Anfrage

Wann soll das Brot gebrochen werden?

Es gibt Priester, die das eucharistische Brot schon bei der Wandlung brechen. „Er nahm das Brot, brach es ...“ Mit welcher Begründung soll das Brotbrechen aber erst vor der Kommunion geschehen? J. B., Hanau

Ihre Frage ist verständlich, denn eigentlich böte es sich an. Wie Sie selbst schreiben: „Er nahm das Brot, brach es und reichte es ihnen ...“ 

Allerdings will das eucharistische Hochgebet eben gerade kein Nachspielen der Situation im Abendmahlssaal sein, für das die Evangelien quasi das Textbuch mit Regieanweisungen ist. Der Priester steht zwar „in persona Christi“ am Altar, aber nicht als Schauspieler, der in der Szene die Rolle Jesu übernimmt. Das ist der erste Grund, weshalb das Brot nicht an dieser Stelle gebrochen wird.

Den zweiten möchte ich ganz alltäglich so formulieren: Das Essen wird üblicherweise erst dann geteilt, wenn es auch auf den Tisch kommt. Soll heißen: Nach dem langen konsekratorischen Gebet ist das Brot gewandelt in den Leib Christi, aber es ist noch ganz, noch vollständig. Vor allem in der Frühzeit der Kirche, als noch echte Brotlaibe konsekriert wurden, war das deutlich sichtbar. Erst nach dem Gebet kommt das Essen, die Kommunion, bei der die Gläubigen diesen Leib Christi miteinander teilen – und gegebenenfalls aus dem Kelch trinken. Genau deshalb ist es stimmig, dass erst kurz bevor das Brot gegessen, es auch geteilt wird – also direkt vor der Kommunion.

Das Zeichen des Brotbrechens vor der Kommunion ist heute deshalb nicht mehr so recht nachvollziehbar, weil es zu einem Symbol verkümmert ist. Wir brechen ja nicht mehr wirklich Stücke von dem einen Leib Christi ab und teilen sie untereinander. In den meisten Gemeinden wird nur die etwas größere Priesterhostie symbolisch durchgebrochen – die der Priester dann oft noch allein verzehrt. Alle anderen bekommen eine einzelne vorgestanzte Hostie.

Nur deshalb kann es überhaupt zu Ihrer Frage kommen: weil es ganz logisch wäre, dass wir nicht mitten im Gebet das Brot brechen, sondern erst, wenn es gegessen wird – wenn es denn erkennbar gebrochen und geteilt würde. In viele Stücke, an denen ein großer Teil der versammelten Gemeinde Anteil hat. Passiert aber leider selten.

Susanne Haverkamp