und die Erfahrung von Bernhard Krönung sind nicht nur in Fulda gefragt. Der Restaurator ist auch an Arbeiten an anderen berühmten Bauwerken beteiligt. Hierzu zählen vor allem das Niederwald-Denkmal oberhalb von Rüdesheim am Rhein sowie der Herkules in Kassel. Für seine Tätigkeit braucht Bernhard Krönung Fertigkeiten aus einem Dutzend verschiedener Handwerksberufe, die es zum Teil heute gar nicht mehr oder nur noch selten gibt. Dazu zählen neben dem Schlosser auch der Kupfer- und Silberschmied, aber auch der Gelb- und Zinngießer oder der Büchsenmacher. Er selbst hat zu Beginn seiner Berufslaufbahn eine Schlosserlehre absolviert und später ein Studium der Metallbildhauerei absolviert. Genauso vielfältig wie die Berufe und Fertigkeiten sind die Materialien, die er bearbeitet: Schmiedeeisen, Kupfer, Messing, Bronze, Zink, Blei. Besonders wertvoll für den richtigen Umgang mit den Materialien ist für Krönung  seine Erfahrung, die er im Lauf der Jahrzehnte gesammelt hat. „Dazu gehört das Fühlen und Sehen, etwa wie das Material bearbeitet wurde – von Hand oder mit der Maschine“, erklärt der Restaurator. Spannend und herausfordernd sei dabei, dass er immer wieder Neues entdeckt. „Man muss diese Tätigkeit mit Liebe machen. Nur damit Geld verdienen zu wollen, das reicht nicht“, ist er überzeugt.

Was er kann, sollen andere in Zukunft auch noch können

Wichtig ist Krönung vor allem, die Objekte, die er bearbeitet, in ihrem Zustand zu erhalten. Das heißt für ihn auch, die Stücke mit dem Werkzeug zu bearbeiten, das einst bei der Fertigung verwendet wurde. In einem kleinen Werkraum seines Ateliers hat Krönung zahlreiche Werkzeuge gesammelt, die vor allem früher für die Bearbeitung von Metallen benutzt wurden und von ihm noch benutzt werden. „Einige davon habe ich auf Flohmärkten erstanden“, fügt er schmunzelnd hinzu.
Dass einige alte Handwerksberufe kaum noch bestehen, ist für den Restaurator ein großer Verlust: „Diese Fähigkeiten für die Zukunft zu erhalten, ist ebenso wichtig wie der Erhalt von Werken, die in der Vergangenheit geschaffen wurden.“ Krönung selbst hat in den vergangenen Jahrzehnten seinen Teil dazu beigetragen. Denn er hat immer wieder junge Menschen in seiner Werkstatt ausgebildet.
Krönung zeigt den kugelförmigen Teil einer Kirchturmspitze aus Kupfer. Am oberen Ende ist ein Loch, weil vermutlich das darüber befindliche Kreuz oder der Wetterhahn herausgerissen wurden. Krönung zeigt auf die tropfenförmigen Auswölbungen in der Kugel. „Das Kupfer wurde zuerst gedrückt und danach getrieben“, nennt er die Arbeitsschritte in der Bearbeitung des Metallstücks. So wie er das sagt, merkt man ihm an, dass er sich an solcher Handwerkskunst erfreuen kann.

Von Hans-Joachim Stoehr