Zweite Karwoche in der Pandemie
So feiert der Papst Ostern
Zehntausende jubelnde Gläubige auf dem Petersplatz? Wegen der Pandemie undenkbar! Der Vatikan feiert Ostern das zweite Jahr in Folge im Krisenmodus - mit deutlich abgespecktem Programm.
Es waren Bilder, die um die ganze Welt gingen: In einer historischen Geste betete Papst Franziskus am 27. März 2020 auf dem leeren Petersplatz um ein Ende der Corona-Pandemie. Nun - ein Jahr später - steckt Europa immer noch mitten in der Krise. Das Oberhaupt der katholischen Kirche und der Vatikan müssen sich auf ein zweites Osterfest im Seuchenschutz-Modus einstellen.
Wegen steigender Infektionszahlen hat Italiens Regierung weite Teile des Landes zur "roten Zone" erklärt. An den bevorstehenden Feiertagen gelten wieder allerhand Restriktionen und Ausgangssperren - auch in der Ewigen Stadt. Der Vatikan trägt die Regeln stets weitgehend mit. Das päpstliche Programm für die Kar- und Ostertage wird sich daher nicht grundlegend von den Abläufen im vergangenen Jahr unterscheiden.
Die Gottesdienstkongregation gab bereits im Februar bekannt, dass die liturgischen Anweisungen von 2020 nach wie vor gültig sind. Das bedeutet unter anderem: angepasste Uhrzeiten für die Messfeiern und eine stark eingeschränkte Teilnehmerzahl. Hygienisch bedenkliche Riten wie die Fußwaschung am Gründonnerstag sollen entfallen.
Im Gegensatz zu anderen Corona-Gebieten hat der Vatikan allerdings einen großen Vorteil. Anders als den meisten europäischen Ländern ist es dem Kleinstaat gelungen, sich rechtzeitig ein komfortables Impfstoff-Kontingent zu sichern. 10.000 Dosen vom Mainzer Pharma-Unternehmen Biontech und seinem US-Partner Pfizer sind mehr als genug, um alle Bediensteten zu immunisieren. Franziskus selbst und viele seiner Mitarbeiter sind schon geimpft. Sie können in diesem Jahr also etwas mehr Normalität wagen.
Dementsprechend soll es an Ostern etwas feierlicher zugehen als 2020. Waren damals zu den Gottesdiensten des Papstes im Petersdom nur eine Handvoll Ordensfrauen, Geistliche und Laien zugelassen, dürften nun etwas mehr Gläubige dabei sein. Die meisten Katholiken der Stadt und auf dem Erdkreis können die Auftritte jedoch abermals nur im Fernsehen oder per Livestream verfolgen.
Aufwendige Prozessionen bekommen sie weiterhin nicht zu sehen. Immerhin ist nach aktuellem Stand wieder eine Chrisammesse zur Weihe heiliger Öle am Gründonnerstag vorgesehen. Dazu sind gewöhnlich alle Geistlichen des Bistums Rom in den Petersdom eingeladen. Solch ein üppiges Szenario ist derzeit nicht möglich. Dass Franziskus gemeinsam mit Häftlingen in einer römischen Haftanstalt an Jesu letztes Abendmahl erinnert, gilt ebenfalls als unwahrscheinlich. Im vergangenen Jahr fand die Gedenkzeremonie in Sankt Peter statt. Der aktuelle Plan für den Gründonnerstagabend ist bisher nicht bekannt.
An Karfreitag erinnert der Papst am frühen Abend im Petersdom an das Leiden und Sterben Christi. Einen der traditionellen Höhepunkte der römischen Kar- und Ostertage kann es in der gewohnt stimmungsvollen Form erneut nicht geben: Der sonst am Kolosseum stattfindende abendliche Kreuzweg, der den Leidensweg Jesu symbolisch nachvollzieht, wird wie im ersten Corona-Jahr auf den Petersplatz verlegt. Nur eine kleine Zahl persönlich anwesender Teilnehmer ist zugelassen.
Die Osternachtsfeier, in der die Kirche der Auferstehung Jesu gedenkt, beginnt an Karsamstag bereits um 19.30 Uhr und endet eine halbe Stunde vor der ab 22 Uhr geltenden Ausgangssperre. Die Messe am Ostersonntag und der von zahlreichen Sendeanstalten international übertragene Segen "Urbi et orbi" finden nicht wie üblich auf dem Petersplatz, sondern im vorderen Teil der vatikanischen Basilika statt.
Schon früher waren zu diesen Gelegenheiten Kameras und Mikrofone aus aller Welt auf den Papst gerichtet. Was wird Franziskus bei seiner Ansprache den rund 1,3 Milliarden katholischen Christen und weiteren Menschen guten Willens sagen? Wird er wie im Jahr zuvor ein Ende der Corona-Krise erbitten - und werden seine Worte diesmal erhört? Die Anteilnahme aller Gläubigen ist ihm gewiss. Denn ein drittes Ostern im Lockdown will niemand.