Kämmerer der Stadt Frankfurt – Ansprechpartner in Sachen Dotation

Will „verlässlicher Partner“ sein: Dr. Bastian Bergerhoff

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Eine „zugewandte Neugierde und offene Kommunikation“ verspricht der neue Kämmerer der Stadt Frankfurt den Kirchen. Bastian Bergerhoff (Grüne) wünscht sich, dass die Kirchen „weiter diese Gesellschaft mitprägen“.



Dr. Bastian Bergerhoff: ungetauft, aber mit großer Affinität zu Orgeln und Glocken.


Wenn Dr. Bastian Bergerhoff von seiner Wohnung in Sachsenhausen aus zu Fuß sein Büro am Paulsplatz ansteuert, kommt der neue Kämmerer der Stadt Frankfurt gleich an mehreren bedeutenden Kirchen vorbei – die allesamt nun in seinen Zuständigkeitsbereich fallen. „Das hat meinen Blick auf sie verändert“, hat Bergerhoff schon festgestellt. Der in Deutschland einmalige Dotationsvertrag zwischen der Stadt und den beiden großen christlichen Kirchen hat vor bald 200 Jahren geregelt, dass die Stadt die Unterhaltslast für acht Gotteshäuser in der Innenstadt trägt. Seither gehört es zu den Aufgaben des Kämmerers, dafür das nötige Geld zur Verfügung zu stellen.

Der erste Zuständige ohne Taufschein

Für Bastian Bergerhoff, Mitglied der Grünen und promovierter Physiker, ist dieser Unterhalt mehr als eine Pflicht. Er bringe dem Thema durchaus Sympathie entgegen, bejaht er. „Ein Bewusstsein für Glauben und Kirchen“ gebe es schließlich auch in seiner Partei, verweist der Politiker auf die Landes- und Bundesarbeitsgemeinschaften Chris-tinnen und Christen bei den Grünen. Und Physiker, die wüssten, dass die Schöpfungsgeschichte durchaus eine Relevanz habe, gebe es ebenfalls genug.
Bastian Bergerhoff vermutet indes, dass er wohl der erste Kirchen-Zuständige der Stadt Frankfurt ohne christlichen Taufschein ist. Berührungen mit den Kirchen kann er gleichwohl einige nennen. Sein Zivildienst im „Haus der Begegnung“ gehört auf katholischer Seite dazu. Familiär ist der Vater eines Sohnes enger mit der evangelischen Kirche verbandelt. Denn der 53-Jährige hat einen evangelischen Pfarrer zum Schwiegervater. „Sehr viel Kirchenmusik“ hat Bergerhoff als Chormitglied oder Orgel-Aushilfe dazu in seinem Leben schon gemacht. Klar, dass es da eine Affinität gibt zu Orgeln und Glocken der Innenstadtkirchen, denen die Stadt per Dotation ebenfalls verpflichtet ist.
Kirchendezernent ist Bergerhoff genaugenommen aber nicht, anders als sein Vorgänger Uwe Becker (CDU), denn Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) hat sein Hoheitsrecht, die Verteilung der Dezernate, zu einer Veränderung genutzt. Danach liege die inhaltliche Zuständigkeit für Kirchen jetzt bei Feldmann selbst, erläutert Bergerhoff, Ansprechpartnerin für den „Rat der Religionen“ sei Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne). Der Kämmerer bleibt aber aufgrund des Dotationsvertrags wichtiger Gesprächspartner der christlichen Kirchenvertreter. Erwarten dürften sie von ihm als „verlässlichem Partner“ wie alle anderen auch eine „zugewandte Neugierde und offene Kommunikation“, sagt Bergerhoff. Umgekehrt hofft er auf einen „offenen Austausch und eine gewisse Vertraulichkeit“ und wünscht sich von den Kirchen, „dass sie weiter diese Gesellschaft mitprägen.“

Keine gute Alternative für Dotationsvertrag

Den immer mal wieder laut werdenden Rufen aus der Politik, dass es an der Zeit sei, die Entschädigungsleistungen des Staats für die Säkularisation zu beenden und damit Kirche und Staat klarer zu trennen, kann Bastian Bergerhoff nichts abgewinnen. Auch wenn jährlich einige Millionen Euro aufwendet werden müssen – neben dem Dom hatten zuletzt die Turmsanierung der evangelischen Dreikönigskirche und die Sanierung von St. Leonhard den Stadtsäckel stärker strapaziert – sieht er keine Neigung, den Dotationsvertrag zu kündigen. „Das gehört nun mal zu Frankfurt“, sagt der Kämmerer.  „Und man kommt auf keine gute Idee, was die Alternative ist.“

Von Barbara Schmidt