Fragen und Antworten zum Zölibat in der katholischen Kirche

"Um des Himmelreiches willen"

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Schon seit Jahrzehnten und Jahrhunderten steht die Forderung nach einer Abschaffung des Pflichtzölibats (Ehelosigkeit) für Priester im Raum. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt Daten und Fakten zu dessen Geschichte.


Uralte Bedingung: Bereit im Jahr 1139 wurde der Zölibat zur unabdingbaren Zugangsvoraussetzung für die Priesterweihe. Foto: kna/Julia Steinbrecht

Was versteht man unter Zölibat?

Unter "Zölibat" (von lateinisch "caelebs", unverheiratet) versteht man Ehelosigkeit und sexuelle Enthaltsamkeit bei kirchlichen Amtsträgern. In der römisch-katholischen Kirche ist der Zölibat seit dem Mittelalter die für Priester und Bischöfe verbindliche Lebensform. Bei den Orden gehört die Ehelosigkeit seit den Ursprüngen des Ordenslebens in der ägyptischen Wüste zu dieser Lebensform.

Wo liegen die Ursprünge des Zölibats?

Der Glaube, die Nähe zu Göttern erfordere sexuelle Abstinenz und kultische Reinheit, war bereits bei Priestern in Babylonien, Ägypten oder Phönizien verbreitet. Auch Griechen und Römer kannten sie, ebenso wie andere Weltregionen.

Was sagt die Bibel über Ehelosigkeit?

Mehrfach wird im Neuen Testament Ehelosigkeit "um des Himmelreiches willen" gewürdigt (Mt 19,12). Befürworter verweisen darauf, dass die Apostel alles verlassen hätten, um Jesus nachzufolgen. Allerdings ist Ehelosigkeit keine absolute Forderung Jesu. Auch Petrus war laut den Evangelien verheiratet. Zugleich gibt es etwa in den sogenannten Pastoralbriefen des Neuen Testaments auch Hinweise auf verheiratete Amtsträger in der frühen Kirche. So heißt es im 1. Brief an Timotheus: "Deshalb soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein, nur einmal verheiratet... Er soll ein guter Familienvater sein und seine Kinder zu Gehorsam und allem Anstand erziehen ..."

Warum ist es dann zum Pflichtzölibat gekommen?

Bereits im vierten Jahrhundert gab es erste, oft regionale rechtliche Bestimmungen zum Zölibat für Geistliche. Gemeint war damit allerdings meist, dass sich verheiratete Bischöfe und Priester in der Ehe sexuell enthalten sollten. Bei der Synode von Elvira (um 300) wurde etwa beschlossen: "Man stimmt in dem vollkommenen Verbot überein, dass für Bischöfe, Priester, Diakone, das heißt für alle Kleriker im Altardienst, gilt, dass sie sich ihrer Ehefrauen enthalten und keine Kinder zeugen. Wer aber solches getan hat, soll aus dem Klerikerstand ausgeschlossen werden."

Endgültig wurde das Gebot von Ehelosigkeit und sexueller Enthaltsamkeit beim 2. Laterankonzil 1139 als unabdingbare Zugangsvoraussetzung für die Priesterweihe festgelegt. Daran hielt die katholische Kirche auch fest, als Martin Luther von evangelischen Geistlichen kein zölibatäres Leben mehr verlangte. Für ihn widersprach die Ehelosigkeit Gottes Gesetzen.

Was sagt Papst Franziskus zum Zölibat?

2014 erklärte Papst Franziskus, der Zölibat habe nicht den Rang eines Dogmas, sondern sei nur eine Vorschrift, die geändert werden könne. Derzeit seien aber andere Themen wichtiger. Zugleich nannte er den Zölibat ein Geschenk für die Kirche, das er sehr schätze. Diese Äußerungen nährten Spekulationen, Franziskus denke womöglich über eine Lockerung nach. Später gab es Berichte, nach denen Franziskus ein Abrücken vom Zölibat ausgeschlossen habe. Sein Vorgänger Benedikt XVI. bezeichnete priesterliche Ehelosigkeit als "ein leuchtendes Zeichen" für ein "ungeteiltes Herz" und eine vollständige Hingabe an den seelsorgerischen Dienst für Christus.

Was sagen die Gegner der Zölibatspflicht?

Sie verweisen auf einen immer größeren Priestermangel zumindest in der westlichen Welt. Für viele junge Männer sei die verpflichtende Ehelosigkeit ein entscheidendes Hindernis, Priester zu werden. Das Zeichen der Ehelosigkeit werde in der heutigen Welt nicht mehr verstanden. Verheiratete Priester könnten näher an den Problemen der Menschen sein, während zölibatär lebende oft vereinsamten. Immer wieder wird die Forderung laut, sogenannte "viri probati", also "bewährte" verheiratete Männer zu Priestern zu weihen.

Wie gehen andere christliche Kirchen mit dem Zölibat um?

Auch in der katholischen Kirche gibt es Ausnahmen vom Pflichtzölibat. Tritt ein verheirateter Geistlicher aus einer protestantischen oder der anglikanischen zur katholischen Kirche über, kann er auch als verheirateter Mann katholischer Priester sein. Die alt-katholische Kirche Deutschlands beschloss 1878, den Pflichtzölibat aufzuheben. Die Ostkirchen fühlten sich, ebenso wie die Protestanten, nie an die Zölibatsforderung gebunden. Orthodoxe Priester und sogar die Priester der mit Rom unierten Ostkirchen können bis heute vor der Weihe zwischen Ehe und Ehelosigkeit wählen. Bischöfe werden allerdings ausschließlich aus den Unverheirateten ausgewählt.

kna/Christoph Arens