Seemannsmission

Weihnachtlicher Gruß auf die Weltmeere

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Wochen, Monate – die Zeit, in der Seeleute von zu Hause fort sind, ist lang. Besonders zur Weihnachtszeit ist das nicht leicht. Um das Heimweh auf der einen und die Sehnsucht nach Zuhause auf der anderen Seite zu mildern, wird an Heiligabend auch in diesem Jahr ab 20.05 Uhr der „Gruß an Bord“ über den Äther hinaus auf die Weltmeere gesendet.  


ß Gruppenfoto mit philippinischen Seeleuten: Seemannspastor
Andreas Hasken (Mitte) hat mit ihnen eine Weihnachtsmesse
an Bord ihres Schiffes gefeiert. | Foto: privat

Andreas Hasken kennt die Sorgen der Schiffsbesatzungen: Heimweh, Stress und manchmal auch einfach nur das Bedürfnis nach einem guten Gespräch. Seit gut zwei Jahren ist der Pfarrer Seemannspastor in der katholischen Seemannsmission Stella Maris in Bremen. Täglich sind er und seine zwei Kollegen in den Häfen von Bremen, Brake und auch Bremerhaven unterwegs, um mit den Seeleuten ins Gespräch zu kommen. Er weiß um die Bedeutung der Sendung für die Seeleute. „Es ist eine Verbindung in die Heimat“, sagt er.

Zum 65. Mal läuft dieses Jahr am Heiligabend die Radio-Sendung „Gruß an Bord“ im NDR. Es werden Nachrichten an Seeleute in aller Welt verschickt – und umgekehrt – Nachrichten von den Schiffsmannschaften nach Hause.

Gerade in der Weihnachtszeit ist die Trennung von den Lieben zuhause oft doppelt schwer und so manch einen überkommt das Heimweh. Eine Radiosendung mit Musik und Grüßen von Zuhause lässt da auf der Brücke, in der Messe und im Maschinenraum etwas weihnachtliche Stimmung aufkommen. Zum ersten Mal war der „Gruß an Bord“ Weihnachten 1953 im Radio zu hören. Damit gehört die NDR-Info-Sendung zu den ältesten Radiosendungen, die auf der Welt noch ausgestrahlt werden. In den Anfängen von Gruß an Bord wurden die Weihnachtswünsche noch über Norddeich Radio übermittelt. Doch angesichts von Internet und Mobilfunk stellte der Küstenfunk Ende 1998 seinen Betrieb ein. Damit die Weihnachtssendung, die von Seeleuten auch schon mal „Tränenolympiade“ genannt wird, auch wirklich bei den Schiffsbesatzungen auf allen sieben Weltmeeren empfangen werden kann, wird auf den unterschiedlichsten Kanälen vom Live-Stream über die Radio-App und sogar eigens vom zugemieteten zusätzlichen Kurzwellen-Frequenzen übertragen.

Die Weihnachtsgrüße für 2018 werden bei zwei Veranstaltungen am zweiten und dritten Advent in Leer und Hamburg aufgezeichnet. Angehörige und Freunde haben dort die Möglichkeit, ihren Lieben auf See ein frohes Fest und ein gutes neues Jahr zu wünschen. Auch schriftliche Grüße an Seeleute können im Vorfeld übermittelt werden. „Grüße von Zuhause geben den Seeleuten neue Kraft“, ist sich Seemannspastor Hasken sicher.

Sie haben die gleichen Sorgen und Sehnsüchte

Er selbst hat in den letzten Jahren allerdings nur wenig mit deutschen Schiffsbesatzungen zu tun. Denn die meisten Seeleute, die er in den Häfen trifft, sind Philippinos, Ukrainer oder auch Türken. Allenfalls Kapitäne oder Offiziere seien Deutsche. Doch die Sorgen und Sehnsüchte der Seeleute sind unabhängig von der Nationalität ähnlich. „Die Möglichkeit, eine Verbindung nach Hause zu haben, ist für alle extrem wichtig“, sagt er. Nicht zuletzt deshalb sei auch der Seemannsclub in Bremen und an anderen Orten oft gut besucht. Denn dort gibt es stabiles Internet und die Möglichkeit, mit den Angehörigen zu Hause via Videoanruf zu sprechen  oder zu chatten. Erst vor einigen Wochen hat Hasken ein besonders eindrucksvolles Beispiel erlebt. Er und seine Mitarbeiter wunderten sich über einen Seemann, der stundenlang vor dem dunklen Bildschirm saß ohne mit jemand zu sprechen. Als sie ihn ansprachen, stellte sich heraus, dass er über das Internet und die Live-Verbindung auf sein schlafendes Kind auf den Philippinen aufpasste, damit seine Frau mal ein paar Stunden frei hatte. „Als wir zumachten, hat er sie angerufen, so dass sie wieder übernehmen konnte“, sagt Hasken. Es ist gerade diese Trennung von den Familien, das ständige Im-Dienst-Sein, was Seeleute belaste. „Frau und Kinder sind oft tausende Kilometer allein zu Hause und man selbst alleine auf See – das ist nicht leicht“, sagt er.


ä Nicht nur zur Weihnachtszeit ist der Crew-Bus der Seemannsmission Bremen in den Häfen unterwegs. Aber in der Weihnachtszeit sind die Mitarbeiter der Seemannsmission ganz besonders willkommen. | Foto: privat

Umso wichtiger ist auch die Arbeit der Seemannsmission. Fast täglich besucht er Schiffe in den Häfen. Zu Anfang bekommt der Pastor allerdings meist zu hören „Sorry, we are busy“ (übersetzt: „Entschuldigung, wir sind beschäftigt.“). „Aber wenn ich mich dann erstmal mit einem Kaffee in die Messe setze, dauert es nicht lang, bis die ersten vorbeischauen“, sagt der 46-Jährige. Der Pfarrer liebt die Arbeit mit ständig wechselnden Menschen und neuen Situationen. Und er hat festgestellt, dass gerade die Philippinos sich häufig einen Gottesdienst an Bord wünschen und religiös ansprechbar seien. Auch im letzten Jahr feierte der Seemannspastor eine Messe zu Heiligabend an Bord eines Frachtschiffes. Und so wird es wohl auch in diesem Jahr sein. Schon im Vorfeld gepackt haben er und seine beiden Kollegen kleine Weihnachtspäckchen für die Schiffsbesatzungen. Schokolade, Duschgel, etwas zum Lesen – auch das ein Gruß an Bord, der von Herzen kommt.
 

Martina Albert