Namensgeber (innen) der Kirchengemeinde
Theresa und Katharina
Die schon gegründeten 42 Großpfarreien im Bistum Limburg haben sich jeweils einen neuen Namen gegeben. Wie läuft ein solcher Prozess der Namensfindung ab? Welche Pfarreipatrone sind beliebt? Und welche Dienste kann ein vorbildlicher Heiliger als Namensgeber der Kirchengemeinde leisten? Von Barbara Schmidt
Namen sind für Christen alles andere als Schall und Rauch. Einen Namen haben bei Gott, keine Nummer sein, das gehört zur christlichen DNA und ist erst recht für Katholiken ein wichtiges Stück Identität. Denn der Blick auf die Heiligen und Namenspatrone, diese Mittler zu Gott, gehört ja zu ihrem Glaubensleben dazu.
So ganz unwichtig ist es daher nicht, wenn bei der Neugründung von Pfarreien neuen Typs ein Name gesucht wird, unter dem sich künftig alle versammeln sollen. Entsprechend groß ist der Raum, der dieser Suche im Pfarreiwerdungsprozess zumeist gegeben wird. Dabei ist die Praxis, mit den neuen Strukturen auch einen neuen Pfarrpatron oder eine neue Pfarrpatronin zu verbinden, nicht von Anfang an Usus gewesen.
Von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst gab es im Bistum Limburg die „Vorgabe, die Pfarrei nach dem Patron, der Patronin und dem Ort der Pfarrkirche zu benennen“, erinnert Bistumssprecher Stephan Schnelle. Die neue Pfarrei mit dem Patronat der Pfarrkirche zu verbinden, habe ihre Verortung erleichtern sollen. „So sieht es übrigens auch das Kirchenrecht vor“, sagt Schnelle.
Seit allerdings das Bistum die Wahl eines neuen Patronats ermögliche, werde dies bei den Verantwortlichen genutzt, „das ,Neue‘ in der neuen Pfarrei zu betonen“. Die meisten entschieden sich mittlerweile bewusst für diese Möglichkeit, die aber kein Diktum sei.
Signal für ein stärkeres weibliches Element
„Einen Impuls für die Zukunft“ erhofft sich ganz explizit die in Gründung befindliche künftige Pfarrei „Heilige Theresa von Avila am Main“ im Westen des Bezirks Main-Taunus. Dieser Impuls soll erklärtermaßen auch ein Signal sein, das weibliche Element in der Kirche zu stärken. Denn entschieden wurde vorab in den beiden bestehenden Pfarreien Flörsheim und Hochheim, dass in jedem Fall eine Frau für das Patronat ausgewählt werden sollte. Da die beiden Hauptkirchen St. Gallus und St. Peter und Paul schon männliche Patrone hätten, so die Begründung, solle eine Pfarrpatronin für die ausgleichende Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern sorgen. Edith Stein hätte die Alternative zu Theresa von Avila gelautet, entschieden wurde per Wahl.
In der künftigen Pfarrei im Osten des Main-Taunus – rund um Bad Soden und Schwalbach im Taunus – hatte der damit beauftragte Arbeitskreis vier mögliche Patronate ausgesucht. Eine deutliche Mehrheit der Gläubigen, die um ihre Meinung gebeten waren, hat dann für den Heiligen Geist als künftigen Patron votiert. Edith Stein war auch hier eine der weiteren Möglichkeiten, neben Oscar Romero und Papst Johannes XXIII. Eine offizielle Wahl sei das nicht gewesen, betont Pfarrer Alexander Brückmann. Doch angesichts der Deutlichkeit des Votums werde man daran wohl kaum vorbei können.
Dass es eine generelle Zurückhaltung gibt, wenn weniger bekannte oder noch nicht so lange als Heilige geltende Personen als Patrone genannt werden, glaubt Bistumssprecher Schnelle nicht. So sei im Pastoralen Raum Limburg die Entscheidung auf Katharina Kasper gefallen. Die Gründerin der Armen Dienstmägde Jesu Christi aus Dernbach war erst 2018 heiliggesprochen worden.
Häufig geht es traditionell zu
Doch ein Blick auf die bestehenden 42 Pfarreien neuen Typs zeigt: Zumeist geht es doch sehr traditionell zu. Von fünf Variationen zu Maria über St. Peter und Paul oder St. Jakobus, St. Martin oder St. Bonifatius bis zu St. Franziskus oder St. Elisabeth. Egal, ob er oder sie vor 2000 Jahren oder vor wenigen Jahrzehnten vorbildlich christlich gelebt hat: Was der gewählte Patron an „Impuls für die Zukunft“ liefern könnte, das herauszufinden und dann umzusetzen, darin sehen manche Pfarreien eine große Chance.
Stephan Schnelle nennt als positives Beispiel die Pfarrei St. Jakobus in Frankfurt, die sich bewusst neu anknüpfe an die Tatsache, an einem der alten Jakobswege zu liegen. „Die Haltung des Pilgerns“ habe sich „auch inhaltlich im Pastoralkonzept wiedergefunden“, weiß der Bistumssprecher.
Bezirksreferent Matthias Braunwarth, der gerade im Main-Taunus drei Pfarreiwerdungsprozesse betreut, mahnt deshalb stets, dass es der schöne Name allein nicht macht. „Was ihr mit diesem Namen verbindet, wie ihr das füllt, das liegt an euch, und das beginnt erst mit der Pfarreigründung“, betone er immer, sagt Braunwarth.
Das gilt übrigens auch für die Pfarreien neuen Typs, die damals ihren Namen noch nicht wählen durften – damit aber auch gar nicht hadern, wie etwa St. Ursula in Oberursel, eine der beiden ers-ten Pfarreien neuen Typs im Bistum überhaupt. Wenn der neue Name nur ein Formelkompromiss sei, um Ängste vor Vereinnahmung zu überdecken, helfe das wenig, sagt St. Ursulas Pfarrer Andreas Unfried. Wichtig sei, alle Teile des Gesamtgebilds ernst und wichtig zu nehmen. „Wenn sie nichts aus einem neuen Namen machen, ist er auch nur ein Schild. Dann ist er sogar schlechter als eine bekannte Marke.“
Von Barbara Schmidt