Tag der Vereinten Nationen

Wächter über den Frieden

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An diesem Sonntag ist der Tag der Vereinen Nationen, der an die Gründung der Organisation erinnert. Die UN setzen sich für Frieden, Menschenrechte und internationale Zusammenarbeit ein. Doch gelingt es ihnen, Probleme global zu lösen?

Foto: imago images/UPI Photo
Das Emblem der Vereinten Nationen thront über dem Rednerpult im Sitzungssaal des UN-Hauptquartiers in New York - eine beeindruckende Kulisse. Foto: imago images/UPI Photo


Von Kerstin Ostendorf

Im vergangenen Jahr sagte Papst Franziskus in einer Videobotschaft an die Generalversammlung der Vereinten Nationen, aus einer Notlage wie der Corona-Pandemie komme man nie unverändert heraus. Die Vereinten Nationen könnten mithelfen, diese Herausforderung in eine Chance zu verwandeln. „Gemeinsam ist es möglich, eine bessere Zukunft zu gestalten“, sagte der Papst.

Das war auch das Ziel der Gründungsmitglieder, die am 24. Oktober 1945 die Charta der Vereinten Nationen ratifizierten. Noch während des Zweiten Weltkrieges hatte US-Präsident Franklin D. Roosevelt den Anstoß dazu gegeben, eine Organisation zu gründen, die nach zwei Weltkriegen den Frieden sichert. 

Die Vereinten Nationen kontrollieren die Einhaltung des Völkerrechts, schützen die Menschenrechte und fördern die internationale Zusammenarbeit. Zur Vollversammlung kommen Vertreter von 193 Staaten nach New York – ein Forum für Dialog, Austausch und Diskussion. „Ohne die UN wäre die lange Epoche des Friedens in einem Großteil der Welt nicht möglich gewesen. Sie hat sich als ein unverzichtbares Gremium für multilaterale Verhandlungen etabliert“, sagt Markus Vogt, Professor für Christliche Sozialethik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Die Corona-Pandemie hat gezeigt und die Klimakrise wird es noch stärker zeigen, wie wichtig es ist, dass Nationen bei globalen Herausforderungen zusammenarbeiten. „Doch an vielen Orten herrscht aggressiver nationaler Egoismus, den die UN nicht überwinden kann“, sagt Vogt. Hinzu komme, dass der Weltsicherheitsrat und die Welthandelsorganisation in ihrer Besetzung nicht mehr angemessen die Vielfalt der Nationen widerspiegeln. Länder wie Russland oder China blockieren heute regelmäßig die Handlungsfähigkeit der Vereinten Nationen. „Das schwächt die Glaubwürdigkeit der UN erheblich“, sagt Vogt.

Kritiker werfen der Organisation seit Jahren vor, ein zahnloser Tiger zu sein, der hilflos vor den großen Konflikten, beispielsweise im Nahen Osten, steht. Markus Vogt sieht in den Vereinten Nationen eher eine moralische Instanz als eine mit militärischer, wirtschaftlicher oder rechtlicher Macht ausgestattete Institution. „Die UN ist kein Herrschaftsinstrument, sondern ein Instrument zur Koordination“, sagt Vogt. 

Die Vereinten Nationen müssen sich weiterentwickeln

In der Charta ist grundgelegt, dass die UN den Nationalstaaten und Bündnissen möglichst wenig Kompetenzen wegnimmt. Eine bessere Alternative dazu gibt es nicht. „Das müsste eine Art Weltregierung sein. Eine solche Weltmacht hätte aber kaum Chancen, freiwillig zustande zu kommen und akzeptiert zu werden“, sagt Vogt. 

Dennoch müssten sich die Vereinten Nationen weiterentwickeln, um in Zukunft effizienter auf globale Probleme wie extreme Armut oder den Klimawandel reagieren zu können. Vogt plädiert dafür, kontinentale Bündnisse zu stärken. „Ich halte auch die Gründung einer Unterorganisation für Nachhaltigkeit, die ähnlich wie die Welthandelsorganisation mit Sanktionsmacht ausgestattet ist, für dringend geboten“, sagt Vogt.