Was uns diese Woche bewegt

Taschentücher nicht vergessen

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Es ist nur ein Film, aber er hinterlässt großen Eindruck. Neulich war ich mal wieder im Kino, weil mir jemand den „Buchspazierer“ empfohlen hat. Bis dahin kannte ich den Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst vor allem in lustigen Rollen, als arroganten Literaturprofessor in „Der Vorname“ zum Beispiel. Dass er auch ernste Rollen spielen kann, habe ich jetzt dazugelernt.

Worum geht’s? Eine aufgeweckte Neunjährige trifft auf einen alten Man, der dafür sorgt, „dass die Bücher zu den Leuten kommen“. Täglich ist er unterwegs, liefert bei den immer selben Empfängern Werke ab, von denen er überzeugt ist, dass der Inhalt seine Kunden interessiert. Dass beide, das kleine Mädchen, gespielt von Yuna Bennett, und der alte Mann ein Schicksal teilen, lässt sich vom ersten Moment an erahnen, offen angesprochen wird es nicht. Das Mädchen hat seine Mutter verloren, der Mann seine Frau. Doch trotz aller Zurückhaltung lässt sich eine Erkenntnis mitnehmen: Wer nach vorne blickt, kann mit der Trauer um einen verlorenen Menschen wahrscheinlich leichter umgehen.

„Der Buchspazierer“ ist auch deshalb so anrührend, weil er mit feinsinnigen Dialogen daherkommt, weil die Inhalte dem Zuschauer nicht auf subtile Art und Weise oder gar in verstörender Direktheit um die Ohren gehauen werden. Das sprachlich hohe Niveau macht den Film zu einem Genuss, für den es sich lohnt, das heimische Sofa zu verlassen. Und dabei dann doch wieder einem vertrauten Christoph Maria Herbst zu begegnen.

Zum Schluss noch ein Tipp: Stecken Sie unbedingt einen Vorrat an Taschentüchern ein.

Matthias Petersen