Bischof Michael Gerber ein Jahr nach seiner Amtseinführung
Vom Feier- in den Krisenmodus
Die Schonzeit dauerte nicht lang. Michael Gerber wurde am 31. März 2019 in sein Amt als Bischof von Fulda eingesetzt. Aber spätestens seit dem 19. Februar 2020 ist mit dem grausamen Anschlag in Hanau sein Dienst im Krisenmodus. Keine zwei Wochen nach diesem rassistisch motivierten Anschlag raste ein Mann mit seinem Auto in eine Menschenmenge, die zum Rosenmontagszug in Volkmarsen zusammengekommen war. Unter den Verletzten waren Jugendliche aus der Pfarrei St. Marien. Von Hans-Joachim Stoehr.
Und als ob das noch nicht genug wäre, fordert nun die Corona-Epidemie den Bischof, aber auch alle Menschen im Bistum heraus. Bilder, die sich bisher niemand ausmalen konnte, sind Realität: Im Nachbarland Italien sterben die Menschen in Massen, hierzulande herrscht Kontaktbeschränkung: Gottesdienste aus leeren Kirchen werden via Internet übertragen.
Nur ein Jahr ist es her, dass der neue Bischof Menschen im Bistum in Bewegung brachte. Zunächst mit seinem Pilgerweg auf der Bonifatiusroute, am Tag darauf kamen sehr viele zur Einführung in sein Amt in den Fuldaer Dom. Erstmals nahm er auf der Kathedra, dem Bischofsstuhl, Platz. Nach der Feier im Dom haben sich die Mitfeiernden in einem gro-ßen Zelt gestärkt und dem Bischof gratuliert – damals noch mit Handschlag und Umarmung. Die Beilage des „Bonifatiusboten“ zur Einführung wurde viel gelesen und ist noch im Internet verfügbar.
In den Monaten danach hieß es für den Bischof, das Bistum kennenzulernen. So nutzte er die 72-Stunden-Aktion, um möglichst viele Gruppen in ihren Projekten zu besuchen.
Für Missionare gilt im ersten Jahr: „Augen auf, Ohren auf, Mund zu.“ So ist der Bischof, etwa bei seinen Besuchen in den Dekanaten ein Zuhörender. Zugleich aber hat er erste grundlegende Entscheidungen getroffen. So hat er einen Diözesan-Vermögensverwaltungsrat eingeführt. Dieses Gremium entscheidet künftig zusammen mit dem Kirchensteuerrat über die Finanzen des Bistums.
Derzeit versucht er, zum Beispiel mit seinem Brief (siehe „Zitiert“), die Menschen im Bistum untereinander im Gebet zu verbinden und in der Krise zu stärken.
Zitiert: Corona: Brief des Bischofs
- „Wir sind gefordert, in Solidarität auf vieles zu verzichten, was uns wertvoll ist.
- Gleichzeitig mit den vielen praktischen Regelungen, die nun Ihren Alltag prägen, stellt sich die Frage: Was bedeutet all das für unseren Weg als Glaubende?
- Für mich selbst ist es in diesen Tagen eine große Inspiration, mich mit anderen Menschen geistlich auszutauschen. Das geschieht vor allem via Internet mit einer entsprechend eingerichteten Gruppe.
- Diejenigen von uns, die nicht so mit der modernen Technik vertraut sind, können sich von Jüngeren unterstützen lassen.
- Zugleich sind wir aber auch herausgefordert, uns denen zuzuwenden, die jetzt auf unsere Unterstützung angewiesen sind. Wer in meiner Umgebung braucht konkrete Hilfe? Wer erfährt seine Einsamkeit jetzt noch stärker als ohnehin schon?
- Ich wünsche uns allen, dass die vor uns liegende Zeit eine Zeit der österlichen Suche wird. Wir wissen nicht, was die kommenden Tage und Wochen noch von uns fordern werden. Aber in aller Not und Dunkelheit wird es dennoch Momente der Auferstehung geben.“
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