So war der Tag der Heiligsprechung Katharina Kaspers
Stolz auf diese Westerwälderin
Stundenlanges Warten und Stehen auf dem Petersplatz: Ein anstrengender Tag, aber aller Mühen wert. Das meinen die Pilger, die bei der Heiligsprechung Katharina Kaspers in Rom dabei waren. Von Heike Kaiser.
Die Schlange der Wartenden ist endlos lang. Noch ist der Petersplatz gar nicht zu sehen. Es ist 7.45 Uhr am Sonntagmorgen, es gilt, geduldig zu sein, Schritt für Schritt weiter zu kommen. Inzwischen ist durchgesickert, dass es für die Limburger Pilger keinen eigenen Bereich geben wird und dass Sitzplätze rar sind. Das regt niemanden besonders auf, es ist halt so. In dem dichten Gedränge der Menschenmenge sind rote Fahnen zu sehen und solche mit dem Foto des Papstes. Pfarrer Sascha Jung (Flörsheim) führt die Gruppe der Sonntag-Leserreise. Er erläutert die Liturgie der Heiligsprechung, übersetzt das Geschehen am und um den Petersplatz ins Deutsche.
Die erste Sicherheitskontrolle ist erreicht: Polizisten überprüfen den Inhalt von Taschen und Rucksäcken. Weiter geht’s zur Via di Porto Angelica, zum Eingang des Petersplatzes. Es ist 8.30 Uhr. Es folgt die zweite Sicherheitskontrolle, die an das Procedere am Flughafen erinnert.
Von hier aus sind bereits die Porträts von fünf Männern und zwei Frauen am Petersdom über dem Altar zu sehen. Katharina Kasper ist die Zweite von rechts, neben ihr die sechs weiteren Seligen, die heute heiliggesprochen werden: Papst Paul VI., Erzbischof Oscar Arnulfo Romero, die italienischen Priester Francesco Spinelli und Vincenzo Romano, der italienische Jugendliche Nunzio Sulprizio, die aus Spanien stammende Ordensgründerin Nazaria Ignazis March Mesa.
Es ist 9 Uhr, als wir auf dem bereits gut gefüllten Petersplatz einen Platz finden. Aus Lautsprechern sind Gesänge zu hören. Der Gottesdienst mit dem Papst soll um 10.15 Uhr beginnen. Mehr und mehr sind um uns herum Limburger Pilger daran zu erkennen, dass sie einen kleinen Stoffrucksack tragen mit der Aufschrift „Bewegt von Gottes Geist“.
Der Gottesdienst beginnt
Um 9.30 Uhr beginnen die Glocken zu läuten. Trotz der vielen Menschen ist es andächtig still. Lediglich ein Gemurmel mit Sprachen aus aller Welt ist zu vernehmen. Viele junge Eltern sind da und versuchen, ihre Kinder zu beschäftigen. Sie haben Malbücher und Spielzeug dabei. Der eine oder andere hat sich einen zusammenfaltbaren Stuhl mitgebracht, um nicht stundenlang stehen zu müssen.
9.45 Uhr, der Rosenkranz wird gebetet. Die Bischöfe, die während der Jugendsynode in Rom sind, ziehen als Erste ein. Bis alle weiteren am Gottesdienst Beteiligten ihren Platz eingenommen haben, ist es 10.15 Uhr, die Glocken läuten, die Liturgie beginnt.
Von jedem Seligen steht ein Reliquie auf dem Altar. Der Präfekt der Heiligsprechungskongregation, Giovanni Angelo Becciu, bittet den Papst, die Seligen „einzuschreiben in das Verzeichnis der Heiligen, sodass sie von der ganzen Welt als solche angerufen werden können“. Und dann ist der eigentliche Prozess der Heiligsprechung schon vorbei, der Gottesdienst geht wie gewohnt weiter. Zum ersten Mal wird die Allerheiligenlitanei mit sieben neuen Namen gesungen.
„Dieser Tag wird uns als ein sehr bewegendes Ereignis in Erinnerung bleiben“, sagt Kerstin Schäfer (Hundsangen). Die Kommunikationsmanagerin der Armen Dienstmägde Jesu Christi ist mit ihrem Mann Sebastian nach Rom gekommen. „Es war toll, vor beeindruckender Kulisse mit Menschen aus aller Welt, und vor allem gemeinsam mit den Dernbacher Schwestern, die Heiligsprechung feiern zu dürfen. Ein absolut einmaliges Erlebnis!“
Viele der Limburger Pilger haben ein ganz persönliches Verhältnis zu Katharina Kasper. Doris Winkens (Ransbach-Baumbach) war als Kind im Kindergarten in Dernbach, hatte später bei den Schwestern Kommunionunterricht. „Seitdem bin ich mit den Schwestern verbunden und habe nach wie vor gute Kontakte.“ Vor 40 Jahren sind ihre Eltern bei der Seligsprechung dabei gewesen, „damals durfte ich nicht mit, weil ich auf meine Geschwister aufpassen musste“, erzählt sie. „Aber als ,Dernbacher Mädchen’ gehört es sich einfach, bei der Heiligsprechung dabei zu sein.“
Auch Marianne Meurer aus Elgendorf kennt die Dernbacher Schwestern „schon ein Leben lang. Deshalb ist es mir sehr wichtig, heute hier dabei zu sein“.
Familiäre Beziehungen zur Heiligen
Otmar Adelfang (Flörsheim) hat sogar familiäre Beziehungen zu Katharina Kasper. „Mein Ururgroßvater hat einst Anna Fasel geheiratet, eine Großnichte von Katharina Kasper“, erzählt er. Auch er ist mit den Dernbacher Schwestern seit seiner Kindheit verbunden. Adelfang ist mit seiner Frau Petra bereits das vierte Mal in Rom, aber zum ersten Mal bei einer Heiligsprechung dabei. „Wir freuen uns mit den Dernbacher Schwestern“, sagen beide.
Beate Richter (Wiesbaden-Nordenstadt) hingegen hat vor der Heiligsprechung nicht viel gewusst über Katharina Kasper. „Aber ich bin so froh, jetzt hier zu sein.“
„Viele haben mir gesagt, wie stolz sie sind, dass eine von uns nun zu den großen Heiligen der Kirche gehört. Und ich muss Ihnen ehrlich sagen, ich bin es auch“, sagt Bischof Bätzing am nächsten Tag, als er in Sant’Ignazio ein Dankamt feiert. „Wir Limburger haben nun eine Heilige, die in unserer Diözese groß geworden ist und ihr Werk vollbracht hat. Wie wunderbar ist das. Ganz großartig!“
Der Projektchor „Heilige Katharina Kasper“ gestaltet den Dankgottesdienst musikalisch. Die rund 90 Sänger präsentieren unter der Leitung von Kantor Johannes Schröder aus Wirges unter anderem die neuen Lieder, die zur Heiligsprechung getextet und komponiert worden sind.
Bischof Bätzing ist es wichtig, dass sein Amtsvorgänger, Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, als Konzelebrant dabei ist. „Er hat 2012 die Mühe auf sich genommen, das Heiligsprechungsverfahren für Katharina zu starten. Das wissen die Menschen hier. Ihm ist es nicht zuletzt zu verdanken, dass wir nun im Bistum eine Heilige haben“, begrüßt er seinen Amtsvorgänger.
Grußworte von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst
„Ich sage herzlich Danke für Ihre freundliche Begrüßung und die Einladung von Bischof Bätzing zur Konzelebration“, richtet sich Franz-Peter Tebartz-van Elst an seine ehemaligen Diözesanen. Auch er sei von der Heiligsprechung erfüllt. Schon als er im April 2008 den 30. Jahrestag der Seligsprechung Katharina Kaspers in Dernbach gefeiert habe, habe er ihr die Diözese als Fürsprecherin empfohlen. „Ich habe gespürt, dass die Selige eigentlich eine Heilige ist. Die Beharrlichkeit Katharina Kaspers hat mir immer imponiert und mich inspiriert.“
Hier geht's zum Dossier über Katharina Kasper.