Initiative Maria 2.0

Träumen von anderer Kirche

Image
08_maria_2.jpg

Mit einem bundesweiten „Thesenanschlag 2.0“ hat die Initiative Maria 2.0 für grundlegende Reformen in der katholischen Kirche demonstriert. In den sieben Thesen, die auch an Dom- und Kirchentüren im Bistum Limburg aufgehängt wurden, kritisiert die Bewegung „eklatante Missstände“ in der Kirche.


Thesenanschlag am Frankfurter Bartholomäus-Dom: Christel Innerhofer (links) und Brigitte Müller von Maria 2.0 in Aktion.

Mit dem „Thesenanschlag“ verweist Maria 2.0 auf Martin Luther, der vor gut 500 Jahren seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben soll: „Seine Thesen haben etwas Großes in Bewegung gesetzt, das wollen auch die Mitstreiter*innen von Maria 2.0“.
Die Aktion fand kurz vor der virtuellen Vollversammlung der deutschen Bischöfe statt. Auch an die Türen des Frankfurter Bartholomäus-Doms wurden die Plakate gehängt. Mit dabei war Monika Humpert. Aufgrund der Pandemie kamen nur wenige Teilnehmerinnen zusammen. Humpert schildert Hintergründe der Aktion: „Viele Aktivistinnen von Maria 2.0 sind altgediente Kir-chenzugpferde, hochengagierte und leidenschaftliche Chris-tinnen. Viele waren inspiriert von den Aufbruchszeiten in den 70-er Jahren, als eine große Hoffnung in der Luft lag nach einer jesuanischen Kirche, die bei den Menschen sein will, nicht eine Kirche der Machthaber, sondern der Liebe.“ Leider würden die einstigen Hoffnungen „immer mehr zu Enttäuschungen“. Seit Jahrzehnten gehe „die Kirche lautlos unter“.
Die großen Träume vieler Getaufter „träumt die Kirche in den oberen Etagen nicht mit“, klagt Humpert. Im Gegenteil: Man schotte sich ab gegen die Menschen und deren Lebenswirklichkeiten. Der Klerus sei nicht das Salz der Erde, sondern „ein Bollwerk der Tradition“.
Mit ihrer Aktion will Maria 2.0 „den Opfern, den hoffnungslosen, verzweifelten, resignierten Menschen in der Kirche eine Stimme geben“. Humpert sagt, man bettle nicht um Almosen und wolle nicht abgespeist werden. Man wolle „das Spiel der Doppelmoral“ nicht mehr mitspielen. Viel zu lange sei man geduldig gewesen.
Humpert betont, das Reich Gottes sei nicht ein irgendwann irgendwie irgendwas: „Es geht um das hier und das jetzt. Jetzt ist die Stunde der Gnade. Wir fordern von den Kirchenherren eine radikale Umkehr. Jetzt.“ Es sei Verantwortung gefordert.
Zu Aktionen wie jetzt dem Thesenanschlag motiviere auch, dass man sich „unsere Kirche nicht länger kaputt machen“ lasse. Humpert und ihre Mitstreiterinnen „träumen von einer anderen, geschwisterlichen Kirche, die den Menschen und Gottes Schöpfung gut tut, in der Traurige getröstet, Hungrige gesättigt, Einsame begleitet, Schwache gestärkt, Kranke geheilt, Gescheiterte aufgerichtet, Verlorene gefunden, Unverstandene verstanden werden“.
Auch in Hofheim hefteten Frauen ihre Thesen an die Kirchentür. Susanne Schumacher-Godemann, Referentin für Sozialpastoral im Bezirksbüro Main-Taunus, unterstützt die Aktion. Sie spricht sich für Transparenz und Offenheit bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt gegenüber Kindern, Jugendlichen und Frauen in der katholischen Kirche aus. Schuhmacher-Godemann: „Mein Wunsch: dass alle Getauften und Gefirmten unabhängig von ihrem Geschlecht und entsprechend ihrer Eignung, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen einbringen können. Keine Diskriminierung, sondern Gleichberechtigung.“
Aus Sicht von Maria 2.0 ist es notwendig, dass die Bischofskonferenz „den Willen zu Veränderungen durch Taten bezeugt“.
Der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, äußerte Verständnis für die Unruhe, die viele Katholikinnen und Katholiken verspürten. „Wir wissen darum, dass es Veränderungen bedarf. Deshalb hat die Deutsche Bischofskonferenz den Synodalen Weg ins Leben gerufen, um diesen Fragen nachzugehen“, so Kopp. (kna/job)