Anstoss 45/19

Über den Tod reden

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„Ich freu mich schon, wenn ich als Gans auf die Welt komme“. Unsere jüngste Tochter sitzt am Allerheiligentag mit uns vor dem Fernseher und sieht im KiKa (Kinderkanal) eine Sendung über Sterben, Tod und die Hoffnung auf das, was danach kommen könnte.


Checker Tobi, der Moderator, befragt sensibel einen 50-jährigen Mann im Hospiz über seine Ängste und seinen Glauben trotz seines Krebses im finalen Stadium. Und der antwortet lächelnd, dass er hofft, nach seinem Tod komme noch was. Vielleicht, setzt er etwas verschmitzt fort, käme er ja als Pflanze oder Tier wieder.
Und schwups, da war sie, die spontane Reaktion der Siebenjährigen. Als Gans wieder auf die Welt zu kommen, wäre doch keine schlechte Idee. Wir lachen gemeinsam über ein schwieriges Thema. Und so weit weg ist das Thema Tod gar nicht. Die Kleine hat in diesem Jahr den Tod bei ihrem alten Opa und einem jungen Onkel mitbekommen, natürlich war sie mit auf den Beerdigungsfeiern. Und sie konnte sehen, dass beim Tod von Menschen Traurigkeit genauso ihren Platz hat, wie die frohe Erinnerung und der Glauben, dass der Tod der Anfang einer neuen Geschichte ist. Während wir Erwachsenen Letzteres nur hoffen können, ist das „Weiterleben“ für sie, wie vielleicht für die meisten Kinder, eine ziemlich sichere Sache.
In der ausgesprochen guten KiKa-Sendung wurden auch Kinder zum Tod befragt. Ihre Antworten waren allesamt zuversichtlich. Das hat sicher auch damit zu tun, wie wir Großen dieses Thema offen und ehrlich besprechen und Kinder nicht davon fernhalten. Das Hospiz, in dem die Kika-Crew filmte und mit Mitarbeitern und Bewohnern redete, wurde als Ort des Lebens in den letzten Wochen und Monaten vorgestellt. Ein Ort, an dem auch gelacht und  gefeiert wird. Ein Ort, an dem auch noch Neues entsteht und Menschen, so lange sie leben, ihre Geschichte weiterschreiben.  
Die Hoffnung stirbt zuletzt – oder, wie wir Christen hoffen, überhaupt nicht. Denn wir haben eine Hoffnung, die größer ist als der Tod. Sie ist größer als unsere Ängste und behält zum Schluss Recht.
Zur Idee mit der Gans kam von einer der Schwestern ein frecher Kommentar: „Willst Du als Martinsgans oder als Weihnachtsgans auf die Welt kommen?“ Die Beantwortung dieser Frage steht noch aus …

Guido Erbrich, Magdeburg