Einmal per Rad das Bistum umrundet

Unterwegs mit reiner Muskelkraft

Image
Pfarrer auf Carity-Rad-Tour
Nachweis

Foto: Martina Albert

Caption

Erster Stopp Geestemünde. „Der Wind bläst ganz schön“, sagt Pawel Nowak. Er hat mit seinem Rennrad das gesamte Bistum in nur 54 Stunden umrundet.

Rund ums Bistum Hildesheim, 1200 Kilometer mit dem Fahrrad in nur 54 Stunden, ohne Schlaf und größere Pausen: Pastor Pawel Nowak von der Gemeinde Heilige Familie aus Bremen-Grohn ist gestrampelt, um Spenden für kranke Kinder zu sammeln.

Sonntagmittag, 14.15 Uhr. Vor knapp zwei Stunden ist Pawel Nowak in Bremen aufgebrochen, seine erste Station ist an diesem Tag Bremerhaven. „Jetzt bin ich warm – es ist ordentlich Gegenwind“, sagt er mit einem Schmunzeln bei einem kurzen Zwischenstopp an der Herz-Jesu-Kirche in Geestemünde. Dann schwingt er sich auch schon wieder auf sein Rennrad und fährt weiter. Sein Ziel in seiner Heimatgemeinde wird er zweieinhalb Tage später am Dienstagabend um 20 Uhr aus südlicher Richtung erreichen – dazwischen eine echte Gewalttour. Am Dienstag erwartet ihn seine Gemeinde zu diesem Zeitpunkt schon mit Jubel und einem kleinen Grillfest. Auch das Fernsehen ist dabei, um einen Beitrag über den radelnden Pfarrer für „buten un binnen“ zu drehen.

Der 38-Jährige hat mit der Aktion Geld für schwerstkranke Kinder gesammelt, die von der Hilfsorganisation Bremer Engel betreut werden. Die Tour rund um das Bistum ist er am Stück gefahren, unterbrochen nur von kurzen Pausen. Die längste in Hildesheim – dort ist er sogar noch mit dem Bischof eine Runde über den Domhof geradelt. Phasenweise sei es schon hart gewesen ohne Schlaf, berichtet er im Anschluss, aber er sei gut auch ohne ihn ausgekommen. Hätte er längere Pausen oder gar ein Schläfchen gemacht, wäre die Strecke in der vorgegebenen Zeit kaum zu schaffen gewesen, denn das Bistum Hildesheim ist groß. Die 1200 Kilometer Strecke hat ihn über Bremerhaven und Cuxhaven immer am äußeren Rand des Bistums Hildesheim über Buxtehude, Winsen und Wolfsburg, Bad Lauterberg im Harz bis Duderstadt und fast hinunter bis Kassel geführt, bis es über Holzminden, Bodenwerder, Hameln und Nienburg mit einem kleinen Abstecher nach Hildesheim wieder hinauf nach Bremen ging.

Ein starkes Team: Robert Golinski (Mitte) und Rafal Ignatowicz (rechts) begleiten Pawel Nowak mit dem Boni-Bus. Hier machen sie Station auf dem Hildesheimer Domhof.

Ehrensache, dass Pawel Nowak stets mit reiner Muskelkraft und ohne Elektroantrieb unterwegs ist. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei mehr als 30 Kilometer pro Stunde. „Ich bin schon eher flott als gemütlich unterwegs“, sagt der Theologe, der seit 2017 in Bremen-Grohn lebt und arbeitet.

Seine große Leidenschaft für das Radfahren begleitet den Bremer schon seit ungefähr zehn Jahren. Verstärkt seit vier Jahren fährt er oft auch lange Stecken. „Am Tag bin ich eigentlich immer 100 Kilometer unterwegs – wenn ich Zeit habe, auch gerne mehr“, sagt er. Im vergangenen Jahr startete er in seiner Heimat Polen bereits zwei Charity-Radtouren für kranke Kinder, beide rund 1000 Kilometer lang. Immer wieder gibt es auf solchen Touren Momente, in denen das Radeln auch mal schwerfällt. Was er dann tut? Diese Frage kann Pawel Nowak bei seinem Stopp in Bremerhaven schnell beantworten: „Dann denke ich an die schwerkranken Kinder, für die ich unterwegs bin – das ist die größte Motivation.“

Dass die aktuelle Strecke rund um das Bistum Hildesheim nochmal 200 Kilometer länger war als seine bisherigen Charity-Touren, schreckte den sportlichen Pfarrer nicht. „Meine Muskeln funktionieren, sie sind gut trainiert“, sagt er und lacht. Dass ihn manche für verrückt halten, eine so lange Strecke in so kurzer Zeit zu fahren, stört ihn nicht. „Es kann sich kaum jemand vorstellen, solange ohne größere Pause unterwegs zu sein, aber es geht, wenn man trainiert ist“, sagt er.

Zur Sicherheit haben ihn zwei Mitglieder seiner Gemeinde mit dem Kleinbus begleitet. Darin: Neben Verpflegung auch ein Ersatzfahrrad – zum Einsatz kam es aber nur, damit auch Bischof Heiner Wilmer eine Runde zusammen mit Pawel Nowak auf dem Hildesheimer Domhof drehen konnte.

Martina Albert