Ausblick auf das Jahr 2022
Was wird wohl das neue Jahr bringen?
Noch ist das Jahr 2022 neu. Wohl jeder hat Hoffnungen, Wünsche, und Erwartungen. Ordensleute aus unserem Bistum schreiben aus ihrer ganz persönlichen Sicht.
Die Zukunft beginnt jetzt
Der Konvent des Ursulinenklosters in Duderstadt widmet sich seit seiner Gründung dem Ziel, insbesondere jungen Frauen durch schulische und religiöse Bildung ein eigenständiges Leben nach christlichem Vorbild zu ermöglichen. Jede Zeit birgt dabei ihre eigenen Herausforderungen, aber auch Hoffnungen und Erwartungen. Das Jahr 2022 macht hier keine Ausnahme.
Aufgrund der demografischen Situation des Konvents stehen wir aktuell vor der Aufgabe, zukunftsfähige Lösungen für den Erhalt unseres Klosters zu finden.
Entscheidend ist dabei, das Kloster nicht zu einem Museum zu machen, sondern seine Räumlichkeiten weiterhin für zeitgemäße pädagogische und spirituelle Angebote zu nutzen. Um den Fortbestand dieser Arbeit notfalls auch ohne ein aktives Klosterleben vor Ort fortsetzen zu können, haben wir die Stiftung der Ursulinen Duderstadt gegründet. Ich gehe daher mit dem Wunsch und der Erwartung in das neue Jahr, die Stiftung weiter ausbauen und verfestigen zu können. Konkret bedeutet das zum Beispiel auch, eine gute Nachfolge für die Leiterin unseres Gästebereichs zu finden, die in diesem Jahr in den Ruhestand gehen wird.
Es ist auch manches, das Hoffnung macht. Unsere langjährigen Partner aus der regionalen Politik und Wirtschaft zeigen gerade auch in Pandemiezeiten großes Interesse an künftigen Projekten. Zudem hoffen wir, dass wir unsere Räume wieder in größerem Umfang als Ort der Begegnung nutzen können, als dies in den vergangenen Jahren möglich war.
Sr. Ingeborg Wirz OSU
Geschäftsführerin der Stiftung der Ursulinen Duderstadt
Ich strecke mich nach dem aus, was vor mir ist
In der geistlichen Begleitung erlebe ich immer wieder, dass Menschen in der Vergangenheit verharren. Natürlich ist es wichtig, die Vergangenheit im Blick zu haben, um daraus Lehren für die Gegenwart und die Zukunft zu ziehen. Aber in der Vergangenheit zu verharren, ist ungefähr das Gleiche, als wenn ich von einer Wunde stets aufs Neue die Kruste abkratze: So kann die Wunde nicht heilen!
Der Apostel Paulus sagt in seinem Brief an die Gemeinde in Philippi, dass er Christus erkennen wolle und dass die Macht seiner Auferstehung ihn prägen solle. Dabei räumt er ein, dass er selbst davon noch nicht voll und ganz durchdrungen sei, aber dass er danach strebe. Paulus schreibt: „Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist. Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung, die Gott uns in Christus Jesus schenkt.“ (Phil 3,13-14)
Ein frommer Wunsch, der aber auch auf das Profane angewendet werden kann. Ich möchte am Beginn des neuen Jahres nicht nur zurückschauen, sondern vor allem nach vorn blicken und mich erwartungsfroh auf all die Erfahrungen, die mich bereichern werden, ausrichten. Und ich wünsche allen, dass sie genauso gespannt sind, auf das, was sie erwartet.
Pater Nikolaus Nonn,
Superior der Cella Sankt Benedikt
Hannover
Wir wollen Anteil geben an der Hoffnung, die uns trägt
Wir, die Benediktinerinnen von Marienrode, haben uns mit dem Jahresmotto „Hören wir, was der Geist uns sagen will!“ auf den Weg in das neue Kirchenjahr gemacht. Das Hören und Gott Suchen ist ja die Grundlage unserer benediktinischen Spiritualität. Dazu bedarf es weit geöffneter Augen und Ohren des Herzens. Wir wollen versuchen, auf den Anruf Gottes im Alltag zu antworten und in unserer Gemeinschaft so zu leben, wie wir es uns für die Kirche als ganze und für die Gesellschaft wünschen.
Durch unser Leben möchten wir den Menschen Anteil geben an der Hoffnung, die uns trägt: dass das Dunkel der Welt nicht das letzte Wort haben wird, weil Gott größer, mächtiger ist als unsere Ohnmacht. Zusammen mit den Menschen, die zu uns kommen, möchten wir nach den Spuren Gottes suchen. Wir wollen einander Raum und Zeit schenken und Schönes und Schweres miteinander teilen. Marienrode möge ein Ort des Friedens sein, ein kleines Zeichen des Friedens in unserer friedlosen Welt. Es ist uns wichtig, eine Kultur der Wertschätzung, der Achtsamkeit, des behutsamen Umgangs mit der Schöpfung und allen Menschen zu pflegen und zu Dankbarkeit, Staunen und Freude zu ermutigen. Und in allem lassen wir uns von der Hoffnung tragen, dass Gott durch unser Beten den Menschen zu Hilfe kommt und die Welt verändert.
Seien wir miteinander und füreinander kleine Lichter, durch die Christus in unsere Welt hereinleuchtet!
Die Schwestern des Benediktinerinnenpriorats
Kloster Marienrode
Verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen umgehen
Unsere Kirchen sind in einem rasanten Wandel. Auch wir Jesuiten werden älter und weniger. Die Schuhe unserer Vorgänger sind uns längst zu groß. Das Bistum hat 2021 zum Nachdenken angeregt, wie wir verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen umgehen möchten: mit unseren menschlichen Ressourcen, aber auch mit Gebäuden und Werken. Es ist unmöglich, dass immer weniger Menschen den überkommenen Status Quo aufrecht erhalten.
Jeder Wandel ist schmerzhaft. Aber ich bin mir sicher: Die Veränderungen der Rahmenbedingungen können auch Neues ermöglichen. Mir persönlich geht es so. Ich habe Lust Dinge neu zu denken und mitzugestalten. Dafür bedarf es eines offenen Herzens und freier Hände. Wie komme ich – wie kommen wir als Kirche – in diesen Zustand der Freiheit? Sicher nicht dadurch, dass wir auf Biegen und Brechen alles selbst machen wollen. Ich kann das in der Vergangenheit Geglückte mit dankbarem Herzen wahrnehmen und dennoch in Zukunft bleiben lassen oder anderen Personen anvertrauen.
Ich bitte Gott um Segen für alle, die oft über Jahrzehnte kirchliches Leben gestaltet und wundervolle Dinge möglich gemacht haben. Segen erbitten für das Gestern macht frei für das Heute und das Morgen. Also lasst uns das Jahr 2021 segnen und uns mit freiem Herzen dem öffnen, was im Jahr 2022 auf uns zukommt und von uns mitgestaltet werden kann.
Pater Ludger Joos gehört zum Jesuitenorden, ist Pfarrer und Cityseelsorger in Sankt Michael, Göttingen.
Hoffen auf ein unbeschwertes Jahr für Kinder und Jugendliche
Ich hoffe für 2022, dass es für die Kinder und Jugendlichen ein unbeschwertes Jahr wird: dass es wieder Wasserschlachten gibt, Abifeiern, Erstsemesterpartys und Ausflüge. Ich würde mir für unsere Kirche hier im Dekanat und Bistum wünschen, dass wir die Jugendlichen wieder stärker in den Focus nehmen und gemeinsam mit Ihnen überlegen, wie die Jugendlichen die Kirche mitgestalten können – nach ihren Ideen, nicht nach unseren Wünschen.
Ich wünsche mir, dass meine Mitschwester und ich ein paar der Ideen für Angebote etwa für junge Erwachsene umsetzen können. Dass wir so als Ordensgemeinschaft in Hannover bei den Menschen und im Dekanat präsent und vernetzt sind.
Ich bin gespannt auf das Godehardjahr und freue mich auf viele Begegnungen. Für mich hat die Kirche in den letzten Jahren etwa im Umgang mit Flüchtlingen viel Stärke und Mut gezeigt. Da hoffe ich, dass die Kirche – wir alle! – den gleichen Mut und die gleiche Stärke aufbringt, wenn es darum geht, Konsequenzen aus den Erkenntnissen zum Missbrauch zu ziehen. Auch wenn das um den Preis einer weitreichenden Veränderung der innersten Struktur geschieht.
Mir machen viele politische Entwicklungen gerade viele Sorgen. Insofern hoffe und bete ich sehr, dass die Menschenrechte und die Meinungsfreiheit wieder gestärkt werden. Dass unsere großen und alten Demokratien und wir Demokratuen und Demokratinnen stärker sind als Populismus und Diktatoren. Und dass wir gegenüber der nachfolgenden Generation und unserer guten alten Mutter Erde solidarisch sind, solidarischer, als wir es im letzten Jahr waren.
Schwester Birgit Stollhoff von der Congregatio Jesu in Hannover leitet das Jugendpastorale Zentrum TABOR.
Offene Augen für die Wirklichkeit, in der wir leben
Mein erster Wunsch für das kommende Jahr ist sehr viel Vernunft, also Rationalität und Verantwortung im Umgang mit den schwierigen Situationen, in denen wir stehen. Das wünsche ich mir sowohl innerhalb der Kirche als auch innerhalb unserer Gesellschaft. Wichtig dabei ist der liebevolle Umgang miteinander, denn eine Spaltung und den ganzen Hass der auch darin steckt, halte ich für sehr gefährlich.
Was ich mir für die Kirche wünsche, das sind offene Augen für die Wirklichkeit in der wir leben. Zu dieser Wirklichkeit gehören auch Homo- oder Transsexuelle. Ich habe die Hoffnung, dass wir wegkommen von irgendwelchen Verurteilungen und Ausgrenzungen und die Menschen so wahrnehmen, wie sie sind, wie sie von Gott so geschaffen sind. Segenshandlungen sollen die große Akzeptanz und Wertschätzung dieser Lebensformen deutlich machen. Sie bedeuten „Du bist von Gott geliebt und du bist auch bei uns willkommen“.
Von der Politik erwarte ich mir in Blick auf unsere Zukunft und unser Klima, dass sie endlich handelt und nicht nur redet: Eine Politik, die speziell die Kinder und auch die jungen Leute im Blick hat, deren Zukunft das ist und die man nicht verspielen darf. Mein persönlicher Wunsch ist, mich weiterhin nicht von der Angst vor Corona gefangen nehmen zu lassen, sondern gelassen mit den Herausforderungen umzugehen – und zwar vernünftig, auch wenn das Einschränkungen bedeutet.
Pater Hans-Albert Gunk ist Prior des Dominikanerklosters in Braunschweig und Ansprechpartner für Homosexuelle und Menschen mit anderer sexueller Orientierung im Bistum.
Die Liebe ist unendlich erfinderisch
Wir Menschen sind alle zutiefst soziale Wesen. Wir leben vom Du, von Berührung, wahrhaften Begegnungen, vom Austausch, von Kontakten mit Menschen unterschiedlicher Couleur. Für mich sind Beziehungen lebenswichtig, ja überlebenswichtig. Worte und letztendlich auch die Tat der „Kontaktbeschränkung“, wie wir sie in den letzten 21 Monaten immer wieder leben sollen, entsprechen in den meisten Fällen nicht unserer innersten Natur. Ich erlebe, wie es mir schwerfällt und ich mich persönlich herausgefordert fühle.
Vinzenz von Paul sagt: „Die Liebe ist unendlich erfinderisch“. Viele von uns kennen das, wie kreativ und erfinderisch wir werden, wenn uns etwas wirklich wichtig ist. Für das vor uns liegende Jahr wünsche ich uns, dass wir einander mit Respekt begegnen, auch wenn wir nicht immer der gleichen Meinung sind. Die Grenzen der anderen Person sind auch meine Grenzen. Jede und jeder möchte das für sich ebenfalls in Anspruch nehmen.
Ich selber bin überwältigt von der Hilfsbereitschaft so mancher im Jahr, von unzähligen Spenden für die durch die Flutkatastrophe Betroffenen und für unsere Vinzenzpforte in Hildesheim. Wie viele Menschen haben sich eingesetzt für andere, die sie nicht kennen, die ihnen fremd sind, wo letztendlich Beziehungen, ja Freundschaften entstanden sind.
Liebe Leserinnen und Leser, uns allen wünsche ich für das Jahr 2022, dass wir einander im Blick haben, respektvollen Umgang miteinander pflegen und der Kreativität in der Gestaltung unserer Beziehungen Raum geben.
Schwester M. Hanna Schmaus
Vinzentinerin, Hildesheim
Nachdenken über den Sinn des Lebens
Für das Jahr 2022 wünsche ich mir für unsere Welt Frieden, Gesundheit, ein Miteinander auf Augenhöhe der Kulturen und Religionen, ein starkes Bewusstsein für Gottes Schöpfung und dafür, dass wir alles dafür tun müssen, um diese zu erhalten. Für mich selbst wünsche ich mir, dass ich durch mein Leben als Ordensfrau die Menschen dazu anrege, über Gott und den Sinn des Lebens nachzudenken und dass wir als Gemeinschaft die Menschen dazu einladen, mit uns nach Gott zu suchen und den Glauben zu feiern. Es wäre schön, wenn ich weiterhin dazu beitragen könnte, dass unser Garten insekten- und tierfreundlich gestaltet ist, dass wir unsere Abfälle verringern können, indem wir sorgsam mit den Ressourcen umgehen und ich meinen Mitschwestern und den Menschen, im Rahmen meiner Fähigkeiten, mit meinen Nähkünsten und dem Orgelspiel eine Freude machen kann.
Sr. Franziska Lennartz
Karmel, Hannover
Ich wünsche mir:
- Eine lebendige Kirche, in der niemand ausgeschlossen wird und jede/r ihre, seine Berufung leben kann.
- Eine Kultur des Dialogs auf Augenhöhe, in der gemeinsam diskutiert, gerungen, argumentiert und geträumt werden kann.
- Eine Achtsamkeit und ein hörendes Herz für die Menschen, die neben mir leben.
Ich erhoffe mir eine große Sensibilität für die Bewahrung unserer Schöpfung, in der Pflanzen, Tiere und Menschen miteinander leben. Konkret erhoffe ich mir, als Gemeinschaft noch intensiver darüber ins Gespräch zu kommen und Ideen noch stärker umzusetzen.
Ich erwarte mir durch das Jubiläumsjahr des hl. Godehard in unserer Diözese kreative Ideen und Impulse für einen ansteckenden Glauben.
So wünsche, hoffe und erwarte ich mir für das Jahr 2022, dass wir Karmelitinnen unser Leben der Freundschaft mit Jesus mit vielen Menschen durch Gebet, Begegnungen und Gespräche teilen können und offen sind für neue ökumenische Begegnungen.
Sr. Sara Schlegel
Karmel, Hannover