Kriege, Gewalt, Karfreitagsgeschehen

Was ist zu grausam für Kinder?

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Bilder von Kriegsschauplätzen in Syrien, Nachrichten über Erdbeben und Terroranschläge oder auch das Karfreitagsgeschehen – was kann man Kindern in welchem Alter zumuten? Wovor sollte man sie schützen und was ist auch wichtig für die Persönlichkeitsbildung?


„Eigentlich müsste ein Römer am Kreuz hängen, weil die Römer
ja Jesus gekreuzigt haben.“ Kinder haben ihre eigene Vorstellung
von der Kreuzigung – und von Gerechtigkeit. | Foto: Steffen Bach

Behutsam und altersgerecht mit Kindern reden:
Es ist nahezu unmöglich, schlechte Nachrichten, die groß durch die Medien gehen, von Kindern fernzuhalten. Spätestens ab dem Grundschulalter erfahren sie doch davon – durch Zeitung, Fernsehen oder Internet, durch Gespräche der Erwachsenen oder mit Mitschülern. Abwiegeln oder verschweigen ist keine angemessene Reaktion. „Das verstehst du noch nicht“ bringt die Kinder nicht weiter und verunsichert höchstens. Eltern sollten mit den Kindern altersgerecht  über die Katastrophen sprechen. Sie können auch ruhig Unwissenheit eingestehen. Ihre eigenen Ängste sollten sie aber für sich behalten, denn Kinder brauchen das Gefühl von Sicherheit und Stabilität, das ihnen Eltern und andere Bezugspersonen vermitteln sollten.

Was ist mit jüngeren Kindern?
Bis zum Ende des Kindergartenalters werden Kinder mit aktuellen Nachrichten noch nicht unbedingt konfrontiert und sollten es auch nicht. Wenn aber dennoch Fragen kommen, sollten Eltern die Ereignisse kurz erklären, aber ohne Details und dramatische Zuspitzung. Die meisten Kinder in diesem Alter werden sich dann sowieso schnell wieder naheliegenderen Dingen zuwenden.
Kinder sind aber auch verschieden und Eltern auch. Die einen beschützen mehr, andere sehen die Dinge realistischer und finden ein paar Narben nicht schlimm. Daher sollten Eltern individuell und mit Fingerspitzengefühl agieren. Die Antworten wachsen mit den Kindern.

Informationen  auswählen:
Eltern sollten Informationen sorgfältig prüfen und auswählen, Gerüchte, Hetze und Spekulationen aussortieren und mit den Kindern besprechen, was verlässliche Nachrichtenquellen sind, etwa seriöse Tageszeitungen, Onlinemagazine und Fernsehnachrichten. Manchmal ist es auch besser, sich aus dem Strom von Informationen ganz auszuklinken. Statt im Fernsehen oder im Internet ständig dranzubleiben, ist es in vielen Fällen vernünftiger, den normalen Alltag zu leben. Wenn es aber darauf ankommt, brauchen Kinder das Gefühl, dass sie informiert werden. Am besten gemeinsam kindgerechte Informationsangebote anschauen wie die Kindernachrichtensendung „logo“ oder entsprechende Internetseiten und sich gesprächsbereit zeigen. Erst ab etwa 13 Jahren sind Nachrichten des Erwachsenenprogramms eine Option.

Gewalt kann überfordern:
Wenn möglich sollten Kinder gar nicht mit Gewaltdarstellungen in Berührung kommen. Falls sie aber im Fernsehen oder anderswo Gewaltszenen gesehen haben, benötigen sie Unterstützung und sensible Ansprechpartner: Jüngere brauchen Trost, bei Älteren können Erklärungen helfen. Kinder erkennen schon recht früh, ob Bilder von Kriegen, Anschlägen oder anderen Gewalttaten echt sind, die eigentliche Information wird oft von solchen Schockbildern überlagert. Vor allem, wenn Gleichaltrige betroffen sind, leiden Kinder, auch ältere, mit und können sich kaum distanzieren.
Was konstruierte Filme angeht: Übertriebene Slapstickszenen á la „Tom und Jerry“ können schon die Jüngsten als Spaß erkennen, Gewaltszenen in Actionfilmen oder Krimis überfordern sie. Erst mit zunehmendem Alter lernen Kinder, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden und können auch gruselige und blutige Szenen einordnen.

Kritisch hinterfragen lernen:
Mit Hilfe der Eltern sollten Kinder möglichst früh lernen, die mediale Wirklichkeit zu durchschauen. Dazu gehört, Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden, aber auch Formen und Genres zu erkennen. Gerade bei Castingshows und Doku-Soaps ist es wichtig, über Machart und Inszenierungstricks Bescheid zu wissen. Nur so lernen sie, Botschaften und Vorbilder richtig einzuschätzen und kritisch zu hinterfragen. Das ist wichtig für die Persönlichkeitsbildung.

Ist der Karfreitag zu grausam für Kinder?
Sterben und Tod ist immer noch ein Tabuthema in der Gesellschaft. Kinder suchen aber Orientierung und können in angemessener Weise auch mit schweren Themen konfrontiert werden. So auch am Karfreitag. Sie fühlen mit Jesus – und fragen: Was ist richtig, was ist falsch? Wer ist gerecht oder ungerecht? Ist das gut oder böse? Kinder verstehen gut, dass Jesus zu Unrecht beschuldigt wurde und einen furchtbaren Tod gestorben ist. Gerade der Karfreitag bietet die Möglichkeit, ihnen einen Gott nahezubringen, dem menschliche Erfahrungen von Leid, Angst und Verzweiflung nicht fremd geblieben sind. Das ist ein Trost. Das Kreuz ist ein Hoffnungszeichen, es sagt, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist. Denn am Ende kommt die Auferstehung.

Wie kann eine kindgerechte Feier des Karfreitags aussehen?
Kindern sollte nicht unbedingt ein Bibeltext mit grausamen Details zugemutet werden. Besser ist es, das Karfreitagsgeschehen auf den Alltag der Kinder zu beziehen. Ein Kinderkreuzweg funktioniert in einfacher Sprache, ist nicht zu lang und wird ins Heute übersetzt. Ein Beispiel: Nicht nur der Statthalter in Jerusalem hat Schuld auf sich geladen, sondern auch die Menschen, die tatenlos zuschauten. Der Vergleich mit einer Schulhofsiutation: Welches Kind wird ausgegrenzt? Wie verhalten sich die anderen? (Quelle: www.flimmo.de)

Astrid Fleute