Fantasievolle Trommelreise für Kindergartenkinder
Teilen lernen beim Afrika-Trip
Kindergartenkinder erleben eine Fantasieflug nach Afrika. Markus Hoffmeister nimmt sie mit auf seine „Trommelreise“.
Markus Hoffmeister mit Kindergartenkindern bei der Trommelreise in Cottbus. | Fotos: Raphael Schmidt |
„Es war nach einer langen Trockenzeit in Afrika, als nichts mehr wuchs. Nichts als dürres Gras. Dazwischen lag überall Staub, nichts als Staub. Die Tiere litten Durst.“ In diese Dürre, in diesen Staub hinein hat der Pilot Markus Hoffmeister auf einer unbefestigten Piste sein kleines Propeller-Flugzeug sicher gelandet. Er öffnet die Tür und sofort strömen Kinder über Kinder aus dem Flugzeug. 150 etwa. Einige Erwachsene kommen hinterher, Erzieherinnen aus Kindertagesstätten im Bistum.
Kurz nachdem die Passagiere ausgestiegen sind, erleben sie den Streit zwischen Tieren: „Das gehört mir!“, sagt der Elefant und jagt alle Tiere fort, die an der einzigen Wasserstelle im Dorf trinken wollten. Dann füllt er seinen Bauch mit dem kühlen Nass, der Dicke, Schwere, Graue. Als er genug getrunken hat, merkt der Elefant: Er hat auch Hunger. Er muss auf Futtersuche gehen. Doch will er sein Wasserloch unter keinen Umständen alleine lassen. Da ruft er die Schildkröte zu sich heran und sagt: „Bleib du bei meinem Wasser und pass auf! Niemand darf hier trinken!“
Weisheitsgeschichten der Welt vermitteln
Die Fluggäste dieser Reise am 21. März, die durch die Fachberatung des Caritasverbandes organisiert wurde, blieben mit Flugkapitän Hoffmeister jedoch am Boden: in der Cottbuser Propstei-Kirche „St. Maria Friedenskönigin“. Die Trommelreise war der Abschluss der Misereor-Fastenaktion „Soli-Brot“. Der Mann mit der Pilotenmütze, gibt mit Mimik, Gestik und seiner Stimme, die Tiergeräusche erzeugt, den Takt vor, nach dem die Kinder trommeln.
„Trommelreise ist der Oberbegriff für verschiedene Projekte und die Soli-Brot-Aktion ist eins davon. Generell steht die Reise für die Vermittlung von besonderen Weisheitsgeschichten der Welt, die uns immer einen besonderen Gedanken für unser gemeinsames Zusammenleben vermitteln wollen“, sagt Markus Hoffmeister. Sie heißt das „Wasserstellen-Märchen“, aus der die genannten Zitate stammen. „Die Kern-Botschaft darin lautet: Die Dinge des Lebens sind für alle da und nicht nur für bestimmte Gruppierungen. Andere Geschichten sprechen davon, dass jeder ein besonderes Talent hat und dass wir die Probleme in der Welt nur gemeinsam lösen können.
Diese Weisheitsgeschichten aus den verschiedenen Kulturen vermittele ich auf meiner Trommelreise und komponiere dazu auch die Musik“, sagt er. Die Soli-Brot-Aktion ist vor acht Jahren entstanden. „Dazu gehört, dass die Kinder sich mit dem Thema auseinandersetzen, dann aber auch praktisch werden. Es ist erst dann sinnvoll, wenn die Kinder das Gefühl haben, ich kann etwas tun, kann helfen, es ist meine Sache.“ Kinder setzen sich mit Projekten von Misereor auseinander. „Gezielt für ein besonderes Projekt, das die Kinder kennengelernt haben, wollen sie sammeln. Und an dieser Stelle kommt die Soli-Brot-Trommelreise ins Spiel. Hier geht es darum, den Kindern eine Stimme zu geben“, sagt Hoffmeister.
Dass sie diese Stimme haben, versichert beispielsweise Isolde Zech, Erzieherin in der Kita Wittichenau: „Wir haben am Laetare-Sonntag, nach dem Kindergottesdienst, Soli-Brot verkauft. Die Vorschulkinder waren traurig, keins mehr abbekommen zu haben. Wir hatten zwar viele, aber die Leute haben es so gut angenommen; es war schnell weg. Die Kinder waren mit voller Begeisterung dabei. Sie konnten diese Reise miterleben, die fantasievoll gemacht wurde. Der Vergleich mit den Tieren war sehr gut. Manches ist für Kinder sehr abstrakt, aber durch die Erzählungen mit Tieren, dass sie Durst haben und Hunger, haben die Kinder sich angesprochen gefühlt – und mitgefiebert.“
Spannend genug war die Geschichte, die der Mann mit der Pilotenmütze inszenierte. Das ist den Kindern anzumerken – und die Begeisterung beim Trommeln. „Das Wasser gehört dem Elefanten!“, sagte die Schildkröte. So geht die Geschichte weiter. Der Elefant hatte die Schildkröte beauftragt, den Brunnen zu bewachen, denn er wollte alles Wasser für sich. Nahrung auch. Kein anderes Tier wagte es, sich gegen den Elefanten aufzulehnen – obwohl sie alle Durst hatten. Vorerst wagten sie es nicht: erst als sich die Tiere einig waren und gemeinsam dem Elefanten klar machten, dass das Wasser, die Früchte der Erde und die Atemluft allen gehören. Die Kinder konnten sich im Teilen üben, mit Broten, die auf dem Altar lagen.
Hiltrud Kirchner, die Leiterin des Kinderhauses in Döbern, sagte zur Vorbereitung der Reise: „Wir haben uns immer wieder das Video angeschaut, das wir von Misereor bekommen hatten und haben viel gesungen. Somit kannten die Kinder die Lieder bereits und wussten, worauf sie sich hier einlassen. Die Trommelreise war sehr schön, aber auch die Vorbereitung in der Kita.“
Das Wort „Teilen“ wird immer wieder genannt
Die Kinder haben inzwischen die Kirche verlassen. Im St. Johannes-Haus neben der Kirche, essen sie Mittag. Am Schönsten für sie war „das Trommeln“. Das Wort, das immer wieder genannt wird, heißt „Teilen“. Inzwischen sind die Trommeln im Kleinbus verstaut. Debora D‘Ambruoso von Misereor begleitet diese Aktion. „Wir machen sehr viel Bildungsarbeit in Schulen, mit älteren Kindern. Da hat es auch immer eine große politische Dimension, weil wir dabei sehen, was hat unser Konsum, was hat unser Lebensstil für einen Einfluss auf Menschen, die woanders auf der Welt leben. Mit Kindergartenkindern kann man das noch nicht machen. Deshalb ist die Trommelreise eine tolle Art, spielerisch darauf aufmerksam zu machen, dass alle Kinder die gleichen Rechte haben. Und dass sie miteinander teilen. Die Kinder hatten sich mit dem Thema beschäftigt, das war zu merken.“
Markus Hoffmeister zeigt sich zufrieden mit dieser Reise. 4500 Kinder waren in diesem Jahr bereits bei der Trommelreise dabei. „Sie hat es geschafft, mit der Zeit in der Öffentlichkeit immer mehr gesehen und gehört zu werden, sodass die Botschaft der Kinder in die Welt getragen wird, die lautet: Liebe Leute, wir Kinder können teilen! Wir denken an die Menschen, die nichts haben. Das ist der Kern unserer christlichen Botschaft. Ich erlebe die Präsenz der Medien sehr unterschiedlich. In einer Stadt wie Denzlingen bei Freiburg waren Kamerateams von zwei Fernsehsendern da, ein Radiosender, drei Zeitungen. Es war ein einziges Blitzlichtgewitter. Und dann hat man, wie gestern im katholischen Münster, niemanden da, noch nicht mal von der Bistums-Zeitung.“ Die war in Cottbus vertreten, allerdings auch nur sie.
Von Raphael Schmidt
Meinung: Das Recht des Stärkeren?
Raphael Schmidt |
Wozu das ganze Tamtam? Was verstehen Kinder schon von den Ernährungsproblemen, von weitreichenden Ungerechtigkeiten auf der Erde, von Arm und Reich und den Ursachen dafür? Erst recht verstehen sie nicht, was Hunger ist. Wie auch? Weder sie, noch ihre Eltern und Großeltern haben je gehungert. Aber: klar ist auch, dass sich etwas ändern muss auf diesem Planeten, dass die mächtigen, starken, großen Tiere keine Vorrechte haben gegenüber den kleinen, die ebenso dürsten. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis das Happyend des Märchens bei der Menschheit realisiert ist, wenn überhaupt? Derzeit sieht es nicht so aus, als ob sich die Spirale zurückdrehen lässt, die Hunger, Durst, Krieg und Tod befördert. Umso wichtiger ist es, Kindern beizeiten beizubringen, wie sie auftrumpfende Elefanten bändigen können, dass sie gemeinsam Bärenkräfte entwickeln müssen, damit alle Menschen satt werden.