Kleines ABC der Kirchenentwicklung

Spielt nicht mehr die Rolle…

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Was ist wesentlich für die Kirche 2030? Heute geht es in unserem „kleinen ABC der Kirchenentwicklung“ um sich verändernde „Rollenbilder“. Die sind von allen Beteiligten gleichermaßen gefordert – von Priestern und Volk Gottes. Zumutungen für die einen, Chance auf Veränderung für die anderen. Von Johannes Becher.


Alles in bunter Bewegung: ein Kirchenfenster als Symbolbild für das Entdecken neuer Rollen für alle handelnden Personen in der Kirche.

„Spielt nicht mehr die Rolle, die man Euch verpasst. Schminkt nicht Eure Masken, bis der Tod Euch fasst…“ Und dann verheißt der Refrain: „Leben wird es geben…“ Ein neues geistliches Lied aus den 70er Jahren. Aus einer anderen Kirchenzeit. Und doch ein Lied für die Kirchenentwicklung heute. Denn die Frage nach der eigenen Rolle, die ich spiele in dieser Kirche, ist mitentscheidend. Diese Frage stellt sich allen: Priestern, den Hauptamtlichen, Mitgliedern der Pfarrgemeinderäte, schließlich allen Getauften aus dem Volk Gottes…

Als Ausgangspunkt lokaler Kirchenentwicklung – und damit auch für die Frage nach der eigenen Rolle – beschreibt Christian Hennecke „eine Notsituation“: „Das Gefüge gemeindekirchlicher Praxis ist an ein Ende gekommen: Je größer Pfarreien und Seelsorgeeinheiten werden, desto deutlicher wird auch, dass die Frage nach dem Vollzug des Christseins, den Formen der Kirchlichkeit, und auch die Frage nach den Ämtern und Diensten ganz neu gestellt werden müssen.“

Ja, Not lehrt nicht nur Beten, sie befördert auch eine neue Art des Kirche-Seins. Mit dem Abschied von der Volkskirche (Antworten auf alle Fragen des Lebens) und der Überforderung der Service- oder Versorgungskirche (Dienstleister für Lebenswendefeiern) ist auch das Ende der „priester-zentrierten Kirche“ gekommen. 

Schon zahlenmäßig ist das so, weil es immer weniger Priester gibt, sodann aber auch theologisch begründet und befördert: Die Rede ist von einem nötigen Kulturwandel. Und von einer Verhaltensänderung – einer neuen Haltung – aller Beteiligten: Weil doch Kirche „wir alle“ sind und seit dem Konzil wieder stärker das „gemeinsame Priestertum aller“ betont wird. Mehr noch: „Alle sind gemeinsam berufen und gesandt“, heißt es über die „missionarische“ oder „prophetische“ Kirche. Wer dort auf welchem Platz welche Rolle findet und lebt, das ist allerorten noch im Werden. Und: Nicht nur den Priestern, auch den „Laien“ fällt der Abschied vom Klerikalismus nicht leicht.

Und doch sprechen die Praktiker der Kirchenentwicklung heute davon, dass aus den allgewaltigen Machern und Generalmanagern künftig Ermöglicher werden sollen. Beispielhaft hieß es gerade bei einer Tagung zur „Pastoral 2030“ im Erzbistum Freiburg: „Gegen das Bild des heimatlosen, von Dienst zu Dienst eilenden ,Sakromaten‘ setzten die Pfarrer in der Diskussion das Hirtenamt, gegen das Bild des ,Bestimmers‘ das eines ,Ermöglichers‘.“

 

Zitiert

 „Den ganzen Leib“

„Wenn man sich mit Kirchenentwicklung beschäftigt, dann kommen die verschiedenen Kirchenbilder in den Blick, in denen sich die Pfarrei als Pfarrfamilie verstanden und der Priester auf einem hohen Sockel gestanden hat. Für mich tragen diese Modelle überhaupt nicht mehr … Für mich ist das nicht nur eine Frage des Reagierens auf den Mangel, sondern auch eine Frage des Erkennens: … Kirche sind alle die, die getauft und gefirmt sind. Sie stellen den ganzen Leib der Kirche dar.“

Pfarrer Stefan Peter, Königstein