Diözesanrat informeirt über „Immobilienprozess“
Steine und Seelsorge
Gut 1500 kirchliche Gebäude gibt es im Bistum. Aber welche Kirchen, Gemeindezentren oder Pfarrhäuser werden wirklich gebraucht? Der Diözesanrat ließ über den „Immobilienprozess“ informieren.
Das Evangelium verkünden, den Glauben feiern und weitergeben, Ratsuchenden und Notleidenden helfen: Die Seelsorge braucht auch Gebäude – Kirchen, Gemeindezentren, Pfarrhäuser und vieles mehr. Vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren wurde im Bistum vor allem eines gemacht – viel gebaut. Auch wenn nun schon eine stattliche Anzahl von Kirchen profaniert, Pfarrheime wie Pfarrhäuser verkauft wurden: Immer noch gibt es gut 1500 kirchliche Gebäude im Bistum Hildesheim.
Doch nun stellt sich nicht zuletzt angesichts der demografischen Entwicklung eine Frage: Welche Gebäude braucht es zukünftig wo? Das Bistum will dazu einen „Immobilienprozess“ anstoßen – mit langem Atem für die kommenden zehn Jahre.
„Gebäude sind ein Mittel der Seelsorge“, stellt der Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Generalvikariat, Rat Christian Hennecke, auf der virtuellen Vollversammlung des Diözesanrates der Katholik*innen heraus – und eben kein Selbstzweck.
Gemeinsamer Prozess statt Abrissbirne
In der Vergangenheit habe es häufig Auseinandersetzungen um Gebäude gegeben. Nicht zuletzt, weil es nach Darstellung von Hennecke unklare Rahmenbedingungen und viel Lobbyismus gab: „Wir stehen jetzt vor der Herausforderung, dass wir mit dem Bauetat des Bistums gut 50 Prozent der Gebäude werden halten können.“ Gleichzeitig ächzen auch Pfarrgemeinden unter der finanziellen Last, mehrere Gebäude in Schuss zu halten.
Im Umkehrschluss heißt das: Das Bistum und die Pfarreien werden weitere Gebäude aufgeben müssen. Nur welche? Das soll mit dem „Immobilienprozess“ geklärt werden. Nicht mit der Abrissbirne, sondern durch die gemeinsame Beratung der pastoralen Zukunft von Pfarrgemeinden.
„Wir nehmen uns dazu Zeit“, unterstreicht Hennecke. Denn der Prozess soll durch alle Pfarreien des Bistums gehen: „Für jeden einzelnen Prozess rechnen wir zwei Jahre, jährlich sollen nicht mehr als zehn Prozesse gleichzeitig laufen.“
„Wir leben von den Energien vor Ort“
Eines ist für Hennecke angesichts der Aufgabe unabdingbar: „Wir leben von den Energien vor Ort.“ Rein formal wird nach einem Informationsabend für die Gemeinde und einem Erstgespräch mit den Gremien einer Pfarrgemeinde eine Projektgruppe eingesetzt: „In dieser Projektgruppe möchten wir aber den Horizont weiter ziehen, weil es primär nicht um einen finanziellen, sondern einen pastoralen Prozess geht.“
Daher werden aus seiner Sicht nicht nur Fragen nach Geldmitteln und Fördervereinen gestellt, sondern Fragen nach der pastoralen Zukunft einer Gemeinde: Wie ist sie in den „Sozialraum“ eingebunden? Wie arbeiten kirchliche Akteure zusammen? Wo liegen die konkreten Herausforderungen der Seelsorge? Und vor allem: „Welche Vielfalt bildet eine Pfarrei ab?“, betont Hennecke.
Berücksichtigt werden zudem bauliche Aspekte, ergänzt Diözesan- und Dombaumeister Norbert Kesseler: „Kirchen sind ja auch Landmarken im Bild einer Stadt oder eines Dorfes.“ Doch stelle sich die Herausforderung, wie Gebäude multifunktional genutzt werden, als Büros, als Orte der Begegnung und der Glaubensweitergabe.
Zurzeit wird ein Arbeitsheft erstellt, das die Gremien einer Pfarrei detailliert in den Immobilienprozess einführen soll. Zudem wird der Prozess unter anderem durch Online-Veranstaltungen für Kirchenvorstände und Pastoralräte begleitet.
Rüdiger Wala